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Holger Artus

Betr.: Julius Speyer, Grindelberg 77

Julius Speyer war ein jüdischer Nachbar, der in der NS-Zeit im Grindelberg 77 im 4. Stock bis 1939 hier als Mieter wohnte. An NS-Opfer aus Ihrem Haus erinnern bereits heute die Stolpersteine für Rebecka und Albert Glaser, Hertha, Hanne, Mirjam, Salomon und Bernhard Kahn sowie Hermann Kapost.

Julius Speyer war am 12. März 1859 in Wolfhagen bei Kassel geboren. Aus den vorliegenden Unterlagen habe ich gesehen, dass er von 1923 bis 1934 in Hannover gelegt hat. Er war mit Carry Leopold verheiratet und sie hatten zwei Töchter, Erna (geboren am 16. Juni 1891) und Else (geboren am 12. März 1894).  Bei seiner beruflichen Tätigkeit habe ich gelesen, dass er Pferdehändler war. Seine Partnerin, Caroline war am 11. Januar 1869 in Philippolis/Südafrika geboren. Sie starb am 4. März 1937. Sie wohnten seit Juni 1936  im Grindelberg 77. Die damalige 5 ½ Zimmerwohnung wurde mit einem Ehepaar bewohnt. Julius Speyer vermietete ein Zimmer unter und lebte mit seiner Tochter Else in einem Zimmer. Er musste 1939 erst in die Werderstaße 7, dann in die Grindelallee 146 ziehen. Zum Zeitpunkt seiner Deportation lebte er in der  Beneckestraße 6, einem so genannten Judenhaus. 

Insgesamt wurden  51 jüdische Menschen am 10. März 1943 von Hamburg nach Theresienstadt/ Terezin verschleppt. Sie lebten alle zum Zeitpunkt in der Bornstraße 22, der Rutschbahn 25, der Beneckestraße 2 und 6, Laufgraben 37, Schäferkampsallee 25/27 und 29 oder in der Grindelallee 21/23. Die Häuser waren für alle in der Nachbarschaft außen sichtbar mit einem “J” gekennzeichnet. 

Am 12. März 1943 kamen sie in Theresienstadt/Terezin an. In der ehemaligen tschechischen Garnisonsstadt herrschten furchtbare Bedingungen. Die Versorgung war schlecht und Krankheiten führten auf Grund nicht vorhandener Medikamente zum Tod, wie Fleckentyphus, was durch Läuse übertragen wurde. Die meisten nach Theresienstadt Deportierten wurden im Laufe des Jahres 1944 nach Minsk, Auschwitz und Treblinka gebracht, wo sie ermordet wurden. Julius Speyer wurde am 21. Juni 1943 in Theresienstadt/Terezin ermordet.

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