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Holger Artus

Der falsche Neubeginn!

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Ende 1999 übernahmen Frank Otto und Hans Barlach die MOPO komplett von Gruner+Jahr bzw. der Kronen Zeitung (Hans Dichand). Wo die Reise hingeht, war nicht klar. Das auftretende Personal der neuen Erwerber stärke die Verunsicherung wie schnell klar war, dass die viel vorhaben. Unsere Positionierung als Betriebsrat war auf die Zukunft ausgerichtet. Die Bestellung von Wieland Sandmann zum Redaktionsdirektor der MOPO (Chefredakteur) erforderte eine Abgrenzung vom billigen Boulevard, auch wenn es zu Beginn auch gleich ein Konflikt bedeutete. Nach erscheinen des Info wurde ich von der Gesellschafter angerufen und massiv bedroht, dass man die Zeitung auch einstellen könnte. Unser Info sei ein sehr unfreundlicher Akt.

Die Gesellschafter wechseln, die MOPO bleibt bestehen – mit ihr die Probleme. Gestern wurde nicht nur eine neue Geschäftsführung, sondern in der Tendenz auch die inhaltliche Richtung der Zeitung beschrieben. Es deutet sich an, dass mit alten Boulevard-Konzepten an die Zukunftssicherung der MOPO herangegangen wird. Dies kann zur Existenzgefährdung führen.

Die Ausgangslage

Die vielbeschworene schwarze Null allerdings, die der designierte STERN-Verlagsleiter und scheidende MOPO-Geschäftsführer Dr. Buchholz für den 30. Juni 2001 versprach, war unrealistisch. Die Sparmöglichkeiten beim Personal ausge- bzw. überreizt. Das heißt: Die MOPO kann nur die Gewinnzone erreichen, wenn ihre Vertriebs- oder Anzeigenerlöse steigen. Da wir auf dem Anzeigenmarkt – auch dank Hans Joachim Eggers – schon sehr erfolgreich sind, gilt es vor allem, die Auflage zu steigern. Das aber ist nur mit einer schlagkräftigen Redaktion möglich.

Der 1. November 1999

Was gestern Verlag und Redaktion präsentiert wurde, hat bei der Mehrheit zu verstörten Gesichtern und vielen Fragenzeichen geführt. Die Entscheidung, bei laufender Produktion die Verantwortung zu übernehmen wurde klar beantwortet: Die Maschinen werden angehalten. So wie bisher die Zeitung bisher gemeinsam erstellt wurde, soll es künftig nicht weiter gehen. Dabei setzt man weniger auf die bisherigen Erfahrungen als vielmehr auf die Haltung einzelner, die die Sachen schon richten werden. Es wird auf ein Gläubigkeit gesetzt, die, so die vergangenen Erfahrungen, nicht zu realisieren sind.

Nach gestern ist auch klar, dass es nicht nur einen Wechsel in der Chefredaktion gibt, sondern, darüber sollte sich keiner Illussionen machen, dass es zu weiteren Personalwechsel in der mittlerer Führungsebene kommen wird. Die Chance für einen Neuanfang sind seit gestern unter Null. Was sich jetzt ankündigt, dürften jede Menge Berater sein. Wenig mit der Erfahrung in der alltäglichen Arbeit verbunden und fern den realen Entscheidungen werden großmännisch Entscheidungen getroffen, die aber im Ergebnis nur dazu führen, Frustation zu nimmt.

Wir sind der festen Überzeugung, dass sich in der MOPO eine verschwörerische Gemeinde zusammengefunden hat, um eine Zeitung zu machen, die überlebt und eine Zukunft hat. Dieser Zusammenhalt hatte sich in der letzten Wochen weiter ausgebildet. Nach gestern gibt es viel Enttäusch und eine innere Verabschiedung von der MOPO. Es gehört zu unserer Erfahrungen, dass wenn die Entfernrung zur Zeitung und den Entscheidungsträger, die Nähe (statt Belehrung) der Redaktion abhanden kommt, die Konzepte und Berater immer vielfältiger werden, aber am Ende der entstanden Salat noch weniger schmeckt. Bisher müssen wir die Schüssel lehren.

Redaktionelle Zukunft der MOPO

Dsowohl die wirzschaftlichen wie auch die redaktionellen Probleme sind im wesentlichen ein transparenter Vorgang. So hat die Marktforschungsergebnisse von OPUS wie auch die Media-Analyse 1999 (s.a. BR-Aktuell vom 14.10.99) verdeutlichet, wie und wo die Leser mit „ihrer“ MOPO unzufrieden sind und wo wir Einbrüche verzeichnen haben. Sie wollen keine „Bildzeitung für Arme“, sondern ein intelligentes, kritisches und unabhängiges Boulevardblatt.

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