Ansichten

Holger Artus

Das alte sagt: so wie ich bin, bin ich seit jeh. Das neue sagt: bist du nicht gut, dann geht!*

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Dieses Info ist ein Skript und ist nicht erschienen. Es war der Entwurf für unser Info vom 2. November 1999. In der internen Debatte ging es um unsere Positionierung gegenüber den neuen Gesellschaftern, Frank Otto und Hans Barlach, vor allem um die Linie unserer Argumentation. Zu dem Zeitpunkt gab es neben dem neuen MOPO-Geschäftsführer, Marcus Ippisch, auch noch Dr. Bernd Buchholz als Vertreter der Alt-Gesellschafter. Insofern griffen wir dieses Erbe auf, um am Ende zu den Positionierungen zu kommen. Das erschienene Info vom 2. 11.1999 berücksichtigt diese Gedanken, aber war schon im „neuen“ angekommen.

Das Ziel der schwarzen Null, was Dr. Buchholz uns im Frühjahr letzten Jahres für den 30. Juni 2001 prognostiziert hat, war nach den uns bekannten Zahlen nie ernsthaft vorgesehen gewesen. Was in den letzten 1 ½ Jahre erreicht wurde, ist die Rücknahme der Periode Döpfner-mit-ordentlich-Geld-in-der-Hand-bekommen-wir-den-Laden-schon -wieder-flott. Mit der Bildung der Redaktionsgemeinschaft sollten noch einmal Personalkostenreduzierungen von rd. 600 000 Mark realisiert werden.

Im wesentlichen war der Personalbereich damit ausgereizt, sieht man einmal von einige persönlich motivierten Kündigungsgelüsten von Dr. Buchholz ab. Die wirtschaftliche Genesung der MOPO muss JETZT am sogenannten Markt erreicht werden: Die Vertriebs- und die Anzeigenerlöse. Vertrieb ist im wesentlichen Auflage, Auflage, Auflage. Im Anzeigenmarkt stehen wir Dank der Leistung von Herrn Eggers, der Anzeigenabteilung und der Handelsvertreter gut da. Ob aber die zu G+J-Zeiten ausgerechneten Steigerungen überhalb von Preiserhöhungen liegen werden, ist aus heutiger Sicht fraglich – wenigsten wenn man zurück schaut hat es diese Steigerungen so nicht gegeben. D.h. der Zeithorizont muss sich ändern, will man nicht eine drastische Zuspitzung im inneren der MOPO. Zuspitzung im innern heißt auch immer Aufregung nach aussen. Hier ist für die MOPO ein schmaler Grad.

Investionen in der Praxis

Die durch die Verkaufsverhandlungen mit Frank Otto und Hans Barlach ausgessenen Entscheidungen müssen jetzt kurzfristig erledigt werden. Es bedarf insbesondere in der Redaktion weitere Investitionen in die redaktionelle Stärkung bzw. Sicherstellung redaktioneller Leistungen.Kurzfristig werden durch die Abgänge im Layout oder im lokalen Lücken gerissen, die schnellsten gestopft werden müssen. Sie Stellenbesetzung von Rainer Busch oder Jens Bergmann darf kein innerredaktionellern Verschiebebahnhof werden. Die angespannte Situation in Layout und Produktion kann nur durch personelle Stärkung in Ansätzen gelöst werden. Christoph Schomberg muss endlich als Popredakteur eingestellt werden.

Der Weg zurück

Die RG bedarf einer ernsthaften Überprüfung. Wir bleiben dabei: Wir müssen aus der RG raus.Mit dem Verkauf der MOPO verdient nur G+J. Da sind die Million vom EXPRESS und die Zahlung (ca. 1 Mio.) der Dresdner MOPO für die Mantellieferung an den KURIER. Hinzu dürfte noch ein Betrag X der MOPO kommen. Selbst wenn es keiner wäre: Die Personalkosten des KURIER liegen bei rund 2,5 Mio. für den Bereich deren gesamten Bereich der RG.

OPUS

Die Marktforschungsergebnisse von OPUS (s.a. BR-Aktuell vom XX.10.99) haben die Unzufriedenheit der Leser mit „ihrer“ MOPO verdeutlicht. Die Kritik der befragte Leser geht in die Richtig eines intelligenten Boulevard, Aufklärung über Folgen von politischen Entscheidungen, Seriosität und Service. OPUS muss weiter dargestellt werden und die daraus zu ziehenden Shlußfolgerung ergebnisoffen zur Debatte gestellt werden. Es muss auf der Redaktions-konferenz zur Wiedereinführ-ung einer Blattkritik kommen. Die von Marion Horn vorstellten Gesprächsrunde ein-mal in der Woche sind eine hilfreich, um wieder eine bestimmte Kultur einzupflegen. Es muss aber auch andere Foren der Blattkritik geben. Die Sorge, dass geäußerte Kritik nur dazu führt, die Stimmung zu versauen, sollte sich an die eigene Nase fassen: Wo von sonst lebt die Kreativtät, wenn es keine Debatte gibt. Was ist der Leserbrief anderes ans Kritik? Die OPUS Methode geht davon aus, das Kritik Unzufriedenheit signal-isiert, die aufgeniommen werden muss. Deren Motto war: Ein verloren Leser ist schwerer zurück zugewinnen als ein Leser. Übertragen wir diesen Ansatz, auch angesichts der Personal-abgänge nach innen.

Die Kernkompetenz

Mit Dr.Kundrun/Dr. Buchholz kam das Gerede von der Kernkompetenz auf. Hierbei handelt es sich um ein Manager gefassel, was in der Realität vielleicht für einen Indutrie-betrieb gelten mag – für eine Zeitung trifft es nicht zu. Mit den Instrumenten einer Zeitung ist es schwer, den Absatz zu steuern, da die Leser jeden Tag das Produkt in die Hand nehmen. Kernkompetenz meinte in den Augen der oberen, sich auf Hamburg zu konzentrieren. Das war noch nie anders. Kernkompenz Hamburg war aber auch die inhaltliche Begründung, sich von der überregionalen Ressorts zu verabschieden. Am deutlichsten wird es beim Sport: Hier sind die überregionalen Themen in dem Hamburger-Sport-Ressort inte-griert. Mit einem Sezier-messer (s.a. Kontakter vom 25.10.99) macht man sich daran, die „unrentablen“ Teile rauszu-schneiden, um angeblich wirtschaftlicher zu sein. Die Marke MOPO lebt von der Identität ihrer Leser. Hier gibt es aber auch ein Zusammen-spiel mit der Redaktion.

MOPO wird Einnahmequelle für Gruner+Jahr

Ganz unberücksichtigt lassen wollen wir nicht, das die MOPO künftig nachwie vor strukturell von G+J abhängig bleiben wird. Der gesamte Bereich der Buchhaltung und Personalabrechnung wird von G+J übernom-men. Auch hierfür die MOPO wie in der Vergangenheit Geld bezahlen. So aberwitzig wie es ist: Wir sorgen für einen Deckungsbeitrag im Berliner KURIER und durch die Bezahlung der notwendigen (G+J)Dienstleistung macht G+J ab jetzt ein Geschäft mit der MOPO!

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