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Holger Artus

Der Niedergang zwischen 1980 und 1986

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In der MOPO hab ich 1985 angefangen. Sie war gerade von Kaufmannshaus in der Innenstadt in die Griegstraße 75 in Othmarschen gezogen. Es war die letzte Etappe eines Niedergangs, einer völlig chaotischen Entwicklung. 2014 habe ich noch einmal mit Eduard Greif in Zürich telefoniert, er war im Prinzip immer noch wie damals. Über die damalige Recherche zur MOPO-Geschichte und das Telefonat mit Eduard Greif hatte ich im September 2014 ein Betriebsrats-Info geschrieben.

Zum 1. März 1980 übernahmen die beiden schweizerischen Anzeigenbatt-Verleger Christian und Eduard Greif die Hamburger Morgenpost von der dd_vg, der SPD-Medienholding. Die SPD wollte raus der MOPO und hatte im Oktober 1979 die Einstellung der Zeitungs-druckerei zum 28.02.1980 beschlossen und die Beschäftigten gekündigt. Die Verlags- und Redaktionsangestellten wurde nach dem SPD-Einstellungsbeschluss vom Dezember 1979 gekündigt. Das Pressehaus am Speersort, ehemals als Entschädigung für die Nazi-Zeit gegenüber den Parteizeitungen an die SPD 1946 übergeben, war bereits 1975 an die Iduna Versicherung verkauft worden, die ihrerseits der SPD-Zeitung die Räume gekündigt hatte. Für den 1. März 1980 gab es weder eine Druckerei noch Verlags-räume, die Zeitung war am Ende. Die SPD wollte nur noch raus. „70 Mio. DM Verlust in den letzten 10 Jahren“, so schrieb der Spiegel am 25.02.1980, „war ihr genug.“

Eduard und Christian Greif hatten in der Schweiz gerade ein Anzeigen-blatt (“Doppelstab“) verkauft und suchten nach neuen Anlage-möglichkeiten in den Printmedien, von der man sich erhoffte, später wieder erfolgreich zu trennen. Nach eigenen Angaben war Eduard Greif durch einen SPIEGEL Artikel über die Situation der MOPO gestolpert und hatte im Februar 1980 mit einem Anzeigenblatt-Verleger, Rolf-Michael Kühne – aus Köln – ein Übernahmemodell entwickelt. Kühne führte die Greifs mit dem SPD-Finanzchef Halstenberg zusammen. Zehn Tage vor dem Ende der MOPO war man sich einig. Die Greifs gründete eine neue Firma, die Hamburger Morgenpost Verwaltungsgesellschaft. Bedingung für die Übernahme war die Lösung der Druckerei-Frage und der Räum-lichkeiten. Ab dem 1. März 1980 wurde die MOPO statt in Hamburg erst bei Beig in Pinneberg, wenig später an vier Druckstandorten produziert: Bei Beig in Pinneberg, bei Bude in Schwarzenbek und bei Müller in Zeven (heute gibt es nur noch Beig, eine Mehrheitsbeteiligung des sh:z – Flensburger Tagblatt) und einer weiteren Druckerei in Bremerhaven. Die Druckauflage betrug damals 230.000 Exemplare (heute 135.000). Verlag und Redaktion zogen ins Kaufmannshaus in die Bleichenbrücke ein. Von den 150 Angestellten in Verlag und Redaktion wurde nur ein Teil übernommen, die 160 Drucker waren arbeitslos und von den Setzern wurde nur zum Teil von Arnolt-Satz übernommen.

Zwei Tage vor hatte Kühne kalte Füße bekommen. Während Eduard Greif für die Verwaltung und Anzeigen zuständig sein sollte, Christian Greif für die Redaktion, war Kühne für den Druck und Vertrieb – der Gretchenfrage, sprang dieser ab und Eduard Greif hatte für diesen Bereich die Verantwortung. MOPO-Gründer Heinrich Braune nannte den neuen Prozess ein „totales Abenteuer.“

Hätten Christian und Eduard Greif nicht die MOPO gekauft, sie wäre am 1. März 1980 nicht mehr erschienen. Die SPD wollte nicht mehr, andere Verlage in Deutschland hatten ihre Nase in die Bücher gesteckt u.a. auch DuMont Schauberg, Bauer Media, aber keine wollte übernehmen. Weder spielte sich in den ganzen Jahren bis 1986 der wirtschaftliche Erfolg noch konnte jemals Ruhe in der Mannschaft einkehren. Über die MOPO wurde sehr viel in den anderen Medien geschrieben. 1986 verkaufte Eduard Greif die MOPO an Gruner+Jahr.

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