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Holger Artus

83 Ausschlüsse in der IG Druck in den 1970er Jahren wegen Unterstützung einer „K-Gruppe“

Nach Recherche des Historikers, Dr. Marcel Bois, wurden in der IG Druck und Papier in den 1970er Jahren 83 Personen aus der Drucker-Gewerkschaft wegen der so genannten Unvereinbarkeitsbeschlüsse ausgeschlossen. Rund 30 Prozent von ihnen wurde alleine über den Hamburger Ortsvereinsvorstand damals beim Hauptvorstand beantragt. Bois hatte seine Recherche-Ergebnisse am 28. Mai 2024 im Hamburger Gewerkschaftshaus vorgestellt.

40 Teilnehmende besuchten die ver.di-Veranstaltung zu den Hamburger Ausschlüssen in der IG Druck und Papier in den 1970er Jahren im Gewerkschaftshaus. ver.di-Landesleiterin Sandra Goldschmidt begrüßte die Teilnehmer:innen und betonte, dass in Hamburg das Thema der Gewerkschaftsausschlüsse in den Gründungsgewerkschaften von ver.di weiter aufgearbeitet werden sollen Es gehe um ein Stück Geschichte in der Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung. In ihrer Eröffnungsrede entschuldigte sie sich im Namen von ver.di Hamburg bei den Ausgeschlossenen und richtete sich mit persönlichen Worten auch an direkt anwesenden Betroffenen: Es war ein Fehler, so Goldschmidt.

In der Podiumsdiskussion sprachen zwei Ausgeschlossene über die damaligen Prozesse und schilderten, wie es ihnen nach dem Ausschluss persönlich und beruflich erging. Martin Dieckmann entwickelte in der Diskussion noch einmal den Faden, dass mit dem Aufschwung der Arbeitskämpfe in der Druckindustrie es in den gewerkschaftlichen Strukturen die Sorge des Kontrollverlustes in diesem Prozess gab.

In der Plenums-Diskussion ergriffen weitere Betroffene das Wort. Der damalige Ortsvereinsvorsitzende der IG Druck und Papier aus Hannover erzählte, dass auch er ausgeschlossen werden sollte, aber die Organisation vor Ort sich solidarisch verhielt und das Verfahren abgewendet wurde. Dieckmann verwies darauf, dass es in der Organisation immer Widerstand gegen die Praxis und die Folgen gab. Auf Gewerkschaftstagen gab es Anträge und Debatten. Zur Frage, warum der Anteil in Hamburg so hoch gewesen sei, sagte er, dass sich das u.a.  aus dem hohen Mitgliederanteil des Hamburger Ortsvereins der IG Druck und Papier an der Gesamtorganisation ergebe. Hamburg war eines der Druckzentren mit Axel Springer, Broschek, Auer Druck oder der Druckerei des Heinrich Bauer Verlages. Vertreter des Hamburger VS und der dju ergriffen in der Diskussion das Wort.

Sandra Goldschmidt hob am Ende der Veranstaltung hervor, dass man weitere Nachfolge-Veranstaltungen in Hamburg prüfe, um diesen Teil der Organisationsgeschichte in Hamburg weiter aufzuarbeiten. 

Im Vorfeld hatte ver.di Hamburg auf ihrer Homepage aus verschiedenen Perspektiven zur damaligen Praxis verschiedenen Interviews zum Hintergrund angeboten.

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