Ansichten

Holger Artus

Stichwortartiger Wissenstand zu den beiden Zwangsarbeitslager der Hamburger Wasserwerke

Am 8. September 2022 findet wieder eine Kundgebung zur Erinnerung an die italienischen Militärinternierten in der Süderstraße 112 in Hamburg statt. Hier war ein Zwangsarbeitslager der Hamburger Wasserwerke, eines von über 600 Unternehmen, in denen die IMI als Zwangsarbeiter leben und arbeiten mussten.

Wie alle anderen Hamburger Unternehmen führte Hitler Weltkrieg dazu, dass immer mehr Arbeitskräfte von der Wehrmacht abkommandiert wurden.

Aufsichtsrat der Hamburger Wasserwerke zum Personalstand am 31. Oktober 1942

So ging es z. B. auf der Aufsichtsratssitzung der Hamburger Wasserwerke Ende 1942 – wie auf jeder Sitzung – um den Personalbestand des Unternehmens. Senator Werdemann stellt fest, dass der Personalbestand „immer mehr sinke.“

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist img_9208.jpg

Waren zum 31. August 1939 noch 874 Arbeiter bei den Wasserwerke beschäftigt, so waren es zum 31. Oktober 1942 noch 462. Der Arbeitskräftebedarf der HWW verschärfte sich in der Folgezeit.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist img_9211.jpg

Hamburger Wasserwerke verfügten über zwei Zwangsarbeitslager. Eines es war in der Süderstraße 112/114, das andere auf der Elbinsel Kaltehofe oder am Billhorner Deich 2, beim dortigen Pumpwerk.

Lager Süderstraße 112/114

An der Ecke Heidenkampsweg/Süderstraße war die dem Hamburger Wasserwerke gehörigen Badeanstalt. Im Anschluss kam das Hochwasserbassin und der der Hauptablageplatz/Betriebshof auf Höhe der Süderstraße 112/114. Während die Süderstraße 112 eine Wohnungsunterkunft für Beschäftigte der HWW war, wird die damaligen beide Gebäude der Süderstraße 112 für Material u.a.m. genutzt worden sein. Luftaufnahmen vom Mai 1945 liefern Zeugnis davon ab, dass es noch weitere Gebäude auf dem Betriebsthof der HWW gab. Am nördlichen Ende des Gelände befand sich die 1894 errichtete Desinfektionsanstalt der Stadt Hamburg.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist screenshot-2022-09-01-11.54.15-2.png

Bekannt sind die Namen von 147 italienischen Militärinternierten, die für die HWW bis zur Befreiung in einem Zwangsarbeitslager in der Süderstraße 112 arbeiten mussten. Die IMI der HWW kamen Ende September/Anfang Oktober 1943 von dem Kriegsgefangenen-Stammlager Sandbostel in der Nähe Bremervörde nach Hamburg. Aus anderen Berichten ist bekannt, dass sie mit Mannschaftswagen der Wehrmacht nach Hamburg transporiert wurden.

Bisher ist die Lage des Unterkunft für die IMI in der Süderstraße 112 nicht bekannt. Es gibt eine Vermutung, dass sie in provisorischen Unterkünften auf dem Hochwasserbassin gelebt haben können. Auf jeden Fall wurde das Zwangsarbeitslager bis August 1944 von der Wehrmacht bewacht. Aus einem Tagebuch eines IMI der HWW geht hervor, dass die Mannschaften dabei sehr brutal gegen die italienischen Soldaten bei unterstellten Fehlverhalten vorgingen. Ab September 1944 unterstanden die IMI-Lager der Gestapo.

Lager Kaltehofe

Das zweite Lage für die italienischen Militärinternierten befand ist in Rothenburgsort. Nach einem erhaltenen Lagerbuch mussten hier 73 IMI leben. Aus der Hamburger Hausmeldekartei ergibt sich, dass das Lager auf der Elbinsel Kaltehofe gewesen sein muss. In der der Todesbescheinigung des IMI, Italo Carlini, vom 20. März 1945 wird von einer Baracke am Pumpwerk am Billhorner Deich 2 gesprochen, dass fast 2 km entfernt von der Langsamsandfiltrationsanlage auf Kaltehofe lag, wo lt. der Meldekartei das zweite IMI-Lager gewesen sein sollte.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist dsc05444.jpg

Über die Arbeitsorte der insgesamt 220 italienischen Militärinternierten kann man bisher nicht sehr viel sagen. In einem Tagebuch wird bei Lager Kaltehof vom Sandreinigen gesprochen, was für Tätigkeiten in der Filtrationsanlage spricht. Bisher war man von wenigsten zwei unterschiedlichen Beschäftigungen in der Süderstraße 112 und dem Lager Kaltehofe ausgegangen. Auch hier wirft das IMI-Tagebuch Fragen zur bisherigen Meinung auf. Demnach haben die IMI zusammen in einem Fabrikgebäude gearbeitet.

Kommentare sind geschlossen.