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Holger Artus

Hans Prien, dritter Nazi aus der Familie des Bauunternehmen AUG.PRIEN

Neben August Prien (jun.), so belegen neue Unterlagen, war auch Hans Prien bis 1945 in der NSDAP. Im Unterschied zu seinem älteren Bruder August, engagierte er sich bis 1945 in der SA und war SA-Offizier. Kurt Prien, der dritte der Gebrüder Prien, war seit 1931 in der NSDAP (Mitgl. Nr. 569992).

Kurt schloss sich sehr früh dem putschistischen Freikorp “Verband Hindenburg“ an, die Pläne zum Sturz der Weimarer Republik verfolgten. Er war am 1. Januar 1937 Kreisgerichtsvorsitzender des Kreis 8 der NSDAP und starb am 7. April 1940.

Quelle: Staatsarchiv Hamburg 221-11 J (B) 543

Wegen seiner NSDAP und SA-Mitgliedschaft bis 1945 wurde Hans Prien am 18. März 1946 durch die Regeln der britischen Administration in Hamburg aus dem Bauunternehmen AUG. PRIEN entlassen.

Er wurde am 21. Juli 1893 geboren. Ab 1924 gehörte Hans Prien dem antisemitischen Stahlhelm, einer paramilitärischen Formation von Wehrmachtssoldaten, an. “Die Stahlhelm-Mitglieder bezeichneten sich gegen Ende der Weimarer Republik sich selbst in Abgrenzung zur NSDAP auch als die „deutschen Faschisten“. Zu weiteren Grundforderungen gehörten die Schaffung eines „völkisch großdeutschen Reiches“ die Bekämpfung der Sozialdemokratie sowie des „Händlergeistes des Judentums“ und der demokratisch-liberalen Weltanschauung, die Vergabe führender Stellen im Staat an Frontsoldaten und eine Politik für Lebensraum im Osten.” (Wikipedia)

Hans Prien trat nach eigenen Angaben 1928 der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), einer rechtsextremistischen, völkischen und antisemitischen Partei bei. In den 1920er Jahren hatte sie den Kapp-Putsch gegen die Weimarer Republik unterstützt und kooperierten seit 1930 mit der NSDAP. Sie war an der Regierung von Adolf Hitler ab Januar 1933 beteiligt und stimmte für die Ermächtigungsgesetze, die zur NS-Diktatur führten. Im März 1933 stimmten in der Hamburgischen Bürgerschaft auch die DNVP und Stahlhelm-Abgeordneten für ein Bündnis mit der NSDAP, die nur 51 Abgeordnete der 160 Abgeordneten stellte. Der Stahlhelm stellte seit März 1933 zwei Mitglieder des Senats in Hamburg.

Carl Vincent Krogmann, Hamburgs Bürgermeister seit März 1933 und SA-Mitglied, sprach nach seiner Wahl in der Bürgerschaft über die Absichten des Koalitionssenats von NSDAP, Stahlhelm, DNVP, Staatspartei und DVP. Hier einige Zitate aus der Rede: „Die Schule muß mit neuem Geist erfüllt werden. … Die nationale Revolution muß daher der Schule ein neues Gesetz geben. Sie darf nicht mehr der Bildung von Einzelpersönlichkeiten dienen, die im luftleeren Raum stehen, sondern sie muß jeden zum Mitglied der Volksgemeinschaft erziehen, und zwar einer Volksgemeinschaft… Dieses bedingt, daß die Erziehung wieder auf christlicher Grundlage erfolgt, daß wieder deutsche Geschichte gelehrt wird, und daß ein Ausbau des lebenskundlichen biologischen Unterrichts, insbesondere der Rassenkunde, erfolgen muß … Um diese ihr gestellten Aufgaben wirksam in Angriff nehmen zu können, mußte die Landesschulbehörde zunächst diejenigen Personen aus dem Schulaufsichtsdienst abberufen, die nach ihrer politischen und weltanschaulichen Einstellung nicht ausreichende Gewähr bieten konnten... Was die Justiz anbelangt, so ist durch den Arier-Paragraphen des Reichsgesetzes die Garantie geschaffen, daß die Rechtspflege hinfort auf eine deutsche Grundlage gestellt wird. (Bravo! und Händeklatschen.) 44 Rechtsanwälten ist bisher wegen nichtarischer Abstammung die Zulassung entzogen, eine weitere größere Anzahl wird folgen. 3 Anwälte sind wegen kommunistischer Betätigung ausgeschlossen. (Bravo!) In einer Anzahl von weiteren Fällen ist die nachgesuchte Zulassung zur Rechtsanwaltschaft wegen nichtarischer Abstammung abgelehnt worden … Das Berufsbeamtentum hat aber nach seiner großen Tradition nur dann einen Sinn, wenn der Berufsbeamte nicht nur seine Arbeitskraft und seine Fähigkeiten, sondern seine ganze Persönlichkeit freudig in den Dienst von Staat und Volk stellt. Der neue Staat kann nur solche Beamten gebrauchen, die bereit sind, im Sinne der Weltanschauung des Volksführers Adolf Hitler und seiner großen Freiheitsbewegung an der weiteren Durchführung der Erhebung schaffend mitzuwirkenSofort nach der Machtübernahme wurde mit der Reform der Staatspolizei begonnen, und es war dadurch möglich, in ganz kurzer Zeit in Harmburg die Bevölkerung von dem Druck der kommunistischen Unruhestifter zu befreien. Die vorzügliche Arbeit des Fahndungskommandos in Verbindung mit dem opferbereiten Einsatz des »Kommandos zur besonderen Verwendung« ermöglichte es, etwa 300 kommunistische Attentäter und Volksverführer aus ihren Schlupfwinkeln herauszuholen und in Haft zu setzen.“

Mit dem Machtübernahme der NSDAP kam es auch in den politischen Organisationen zu Veränderungen. Der Stahlhelm ging im April 1933 in der SA auf. “Die unter 35-jährigen Mitglieder, rund 314.000, übernahm ab Juli die SA direkt als „Wehrstahlhelm“. Unter der Bezeichnung „SA-Reserve I“ wurden die 36- bis 45-jährigen Mitglieder des Stahlhelms bis September 1933 organisatorisch der SA-Führung unterstellt, die über 45-jährigen als „SA-Reserve II“. Im Januar 1934 „verschmolzen“ diese Verbände mit der SA.” (Wikipedia). Über die Jahre verlor die SA immer mehr ihre Bedeutung. Zum landesweiten Einsatz kam die SA nochmals in der „Reichspogromnacht“ gegen die jüdische Bevölkerung im November 1938. In seinem “Entnazifizierungsverfahren” betonte Hans Prien, dass er niemanden Schaden zu gefügt hätte, auch nicht den jüdischen Menschen. Angesichts der Beteiligung der SA/SS an den November-Pogromen 1939 muss man auch diese Aussage in Frage stellen.

Seit 1930 arbeitete Hans Prien in dem Unternehmen seines Vaters, August Prien (sen.). 1936 wurde er wie seine beiden Brüder, August (jun.) und Kurt Mit-Gesellschafter des Bauunternehmens. Er wurde Leiter der Personal- und Gehaltsabteilung von AUG. PRIEN. Als Personalchef forderte er u.a. alle Beschäftigten auf, Mitglied der DAF zu werden. Wer sich weigerte, wurde entlassen. In seinem „Entnazifizierungsverfahren“ sprach 1947 der damalige Betriebsratsvorsitzende von AUG.PRIEN nach 1945, Adolf Hase, vom Fall Berbrandt, der Wegen seiner Weigerung, Mitglied der DAF zu werden, rausgeschmissen wurde. Die Lehrlinge mussten in der Hitler Jugend sein.

Die Sekretärin der Geschäftsleitung, Katharine Rotenburg, sprach damals davon, dass Hans Prien im Unternehmen immer mit “ SA-Uniform erschien, wenn er nachmittags oder abends SA-Dienst hatte”, was seinem Bruder August nicht gefiel. Er soll die Meinung vertreten haben, dass man Politik und Unternehmen trennen sollte, was angesichts der Realität des Verhalten des Unternehmens in der NS-Zeit eher zynisch klang.

Quelle: Staatsarchiv Hamburg 221-11 J (B) 543

Wie sein Bruder August, bediente sich auch Hans der Lüge von der automatischen Übernahme  von der SA-Reserve (Stahlhelm, die es gar nicht mehr gab) in die NSDAP. Der Anwalt von Hans Prien behauptete in seinem Antrag , dass Hans Prien nie an Politik interessiert gewesen sei. Seine ganze Laufbahn seit 1928 zeichnete seinen Weg als Faschisten und damit eines politischen Menschen. 

Quelle: Staatsarchiv Hamburg 221-11 J (B) 543

Am 30. Oktober 1947 wurde eine Verfügung vom Berufungsausschuss (16) erlassen, dass Hans Prien für die Zahlung einer Gebühr von 150 RM in die Entnazifizierungs „Kategorie V“ eingeteilt werde, also wieder in seinem Unternehmen beschäftigt werden kann.

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