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Holger Artus

Eine Einladung an unsere Nachbarn aus der Agathenstraße zum 15. Juli 2022

Heute haben wir wieder eine Nachbarschafts-Info zur geplanten Kundgebung am 15. Juli 2022 auf dem Schulhof der Ganztagsgrundschule Sternschanze in unser Wohnstraße, der Agathenstraße, verteilt. Ihn dem geht es im neue jüdischen Bewohner/innen aus der Agathenstraße, die im Juli 1942 deportiert wurden und eine Mail über eine der ersten Bewohnerinnen des einstigen Nanny Jonas-Stifts, Clara Barasch.

2022 jähren sich zum 80. Mal die letzten großen Deportationen jüdischer Menschen aus Hamburg. Am 15. und 19. Juli 1942 wurden über 1.700 Frauen, Männer und Kinder nach Theresienstadt/Terezin in der CSR verschleppt. Die Schule Sternschanze war damals die Sammelstelle für die Menschen aus den umliegenden “Judenhäusern” wie bei uns in der Agathenstraße 3, aber auch im Grindelviertel oder in Altona, wie etwa Wohlersallee 58.

Am 15. und 19. Juli 1942 mussten sie sich aus über 40 dieser kleinen Gettos, wie die Judenhäuser auch später genannt wurden, in der Schanzenstraße einfinden. Aufgrund von Belegen über das nahegelegene Judenhaus in der Bundesstraße 43 wissen wir, dass die Betroffenen von der Polizei abgeholt und in Mannschaftswagen zur Schule gebracht wurden. 

Um was geht es uns?

Um 18 Uhr findet am Freitag, den 15. Juli 2022, eine Kundgebung auf dem Schulhof statt. Im Anschluss wollen wir Tafeln mit den Namen der Deportierten am Haupteingang der Ganztagsgrundschule Sternschanze auf Seiten der Altonaer Straße der Öffentlichkeit übergeben. Drei Edelstahl-Tafeln werden künftig an sie erinnern. Auch die Namen der Menschen, die sich vorher das Leben genommen hatten, werden künftig dort zu finden sein, wie z.B. Alfred Zeckendorf. Er war nach dem 15. Juli 1942 von der Gestapo aufgefordert wurden, vor seiner Deportation, die für den 19. Juli 1942 angesetzt worden war, in eine Wohnung in das bereits leerstehende Haus Agathenstraße 3 zu ziehen. 

Bei der Vorbereitung dieser Kundgebung haben wir neue Themen und Geschichten erfahren. So lernten wir Adolph Salomon kennen, der im März 1942 den Befehl erhielt, in die Agathenstraße 3 zu ziehen. Er war am 30. Dezember 1875 in Hamburg geboren. Im März 1942 musste er in das Getto für jüdische Menschen in unsere Straße ziehen, zu diesem Zeitpunkt bereits eine Massenunterkunft. Am 15. Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt/Terezin deportiert. Er überlebte den Holocaust nicht. Beim Schlump 9 erinnert seit kurzem ein Stolperstein an ihn, da er dort auch gewohnt hatte.

Über unsere Web-Seite www.sternschanze1942.de hatten wir kürzlich Kontakt mit Hannsjörg Schmieder aus Berlin bekommen, der uns in einer Mail über Clara Barasch, ebenfalls eine ehemalige Bewohnerin der Agathenstraße 3, informierte. Bevor es zum Getto wurde, war es ein Stift, in dem Freiwohnungen vor allem für jüdische Frauen zur Verfügung standen. Heute würde man sagen, sie mussten keine Miete zahlen, sondern nur Betriebskostenanteile, die aber nur wenige Reichsmark im Monat betrugen. Im Erdgeschoß des Hauses befanden sich zwei Läden, die die Bewohnerinnen betrieben. Sie sind noch heute erkennbar. Die Info über Clara Barasch findet sich auf der Web-Seite www.sternschanze1942.de.

Wenn Sie Zeit und Interesse haben, treffen wir uns gerne am Freitag, den 15. Juli 2022 um 18 Uhr auf dem Schulhof der heutigen Ganztagsgrundschule. Vielleicht gehen Sie aber auch die Tage danach an der Namenstafel am Haupteingang der Ganztagsgrundschule Sternschanze vorbei? Hier finden Sie auch alle Namen der am 15. Juli 1942 Deportierten aus der Agathenstraße 3. Ihre Namen finden Sie auch auf unser Web-Seite unter www.sternschanze1942.de/Agathenstraße.

Nachbarschaftliche, freundliche Grüße

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