Am Sonntag, den 4. August 2019 zwischen 12 bis 12:30 Uhr werden in den Bürgersteig der Schäferkampsallee 41 zwei Stolpersteine für Anna und Gusti Zucker eingelassen.
Um was geht es?
Die beiden neuen Stolpersteine erinnern an Anna und Gusti Zucker, die hier gewohnt haben. Sie wurden von den Nazis am 24. Juni 1944 in Chelmno ermordet. Bereits heute erinnern zwei Stolpersteine an ehemalige jüdische Mieter der Schäferkampsallee 41, Helene Löwenthal, geborene Isaac, und ihr Sohn Walter Löwenthal. Helene Löwenthal wurde am 30. Januar 1942 ermordet, Walter Löwenthal verlor sein Leben am 18. Februar 1943 in Auschwitz. Wenn Sie die Schäferkampsallee links und rechts von der Hausnummer 41 entlang gehen, werden Sie weitere Stolpersteine finden.
Über Anna und Gusti Zucker
Gusti Zucker, geboren am 26. September 1891 und Anna Zucker, geboren am 25. Juni 1989, waren mit ihrer Mutter, Henriette Zucker und ihrer Schwester Eva im Jahr 1905 nach Altona gezogen. Mit 14 Jahren begann Gusti Zucker eine Ausbildung als Näherin. Anna Zucker schloss eine Ausbildung als Kontoristin ab. Während sie in der Ausgabestelle der Hamburger Wohlfahrtseinrichtungen ihrem Beruf nachging, arbeitete Gusti Zucker als Ausbildungsleiterin im Modehaus Robinson am Neuen Wall. 1932 zogen sie vom damaligen Altona, Kleine Gärtnerstraße (heute Stresemannstraße), 1936 in die Weidenallee 6 nach Hamburg. 1936 fanden die beiden eine Zwei-Zimmerwohnung in der Schäferkampsallee 41. Anna hatte bereits 1933 ihre Arbeit auf Grund des “Berufsbeamtengesetzes” bei der Stadt Hamburg verloren. Juden sollte bei der Stadt Hamburg nicht beschäftigt werden. Gusti verlor ihre Arbeit beim Modehaus Robinson, weil dieses am 9. November 1938 von den Nazis in der Progromnacht zerstört und danach “arisiert” wurden. Robinson musste sein Geschäft verkaufen, die neuen “deutschen” Eigentümer wollten Gusti Zucker nicht haben.
Am 25. Oktober 1941 mussten sich Anna und Gusti Zucker auf der Moorweide/Dammtor einfinden und wurden von dort über den Hannoverschen Bahnhof (heute Hafencity) nach Lodz deportiert. Das Ghetto Lodz wurde dann im Sommer 1944 aufgelöst und über 7.0000 jüdische Menschen wurden auf zehn Züge verteilt in der Zeit vom 23. Juni bis 14. Juli 1944 in das Vernichtungslager nach Chelmno gebracht, um dort auf einem ehemaligen Gutshof in Gaswagen ermordet zu werden.
Am 15. Juli 2019 fand vor dem Bahnhof Sternschanze eine Kundgebung statt, die an die Deportation von jüdischen Frauen, Männer und Kinder über die Schule Schanzenstraße. Über 1.700 Menschen wurden am 15. und 19. Juli 1942 in ein anderes Ghetto als die beiden Schwestern Anna und Gusti Zucker, nach Theresienstadt verschleppt. Nur wenige haben das überlebt. Rund 350 Menschen aus unserer Nachbarschaft hatten sich zu dieser Kundgebung eingefunden, um sich an dieses Geschehen zu erinnern, siehe auch auf dieser Website: https://www.sternschanze1942.de. Die Kundgebung wollte aber nicht nur auf diesen tragischen wie empörenden Teil der Geschichte erinnern. Als Mitinitatoren/in haben wir auch dazu aufgerufen, jede Form von Antisemitismus in unserer heutige Zeit entgegenzutreten, wie Rassismus und Fremdenhetze.
Die Stolpersteine sind eine stille Form der Erinnerung an die Geschichte des deutschen Faschismus. Heute sind sie allerdings das größte dezentrale Kulturdenkmal in Europa.
Auf der Hamburger Web-Seite der Stolpersteine (http://www.stolpersteine-hamburg.de) steht:
“Das Grauen begann nicht erst in Auschwitz,Treblinka oder in anderen Lagern … … es begann in unseren Nachbarschaften, in unserem Haus, vor unserer Tür!”
Für uns eine Mahnung , der Einbringung der beiden Stolpersteine für Annna und Gusti Zucker beizuwohnen. Wir würden uns freuen, wenn Sie ebenfalls Zeit fänden, dazuzukommen.
Über Helene Löwenthal und Walter Löwenthal
Helene Löwenthal war am 31. August 1864 geboren, ihren Sohn Walter brachte sie am 10. Februar 1892 zur Welt. Seit 1898 zogen die Löwenthals von Mecklenburg nach Hamburg. Zuerst wohnten sie im Kleinen Schäferkamp 35c, Eppendorfer Weg 62 und dann im Schäferkamp 41 über mehrere Jahre. Helene Löwenthal wurde am 19. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet (30.12.1942).
Walter Löwenthal absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und war danach in seinem Beruf tätig. Wegen seiner Homosexualität wurde er 1933 und 1938 verurteilt, jeweils zu sechs Monaten Gefängnis. Am 26. Juni 1941 erfolgte eine erneute Verhaftung (Polizeigefängnis Fuhlsbüttel), später ins Strafgefängnis Wolfenbüttel. Am 19. Dezember 1942 wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz „verlegt“. Dort ist er am 18. Februar 1943 um 8.00 Uhr verstorben.