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Holger Artus

Neben den Ausschlüssen wurde der Rechtsschutz und die Aufnahme verweigert

Neben den politisch motivierten Gewerkschaftsausschlüssen aus der IG Druck und Papier in den 1970er Jahren wurden in Einzelfällen auch Aufnahmeanträge durch den Ortsvereinsvorstand abgelehnt.

Als Begründung wurde z.B. in einem Fall (Kai E.) gesagt, dass er in der Druckerei Hein & Co. arbeitete, die Magazin und Flugblätter des KB produzierte, wie den „Druckarbeiter“ vom KB für die Beschäftigten der Druckindustrie in Hamburg.

Einer anderer der Ausgeschlossenen (Christoph B.) in Hamburg war bei Hein & Co. beschäftigt. Dem späteren Ortsvereinsvorsitzenden der IG Medien, Peter Altenburg, wurde die Aufnahme verweigert, da er zu den Ausgeschlossenen in der GEW Berlin gehörte. Insgesamt wurden fünf Aufnahme-Anträge in Hamburg mit Verweis auf die „Unvereinbarkeitsbeschlüsse“ vom Vorstand abgelehnt.

Verweigerung des Rechtsschutz bei unliebsamen Redakteuren z.B. aus der MOPO

Die Nicht-Gewährung von Rechtsschutzanträgen war ebenfalls ein Teil des „durchregierens“ des DruPa-Vorstandes gegen linke Meinungen und Personen. 

So schmiss die SPD in der MOPO im Mai 1973 zwei leitende Redakteure raus, dem Lokalchef, Werner Irle und den CVD, Andreas Conradi, raus. 25 SPD- Bundestagsabgeordnete solidarisieren sich mit den beiden. Anlass: Die Berichterstattung und Kommentierung der Hausbesetzung in der Ekhofstraße (Hamburg-Hohenfelde). Andreas Conradi, MOPO-CVD zu Beginn der 1970er Jahre, wurde wegen der Berichterstattung zur Hausbesetzung in der Eckhoffstraße rausgeschmissen.

Wegen politischer Gründe wurden einige Rechtsschutzanträge abgelehnt, so bei Stefan S., der zu den Ausgeschlossenen 1974 gehörte und bei Axel Springer Hamburg gekündigt worden war. Auch der konkret-Herausgeber, Hermann Gremlzia (SPD) gehörte zu den Personen, deren Rechtsschutz-Anträge abgelehnt wurden. Allerdings ging es dabei inhaltlich um die ablehnende Haltung des DruPa-Vorstandes gegen die Linie der konkret, weshalb man den Antrag des ehemaligen Spiegel-Redakteur und ab 1974 konkret-Herausgeber aus politisichen Motiven ablehnte.

Die „Guten“ hatten ihre Vorteile

Liest man heute die Sitzungsprotokolle des Landesbezirks- und Ortsvereinsvorstandes der IG Druck und Papier von 1971 bis 1983, so spiegeln sie natürlich die Zeit wieder. Es ist aber auch zu lesen, dass die vermeintlich „bösen“ bestraft wurden und die „Guten“ davon ihre Vorteile hatten. Wer zu ihnen gehörte, konnte finanzielle Vorteile als hauptamtlicher Funktionär im Einzelfall im erheblichen Umfang in Anspruch nehmen oder wurde großzügig beschenkt. Das spielt insofern eine Rolle, als ausgeschlossenen Kollegen:innen wie z.B. Karl-Heinz W., Wolfgang B., Ulla K. oder Stefan S. in dem Zuge von den Unternehmen gekündigt wurden und sie finanzielle Nachteile erlitten.

Der Weg zurück in die IG Druck und Papier

1980 wurden in Hamburg die ersten zwei der 1976 ausgeschlossenen wieder aufgenommen. Dazu mussten sie ein Revers unterschreiben, dass sie nicht zu den „K-Gruppen“ oder sie unterstützen. Über die Jahre traten viele der Ausgeschlossenen oder Abgelehnten in Hamburg wieder ein. Eine genauer Aussage kann man nicht sagen, da dieser Teil leider durch die von Friedrich-Ebert-Stiftung belastet wurde (Aktualisierung am 30. Mai 2024) und ich keine Interesse mehr hatte, mich mit der Klärung der Namen weiter zu beschäftigten. Diese hätte nur über die FES erfolgen könnte, das „Datenschutz“ angemahnt hatte. Neben den öffentlich bekannten Namen hätten wir genauere Daten der Personen zu benötigt, um zu prüfen, ob die damals Ausgeschlossene wieder in der Gewerkschaft sind, um sie dann einzuladen zu können. Auf solche Debatten im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Geschichte war mir meine Zeit zu kostbar.

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