Ansichten

Holger Artus

Aus zehn Jahre DuMont sind fast 11 geworden

Ein merkwürdiges Vorgehen in der Etatplanung im November 2018 signalisierte, dass es zu grundlegenden Veränderungen bei DuMont kommen dürfte. Damals war nicht klar, dass DuMont seinen Zeitungsbereich verkauften wollte. Der Ansatz von mir war, dass man „10 Jahre DuMont“ zum Thema nach innen macht, um das Thema des Ausstiegs aus der MOPO vorsichtig zu angehen. In der Stadt Hamburg sollte der 70. Geburtstag der MOPO zum Thema gemacht werden, aber unter dem Aspekt, dass es künftig um Lokaljournalismus und der digitalen Transformation angehen muss. Im Februar 2019 schrieb ich einen Entwurf für ein Info, dass aber so nicht erschien, inhaltlich fand es aber eine Entsprechung. Jetzt, wo DuMont Geschichte geworden ist, will ich das nicht erschienene Info nicht mehr „verheimlichen“. Es waren aber auch nur Gedanken zum Zeitpunkt. Eine ältere Fassung aus dem Dezember 2018 zum Thema „10 Jahre DuMont“ wurde berücksichtigt. Aus zehn Jahren DuMont sind jetzt fast 11 Jahre geworden (minus ein Monat).

Am 1. April 2009 wurde die DuMont Mediengruppe Eigentümer der Hamburger Morgenpost. Am 25. März 2009 stellten sich die drei DuMont-Vorstandsmitglieder Konstantin Neven DuMont, Christian DuMont Schütte und Dr. Eberhard Klein sowie der Berater von Alfred Neven DuMont, Peter Pauls, den Beschäftigten in der Griegstrasse 75 vor. Sie redeten etwas wirr über ihr Konzept und die Zukunft der MOPO. Jetzt, zehn Jahre später, kann man die Prognose abgeben, dass sich diese „Beziehung“ dem Ende näher. DuMont will sich neu aufstellen und prüft die Trennung vom Zeitungsbereich. 

Es ist nicht das erste Mal, dass DuMont versucht hat, die Mopo zu verkaufen. Bereits 2013 gab es Verkaufsgespräche. Dr. Bauer bestätigte es auf seiner ersten Versammlung in der MOPO 2014 , zu der ihn der Betriebsrat geladen hatte. Glaubt man den jüngsten Medienveröffentlichungen, hatte man vor mehreren Monaten mit der Funke Mediengruppe über den Verkauf des Zeitungsbereichs verhandelt (meedia.de) und später mit der Madsack Mediengruppe. Jetzt wurde (2/2020) die „Vertraulichkeit verletzt“, aber DuMont kann nicht dementieren, was Redaktionen schwarz auf weiß vorliegt, ein Verkaufsprospekt, auf dessen Basis Bieter unverbindliche Angebote machen können.

Die Zeit der MOPO unter DuMont endet, da kann man sicher sein, nach 10 Jahren. Zwar bemüht man sich DuMont die Darstellung, man prüfe, aber etwas anderes hat auch niemand geschrieben. Uns wird versichert, dass die Klärung bis Sommer 2019 dauert. Es geht dem Vorstand um die Weiterentwicklung von DuMont….

Die MOPO war unter DuMont nie ein geliebtes Kind von denen. Jetzt droht die Gefahr, dass mit dem Gesellschafterwechsel auch eine ernsthafte Existenzgefährdung für die MOPO besteht. Die würde sich ergeben, wenn nicht die Zeitungen im Paket, sondern nur Teile verkauft werden und die Mopo nicht dazu gehört. Sicher sind alle Darstellungen der Wettbewerber taktischer Natur, aber der Print-Boulevard hat es in der Zukunft schwer, wenn er auch weiterhin 80 Prozent des Umsatz der Mopo trägt.

Es gibt Chancen für die MOPO, wenn sich DuMont von Zeitungsbereich trennt und es auch Käufer für die Mopo gibt. Wir wollen aber keine Illussion verbreiten, dass es in dem Falle alles so weiter geht. Die MOPO, so wie wir sie gehen, wird es so in Zukunft nicht mehr geben, wenn sich ein Käufer findet. Sollte DuMont Teile ihrer Zeitungen nicht verkaufen, aber die MOPO nicht, dann werden wir erleben, dass sie das Unternehmen einstellen.

Der Vorstand, bei Verkaufsplanungen „erwischt“, wird bemüht sein, bhis zur Verkündung Verwirrung zu stiften, bis klar ist, ob sich Käufer finden und für was. Uns sollte das nicht davon abhalten, unseren Platz als Belegschaft zu bestimmen. Wir können warten oder wir mischen uns mit unseren Möglichkeiten ein.

Die Verluste sind keine Katastrophe für ein Unternehmen. So schreiben z.B. die beiden Digitalgesellschaften von DuMont, Facelift und censhare, Millionen-Verluste. Hier prüft DuMont hier keinen Verkauf, sondern redet sogar von Aufkauf. Das Geschäftsfeld Zeitungen ist heute sicher ein anderes als das Wachtsumsegment „Social Media-Kommunikation“. Die MOPO ist unter dem Druck, Anzeigen- und Vertriebsumsätze sind rückläufig und werden es bleiben. Die digitalen Anzeigenerlöse steigen, aber gemessen an den Printumsätzen (Anzeigen und Vertrieb, inkl. DuMont Media) tragen sie alleine nicht das Geschäft. Von den 17,6 Mio.€ Umsatz (2017) kommen 1,8 Mio.€ aus den Digital-Aktivitäten, also rund 10 Prozent. 

DuMont, dass hat für eine innovative Strategie und digitale Transformation der MOPO zum einen bedeutet, dass unendlich viel Zeit vergeudet wurde, weil die Verantwortlichen an die Gruppe dachten, wo die MOPO keine Rolle spielte oder sie dachten immer an Köln. Die redaktionelle Neuaufstellung der MOPO im Sommer 2017, die so genannten „Neuerfindung von Boulevard“ im digitale Zeitalter, hat die Lage der Zeitung und ihrer Transformation nur beschleunigt und die Krise forciert. Alle denkbaren (strategischen) Perspektiven der Weiterentwicklung der Digitalstrategie von mopo.de im Verbund mit anderen wurden abgelehnt. Schaut man heute auf das ehemalige G+J-Portal mopo24.de, kann man sehen, was alles möglich gewesen wäre. Beschäftigungspolitisch arbeiten dort insgesamt 100 Beschäftigte und die Plattform wird heute unter tag24.de national ausgebaut. Es ist ein Treppenwitz, dass heute die Domain mopo24.de (noch) DuMont gehört.

Die Gründe für die schwierige Lage der MOPO ergeben sich aus dem Gattungswandel vom Print zum Digital, der strategische Krise von DuMont in der Entwicklung des Zeitungsbereichs und dessen Ausläufer in der MOPO („Agile Redaktion“), die Führungskrise am Standort und der Positionierung der Marke in Hamburg. Wenn mangelnde Strategie und wirtschaftliche angespannte Lage sich länger begleiten, kann es zu existenzielle Situationen kommen. Auf die Phase bewegt sich die MOPO zu.

Wir sollten nicht mehr darauf hören, was da von den Verantwortlichen erzählt wird, was für ein tolles Team ihr sind, das tole Produkte schafft. Es dient nur der Täuschung und verfolgt die Absicht, Arbeitnehmer/innen davon abzuhalten, sich einzumischen. Ja, ihr als Beschäftigte, die jeden Tag die MOPO produziert, mopo.de befeuert, die ihr Anzeigen verkauft und den Produktionsprozess gewährleistet, ihr tragt die MOPO und habt tolle Ideen, aber einen kreativen Prozess der Potentialerschließung wurde von denen „da oben“ nicht aufgesetzt. Ihr sollt nur umsetzen, was aber Teil der Krise ist. Und mit Blick auf DuMont sollten man es aussprechen: Als Team-sollte man sich von ihnen trennen. Dann wird nicht alles besser, aber die Chance für eine Wende entsteht.

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