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Holger Artus

Kundruns Erfolge!

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Die Übernahme der MOPO durch Frank Otto/Hans Barlach bedeutete einen Neuanfang für die MOPO. Es kam zur Entflechtung aus den G+J-Konzernstrukturen und einer neuen Aufstellung der Zeitung. Uns war noch nicht klar, was aus der nichtgewollten Redaktionsgemeinschaft von MOPO/Kurier mit dem Express wird. Wer die „Schönwetter“ Reden vom Zeitungsvorstand von G+J, Dr. Bernd Kundrun, über die Konzern-Zeitungsstrategie gehört hatte, wusste um die substanzlose Darstellung. Die Kündigung der Zusammenarbeit vom Express mit der Redaktionsgemeinschaft MOPO/Kurier war ein weiterer Eckpunkt des Scheiterns. Vorher waren es bereits der Ausstieg aus den kostenlosen Sonntagszeitungen.

Der EXPRESS hat mit sofortiger Wirkung den Dienstleistungvertrag mit der G+J-Redaktionsgemeinschaft (RG) gekündigt. Damit droht dem Vorhaben das Aus – wieder mal wäre ein groß angekündigtes Projekt des G+J-Zeitungsvorstands Dr. Bernd Kundrun gescheitert.

Anlass (oder Vorwand?) für den Ausstieg der Kölner war der Verkauf der MOPO an Frank Otto und Hans Barlach. Noch im Frühjahr hatten G+J die RG als wesentlichen Beitrag zur Sanierung der MOPO vorgestellt. Es ging darum zu sparen, indem MOPO und KURIER sich Personal- und andere Kosten teilen. Die Million vom EXPRESS stellten ein willkommenes Zubrot dar. Nun steht das Projekt wenige Monate nach seiner Implementierung in Frage. Pikant: Die fristlose Kündigung durch den EXPRESS ist nach unseren Informationen nicht durch den Vertrag gedeckt; er soll auf unbestimmte Zeit geschlossen worden sein. Eine Kündigung wäre demnach erstmalig zum 30. 06. 2001 möglich. Außerordentlich hätte der EXPRESS zum 31.7. 2000 kündigen können, wenn der überregionale Sport ab 1. Juli nicht aus Berlin geliefert worden wäre.

Dass die Kölner dennoch die Brocken hinwerfen, macht deutlich, wie halbherzig sie die RG mitgetragen haben. Bereits vor der Kündigung wurde nach unseren Informationen am Rhein das Personal aufgestockt, um zugelieferte Inhalte künftig wieder selbst erarbeiten zu können. Die Kölner haben jetzt auch die tägliche Abnahme eingestellt. Mit dem Ausstieg des EXPRESS dürfte sich auch die Idee erledigt haben, redaktionelle Inhalte an Dritte weiterzuverkaufen (Agentur-lösung).

Die Bildung der RG hat in den Redaktionen von MOPO und KURIER einschneidende Wirkungen gehabt. Der Personalabgang bei uns bedarf keiner weiteren Kommentierung, im KURIER hat der Ressortleiter Politik/Nachrichten hingeworfen. Wir haben immer wieder auf die redaktionellen Probleme einer Kooperation dreier sehr unterschiedlicher Kaufzeitungen hingewiesen. Hinzu kam die Unterbesetzung in Berlin: Mit 15 Planstellen war die versprochene Leistung nicht zu erbringen. Hektisch wurden weitere Stellen bewilligt und eine “Stärkung“ der RG-Leitung beschlossen.

Für uns ergibt sich aus dem sich andeutenden Ende der “finanziellen Bezuschussung“ der RG durch den EXPRESS eine ganz neue Lage. Wir müssen uns darauf einstellen, das Experiment RG zu beenden und alle Fragen neu zu diskutieren. Die ab dem 1. 1.2 000 geplante Belieferung von wöchentlich ca. 40 Seiten aktuellen Politik/Vermischtes ist den Berliner Kollegen nicht zuzumuten. Die Ausgliederung des überregionalen Sports zum 1. Juli 2000 kann nicht mehr ernsthaft verfolgt werden.

Unserer Berliner MOPO-Kollegen haben sich nach verschiedenen Debatten und einigem Hin- und Hergereise für Berlin entschieden und dabei z. T. auf Zeitverträge einlassen müssen. Für sie sind die Perspektiven jetzt wieder unsicherer.

Bei allem Unmut über die derzeitige, unhaltbare Situation sollten wir nicht vergessen, dass die Ursache nicht der Verkauf der MOPO ist. Schuld ist vielmehr eine der vielen “innovativen“ Ideen des künftigen Vorstandsvorsitzenden von Gruner+Jahr, Dr. Bernd Kundrun. Nach dem Scheitern des Projekts “Zeitung zum Sonntag“ , und dem Verkauf der MOPO hat er nun noch das faktische Scheitern der Redaktionsgemeinschaft zu verantworten.

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