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Holger Artus

Betr.: Jankiel, Margot und Marion Ursztajn, Grindelallee 21/23

Heute gibt es die kleinen Häuser in der Grindelallee 21/23 nicht mehr. Sie wurden in der NS-Zeit als “Judenhäuser” instrumentalisiert. Über sie wurden die Deportationen jüdischer Menschen organisiert.

Die Häuser gehörten formal H. Friedheim Erben, wurden aber später von der “Reichsvereinigung der Juden” verwaltet, die unter Kontrolle der Nazis stand und die das ausführen musste, was von der Gestapo angeordnet wurde. Das Adressbuch von 1943 listet die zu dem Zeitpunkt in der Grindelallee 21 wohnenden Mieter:innen auf. Aus den Namenszusätzen “Israel”, “Isr” oder “Sara” sehen Sie die vermeintliche Zuordnung als Jude bzw. Jüdin. Von 1941 bis Juli 1942 wurden nach den Kategorien der Nazis alle “Volljuden” aus Hamburg verschleppt, entweder in die Vernichtungslager oder ins Getto nach Theresienstadt. Danach wohnten in Hamburg noch 1.997 jüdische Menschen, von denen 1.792 in “Mischehen” lebten. Von 1943 bis Februar 1945 wurde noch 600 von ihnen deportiert.

Unter den Mietern in der 21 B, 1. Stock. finden sie “Ursztajn, J”. Hier handelt es sich um die Familie Jankiel, Margot und ihre Tochter, Marion Ursztajan (Urstein). Jankiel war am 24. Mai 1898 in Dobrewice in Polen geboren. Er wurde auch Jakob genannt. Margot Friedberg war am 24. November 1908 in Hamburg Altona geboren. Ihre Tochter, Marion, wurde am 12. April 1932 in Hamburg geboren. Jankiel arbeitete bis 1938 als Vertreter in der Firma seines Bruders, Fiszel (Felix) Urszajan in am Hachmannplatz 2/Ecke Lange Reihe, einen Textilgroßhandelunternehmen. Mit der Zwangsschließung des Unternehmens seines Bruder, weil er Jude war, verlor auch Jankiel seine Arbeit.

Die drei Ursztajn wurden vor 80 Jahren, am 10. März 1943, von Hamburg nach  Theresienstadt/ Terezin in der CSR deportiert. Die anderen Verschleppten lebten zu diesem Zeitpunkt in der Bornstraße 22, der Rutschbahn 25a, der Beneckestraße 2 und 6, Laufgraben 37, Schäferkampsallee 25/27 und 29 leben. Das Haus war für alle in der Nachbarschaft außen sichtbar mit einem “J” gekennzeichnet. Zu den ehemaligen Bewohnerinnen aus der Grindelallee 21/23, die am 10. März 1942 deportiert wurden,  gehörte auch Elsa Struchholz. Sie musste kurz vorher in die Beneckstraße 6 umziehen (heute Ecke Allende-Platz/Uni-Campus). Sie gehört zu den wenigen Überlebenden von Theresienstadt.

Am 12. März 1943 kam sie in Theresienstadt/Terezin an. In der ehemaligen tschechischen Garnisonsstadt herrschten furchtbare Bedingungen. Die Versorgung war schlecht und Krankheiten führten auf Grund nicht vorhandener Medikamente zum Tod, wie Fleckentyphus, was durch Läuse übertragen wurde. Die meisten nach Theresienstadt Deportierten wurden im Laufe des Jahres 1944 nach Minsk, Auschwitz und Treblinka gebracht, wo sie ermordet wurden. Jankiel, Margot und Marion Ursytajan wurden später, am 28. Oktober 1944, von Theresienstadt/Terezin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. 

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