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Holger Artus

80. Jahrestag der Kapitulation Italiens am 8. September 1943

An den 8. September 1943, dem Ausstiegs Italiens aus der Front mit Nazi-Deutschlands, wird auch dieses Jahr in Hamburg mit einer Kundgebung erinnert. Nach der Verkündung des Waffenstillstand der neuen italienischen Regierung mit den Alliierten am 8. September 1943 kam es zur Gefangennahme der italienischen Soldaten durch die deutsche Wehrmacht. Wer NEIN sagte, weiter an der Seite Nazi-Deutschland zu kämpfen, wurde als Zwangsarbeiter verschleppt.

Über 660.000 weigerten sich. Die Nazis machten aus ihnen „,Militärinternierte“, um sie umfassend vor allen zur Zwangsarbeit einzusetzen, ohne an internationale Konventionen gebunden zu sein. In Italien stellte der 8. September 1943 auch den Wendepunkt beim Beginn des militärischen Widerstands, der Resistenza, gegen die deutsche Besetzung Italiens und die faschistische (Teil)Republik der RSI.

Die Kundgebung findet am 8. September 2023 um 18 Uhr vor dem Hafenamt, dem damaligen Hauptsitz von Strom- und Hafenbau, in der heutigen Hafencity in der Osakaallee 12, statt. Strom- und Hafenbau war eines der über 600 Hamburger Unternehmen, die 15.000 italienische Militärinternierte, als Zwangsarbeiter in ihre Geschäftsprozesse einsetzte.

Aktivitäten im Norden zum 80. Jahrestag

Neben der Kundgebung am 8. September 2023 wird es eine Veranstaltung am 6. September um 19 Uhr im italienischen Kulturinstitut geben. Hamburg Wasser wird am 7. September 2023 um 18 Uhr die deutsche Fassung des Tagebuchs von Marino Ruga, einem IMI der Hamburger Wasserwerke, in Anwesenheit seines Sohnes auf der Elbinsel Kältehöfe, vorstellen.

Die KZ Gedenkstätte Neuengamme wird um das Datum herum eine Social Media Begleitung zu italienischen KZ-Häftlingen starten.

Um den 80. Jahrestag der Kapitualtion Italiens am 8. September 1943 und der Ankunft der ersten italienischen Militärinternierten in Sandbostel werden hier mehrere Veranstaltungen angeboten So gibt es einen Vortrag von Prof. Dr. Christoph U. Schminck-Gustavus zum Schicksal des Attilio Buldini. Attlilio Buldini war zunächst im Kriegsgefangenenlager Stalag X B Sandbostel und dann in drei Bremer Lagern interniert. Am 10. September, dem Tag des offenen Denkmals, wird in zwei Themenrundgängen an die Italienischen
Militärinternierten erinnert.

Neben öffentlichen Aktivitäten auch neues zu den IMI in Hamburg auf dem Blog

Weiteres ist in Planung, ob alles realisiert werden kann, wird sehen. Die Aktivitäten, sollten sie nicht zum 8. September 2023 stattfinden, werden zu einem späteren Zeitpunkt aufgegriffen und umgesetzt. In unseren Diskussionen wird von April 2024 im Zusammenhang mit der Woche des Gedenkens im Hamburg-Mitte gesprochen.

Neben den Veranstaltungen, ob Lesungen, Vorträgen und der Kundgebung wird es eine Web-Begleitung geben. Dabei wird es darum gehen, über einzelne IMI etwas zu erzählen, die für Püste & Gille in Rahlstedt, für Dolmar (heute Makita) in Bahrenfeld, den GHB im Hamburger Hafen oder dem Bauunternehmen Max Wiede aus Wandsbek arbeiten mussten. Befasst werden soll sich mit der bisher nicht bekannten NS-Geschichte vom Hamburger Bauunternehmen, Aug. Prien (Grobecker, ehemals Hamburger Abendblatt, hatte dazu geschrieben, aber da stimmt manches nicht, vieles verschwiegen und der Kern verdreht). Auf der Web-Seite https://imiimhamburg.wordpress.com wird die Übersicht zu den IMI-Lager in Hamburg weiter komplettiert.

U.a. soll es um die damalige Jahnhalle am Besenbinderhof und dem Zwangsarbeitslager in der Sylvesterallee in Bahrenfeld gehen. Noch nicht realisiert, aber in der Umsetzung, ist die Realisierung der Erzählungen mit den Unternehmen, den damaligen oder heutigen Eigentümern.

Was passiert in der Zukunft?

Seit 2019 wird diese Aktivität anlässlich des 8. September 1943 in Hamburg von der „Projektgruppe italienische Militärinternierte Hamburg“ organisiert. Thema sind die italienischen Militärinternierten. Die zivilgesellschaftliche Aktivität bleibt eine überschaubare, wenn man die Anzahl der Teilnehmenden sah. Daran wird sich 2023 nichts ändern. Rückblickend kann man aber sagen, dass sich die regionalen und internationalen Beziehungen, die Kontakte zu Angehörigen ausgebaut haben.

Das Wissen über die IMI in Hamburg ist weiter gewachsen und es kann nicht alles dazu veröffentlicht werden, weil einfach die Ressourcen fehlen. Verschiedene Projekte sind in der Diskussion, auch mit Blick auf 2024.

Die Bereitschaft, sich mit uns als „Projektgruppe IMI HH“ auseinander zu setzen, ist gestiegen. Da wir am Ende auch nur eine kleine Aktivität sind, gelingt es uns bisher noch, Gehör zu finden. Mit dem dokumentierten, auf dem Podcast und dem Blog, ist etwas aus heutiger Sicht bleibendes geschaffen worden, auf den vielleicht später andere aufsetzen werden oder es neu strukturieren, so dass es im Kontext zum Generalthema der NS-Zwangsarbeit steht.

Trotz der großartigen Arbeiten von Dr. Friederike Littmann und anderer Publikationen ihrer Kollegen:innen aus dem FZH ist es m.E . an der Zeit, dass seit dem entstandene Wissen zu berücksichtigen, um das vorhandene zu erneuern.

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