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Holger Artus

Nachbarn über Stolperstein putzen informiert

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Am 27. März 2021 will ich Stolpersteine im Grindelviertel putzen. Sie liegen vor dem letzten Standort einer jüdischen Schule in Hamburg, die zum 30. Juni 1942 am Papendamm 3 geschlossen wurde. Da wir bei uns im Schanzenviertel am 8. April 2021 an die Schließung der Israelitischen Töchterschule erinnern und dabei die üble Rolle der Schulleiterin der Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße beleuchten, will ich an verschiedenen Orten der ermordeten jüdischen Schülerinnen und Schüler die Nachbarschaft dafür werben oder darauf hinweisen.

Liebe Nachbarn um den Martin-Luther-King-Platz,

Auch wenn ich nicht unmittelbar ihr Nachbar bin, sondern nahe dem Sternschanze Bahnhof wohne, möchte ich Ihnen gerne ein Anliegen von mir näher bringen. Es geht nicht um Corona, auch wenn es in der Debatte sicher das alles überlagernde Thema ist. Mir geht es um die Stolpersteine in Ihrer Straße. Die 27 Steine erinnern an die Schülerinnen und Schüler im damaligen jüdischen Waisenhaus am Papendamm 3, sie erinnern auch an die Betreuerinnen. Ich werde diese Steine am  Sonnabend, den 27, März 2021 um 11 Uhr  putzen. 

Was ist der Anlass?

In unserem Live-Stream am 8. April 2021 auf YouTube geht es um einen Brief der damaligen Schulleiterin, Emma Lange, der Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße vom 2. April 1942, Emma Lange. Sie hatte es abgelehnt, die Schülerinnen und Schüler der Israelitischen Töchterschule aus der Karolinenstraße 35 (Karolinenviertel) aufzunehmen. Es ist ein furchtbarer antisemitischer Brief. Er führte dazu, das 78 junge Menschen ihren Schulunterricht im Waisenheim im Papendamm 3 unter unzumutbaren Bedingungen durchführen mussten. Die „arischen“ Schulen wollten nichts mit der „Judenschule“ zu tun haben. Als am 30. Juni 1942 die jüdischen Schulen auf Anordnung der Nazis geschlossen wurden, war auch der Papendamm 3 davon betroffen. Nach der Schließung des Schulbetriebs Papendamm 3 wurden die Bewohner/innen des Waisenheim an verschiedenen Tagen in Ghettos oder in die Vernichtungslager deportiert.

Am Donnerstag, den 8. April 2021 findet um 17 Uhr auf Youtube eine virtuelle Kundgebung statt, um an die jüdischen Schülerinnen und Schüler zu erinnern, die am 15. und 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße nach Theresienstadt deportiert und ermordet wurden. Unter ihnen waren auch Kinder und Schülerinnen, an die mit den Stolpersteinen in Ihrer Straße erinnert wird. So Elchanan Jarecki. Es gibt weitere Stolpersteine von Schülerinnen und Schüler, die bis zum 30. Juni 1942 im Papendamm 3 betreut wurden, aber die Stolpersteine vor den letzten Wohnadresse liegen. So z.B. von Marion und Wolfgang Emanuel am Heußweg 17. Auch hier wende ich mich an die dortige Nachbarschaft. 

In unserem Live-Stream wird auch die wohl älteste noch lebende Schülerin der Israelitischen Töchterschule aus der Karolinenstraße 35, Erika Estis, sprechen. Sie ist 98 Jahre und lebt in New York. Es wird ein Gespräch mit ihr geben. Wir wollen an dem Tag an das schlimme Schreiben der NS-Schulleiterin erinnern. Unser Absicht ist, dass man auch heute Haltung gegen Rechts einnimmt:  Antisemitismus und Rassismus darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.  

Mehr unter https://www.sternschanze1942.de. Hier finden Sie auch den Link zum Live-Stream, da die Adresse auf dieser Info eher wenig hilfreich sein dürfte.

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