Ansichten

Holger Artus

Noch einmal zum 18. April 1944

Für den Newsletter der Kulturkirche bei der Johanniskirche habe ich einen kurzen Beitrag über die Kundgebung am 18. April 1944 in der Lerchenstraße geschrieben.

Constantin Schwarz und seine vier Kinder wurden am 18. April 1944 ins KZ Auschwitz deportiert. Sie waren Sinti*zza und lebten schon länger in St. Pauli in einem der Hinterhäusern der Lerchenstraße 14. Nach dem rassistischen Weltbild des NS-Regime sollten sie vernichtet werden. Insgesamt wurden bis zu 500.000 Sinti und Roma aus Europa ermordet. Die Schwester von  Constantin erzählte später, dass an dem Tag die Lerchenstraße auf der Höhe der Nummer 14 abgesperrt wurde. Eine Nachbarin aus der Lerchenstraße 10 erinnerte sich an die Schreie der Kinder, als die Polizei sie an diesem Tag abholte. Mit ihnen war auch Rosa Steinbach, die bei den Schwarz wohnte nach Auschwitz verschleppt worden. Keiner von ihnen überlebte die NS-Zeit.

Mit der Auflösung des KZ-Lagers für die Sinti und Roma in Auschwitz (es gab dort insgesamt drei KZ), wurden die beiden Zwillinge, Fred und Otto, sie waren 12 Jahre alt, vergast. Die beiden älteren, Albert und Ruwald, sowie ihr Vater, Constantin Schwarz, wurden von Auschwitz nach Deutschland ins KZ Buchenwald bei Weimar verschleppt. Hunderttausende KZ-Häftlinge wurden ab 1944 in neue Außenlager verlegt, um für die Kriegswirtschaft zu produzieren. Man brauchte ihre Arbeitskraft. 

80 Jahre später, am 18. April 2024, versammelten sich rund 50 Nachbarn vor der neu entstandenen Bürogebäude der Lerchenstraße 14, um an die Familie Schwarz und Rosa Steinbach zu erinnern. Der Vorsitzende des Sinti-Verein, Christian Rosenberg, betonte u.a. wie wichtig es heute, ist die Menschenrechte zu verteidigen und dass man seine Meinung sagen und eintreten muss. Bis heute wird immer wieder gegen Sinti und Roma gehetzt, ihnen wird eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben immer wieder verwehrt. Pastor Berndt ging vor allem aus der Sicht der Opfer auf den Verlust für die Gemeinschaft ein und betonte die Solidarität und Menschlichkeit, die uns verbindet. Gunhild Ohl vom Stadtteilarchiv St. Pauli erzählte aus dem Leben der Familie Schwarz.

Kommentare sind geschlossen.