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Holger Artus

Vergessen ist leichter!

Am 27. April 2024 wird um 18 Uhr im Geschichtsort Stadthaus in der Hamburger Innenstadt die Ausstellung von Marlies Poss „Erinnerte Gegenwart“ eröffnet.

Es werden Dokumente zum Ghetto Theresienstadt gezeigt und Menschen, „die dorthin deportiert wurden. Die Hamburgerin Berthie Philipp war eine von ihnen. Marlies Poss setzt sich in ihren Installationen und Bildern mit der Erinnerung an jüdisches Leben in der Nazi-Zeit auseinandern“, so heißt es im Flyer. Die Ausstellung kann bis zum 1. Juni 2024 besucht werden.

Ausstellung in Hamburg

Ich habe mich gefreut, dass es zu dieser Ausstellung kommt. Im Sommer 2023 war Marlies Poss zu Besuch in Hamburg, wo wir über weitere Punkte sprachen, was noch möglich sein könnte, um an ihre Großtante, Berthie Philipp, zu erinnern. Sie gehörte zu den Deportierten vom 15. Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße nach Theresienstadt/Terezin und überlebte den Holocaust.  Eine Ausstellung in Hamburg über Berthie Philipp in ihrer Geburtsstadt Hamburg war einer von insgesamt drei besprochenen Punkten. Jetzt wurde dieser erste Punkt umgesetzt. Weitere stehen noch an.

Berthie und Rudolph Philipp-Stiftung

Es geht einmal um die „Berthie und Rudolph Philipp-Stiftung“, aus deren Mitteln einige Wohnungen für Musiker in Hamburg finanziert werden. Das Ziel ist, vor Ort auf die Stiftung hinzuweisen. Dazu gab es Gespräche und ich gehe von einer Realisierung aus. Es müssen noch einige Bedingungen geklärt werden, die sich aus der finanzielle Lage der Stiftung ergeben.

Die Werke von Rudolph Philipp

Stücke aus dem Werk von Rudolph Philipp in Hamburg aufzuführen ist die andere Zielsetzungen. Ein durchaus schwierige Aufgabe, denn niemand umarmt einen, wenn es darum geht, Werke eines jüdischen Künstlers, die fast vollständig vernichtet wurden, aufzuführen. Bei der HMT strampel ich mich seit Jahren ab, ob sie mir mit ihren Mögllchkeiten helfen, aber Ignoranz ist die stettige Antwort. Auch ein Versuch, über die Behörde von Hamburgs Zweiten Bürgermeisterin, Katharina Fegebank, endete im nichts. Ein Raubkäufer der Noten von Rudolph Philipp, der Sikorski Musikverlag, heute Teil eine Gruppe, verhält sich ebenfalls ignorant. Natürlich haben die heutigen Inhaber mit der Familie Sikorski, die den Benjamin Verlag in der NS-Zeit raubten nichts unmittelbar zu tun, tragen keine Schuld. Aber sie sollten sich schämen. Ob es im Verlag noch Noten von Rudolph Philipp gibt, ist nicht bekannt. Ich kann es mir nach allen Erzählungen durchaus vorstellen. 

Ignorieren ist leider eine Tugend, wenn es um die NS-Geschichte geht

Ob die HMT oder der Sikorski Musikverlag, aber auch andere Unternehmen und staatlichen Einrichtungen, die ich bei meinen Themen um Hilfe oder Orientierung bitte, ihr erster Trieb ist in der Regel, Anfragen zu ignorieren. Schlau im Sinne, das Thema loszuwerden, ist eine schnelle Antwort der Kommunikationsabteilung,  wie wichtig das Thema ist und dass sie mir Erfolg wünschen. Das betrifft staatliche wie private Unterrnehmen. Bei den staatlichen Unternehmen unserer Stadt bin ich zuerst immer empört, weil ich denke, die haben auch einen öffentlichen Auftrag. Bei privaten, die in der Tendenz aufmerksamer als die staatlichen sind, gehe ich immer vom ablehnenden Fall aus. Um so mehr bin ich überrascht, dass sie reagieren und ernsthaft prüfen. Es gibt aber auch staatliche Beteiligungen, die sich mehr als toll verhalten. Sie nutzen es für ihre eigene Kommunikation und ich schätze die Zusammenarbeit.

Noch generalisierend ist es für mich immer eine Herausforderung, dass man im Zusammenhang mit unser gemeinsamen Verantwortung, den Dingen hinterher laufen muss. Eigeninitiativ ist fast nie angesagt. Vergessen ist eben leichter.

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