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Holger Artus

Betr.: Lisa, Reha, Manfred und Menco, Grindelberg 3a

Lisa, Manfred und Menco waren drei bzw. vier jüdische Nachbarn, die in NS-Zeit auch im Grindelberg 3a wohnten. Vor der Adresse liegen drei Stolpersteine für Minna, Vera und Williy Matthias sowie Johanna Meyer. Die für die Mencos liegen sie in der Ilandkoppel.

Am 10. März 1943 wurden sie nach Theresienstadt/Terezin in der CSR deportiert. Zu diesem Zeitpunkt lebte die Familie Menco in der Ilandkoppel 68, einem Gebäude auf dem Jüdischen Friedhof am Ohlsdorfer Friedhof. Manfred Menco war hier seit Mai 1941 Friedhofsverwalter, davor bereits auf dem Jüdischen Friedhof Stellingen-Langenfelde.

Manfred Menco war am 10. Juli 1910 in Hamburg geboren, Lisa (geb. Matthias) am 13. Oktober 1918 in Cuxhaven. Seit Ende 1937 waren sie verheiratet. Mit dem Machtantritt der NSDAP und der anderen rechtskonservativen in Hamburg bzw. im Senat verschlechterte sich das Leben der jüdischen Menschen grundlegend. Zunächst wurde ihre Existenz unterminiert, rechtlich ausgehöhlt und die finanziellen Ressourcen schon ab 1933 zerstört. Manfred war seit 1932 bei der Bottina GmbH als Schuhmacher beschäftigt. 1935 wohnte er im Reuthesweg 15, 1936 lebte er im Zeughausmarkt 22, 1937 zog er zu seinen Eltern, Jacob und Sophie Menco, in die  Isestraße 30.  Noch im selben Jahr, im Mai 1937, zog er in die Rutschbahn 22 zu den Salomons. Anfang März 1937 war ihm auf Betreiben der NS-Schumacher-Innung die Ausübung seines Berufs verboten und er musste von einer wöchentlichen Unterstützung von 7 RM leben. Während seiner Tätigkeit als Schumacher verdiente er bis dahin im Monat bis zu 180 RM. Menco war 1936 zu drei Wochen Gefängnis bzw. 100 RM Strafe verurteilt, weil er sich durch eine verbilligte Fahrkarte Hamburg-Berlin-Hamburg Vorteile erschlossen hätte. Trotz der Bgleichung der Differenz eröffnete die Nazi-Justiz ein Verfahren, weil der Jude war.

Lisa Matthias lebte seit Anfang der 1920er Jahren mit ihrer Eltern und ihrer Schwester Vera im Grindelberg 3a in Hamburg. Nach der Hochzeit von Lisa und Manfred lebten sie seit 1938 zusammen hier. Lisas Eltern hatten hier eine 5-Zimmerwohnung, in der ab 1936 auch ihr Opa, Bernhard Rosenthal mit seiner Schwester, Gerda, wohnte, die vor den Nazis aus Cuxhaven geflohen waren. 

Am 20. Juli 1938  wurde Rolf Menco, am 1. Oktober 1942 ihre Tochter Reha geboren. Alle vier wurden am 10. März 1943 nach Theresienstadt/Terezin deportiert. An diesem Tag wurden insgesamt 51 Personen von Hamburg nach Theresienstadt/Terezin gebracht.

Am 12. März 1943 kam sie in Theresienstadt/Terezin an. In der ehemaligen tschechischen Garnisonsstadt herrschten furchtbare Bedingungen. Die Versorgung war schlecht und Krankheiten führten auf Grund nicht vorhandener Medikamente zum Tod, wie Fleckentyphus, was durch Läuse übertragen wurde. Die meisten nach Theresienstadt Deportierten wurden im Laufe des Jahres 1944 nach Minsk, Auschwitz und Treblinka gebracht, wo sie ermordet wurden. Manfred wurde am 29. September 1944, Lisa, Reha und Rolf am 6. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Alle wurden dort ermordet.

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