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Holger Artus

Eine weitere Form der Öffentlichkeitsarbeit zum 14. und 15. Juli 2022

Es ist eher das klassische Vorgehen in der Öffentlichkeitsarbeit: Kurz vor der Aktivität gibt es noch eine Presse-Info, wissend dass ich die Geschichte nur unterbekomme, wenn ich mich persönlich darum bemühe. Aber es geht mehr um das „durchziehen“ der Gesamtaufgabe. Manchmal gibt es den Zufall, manchmal ist es ein Merkposten und machmanchmal eine Erinnerung. Der Grundweg ist aber der Dialogaufbau mit der Nachbarschaft, die Web-Seite, Social Media und eben die Info an die Medien.

Die Namen der 1.700 deportierten jüdischen Menschen vom Juli 1942 über die Schule Schanzenstraße findet man künftig am Haupteingang der Schule

Anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation von 1.700 jüdischen Menschen aus Hamburg nach Theresienstadt/Terezin in der CSR am 15. und 19. Juli 1942 finden zwei Kundgebungen im Grindel- und Schanzenviertel statt. „Wir wollen zusammen mit unseren Nachbarn vor den damaligen Sammelstellen an diese furchtbaren Tage in unseren Wohngebiet erinnern,“ sagt Holger Artus von der Initiative “Kein Vergessen im Weidenviertel“. Sie organisiert seit Jahren vor der Ganztagsgrundschule Sternschanze, direkt am Bahnhof, die nachbarschaftliche Erinnerungsaktivität. “Wir wollen auch unsere Haltung deutlich machen, dass Antisemitismus, Rassismus und Antizagnaismus keinen Platz in unserer Gesellschaft finden darf.”

Höhepunkt soll die Anbringung der Namen der 1.700 Verschleppten aus Hamburg nach Theresienstadt am Haupteingang der Ganztagsgrundschule an der Altonaer Straße im Anschluss einer Kundgebung am Freitag, den 15. Juli 2022 um 18 Uhr sein. „Damit wird man erstmals an diesem Ort alle ihre Namen auffinden können“, so Holger Artus. „Auch für Angehörige kann hier ein Erinnerungsort geschaffen werden.“

Am Donnerstag, den 14. Juli 2022, findet im Vorfeld um 17 Uhr in der Bundesstraße 43 die Eröffnungsaktivität statt. Vor 80 Jahren, am 14. Juli 1942, mussten sich alle verbliebenen jüdischen 120 Bewohner/innen aus dem „Judenhaus“ der Bundesstraße 43 auf dem Vorplatz einfinden. Sie wurden in Mannschaftswagen zur Schule Schanzenstraße gebracht. Hier wurden sie für die Deportation registriert, ihnen ihr restliches Eigentum und die verbliebenen finanziellen Mittel genommen. Am 14. Juli 2022 soll im Anschluss an die Kundgebung eine Erinnerungstafel auf dem Gehweg vor der Bundesstraße 43 der Öffentlichkeit übergeben werden. Heute befindet sich in dem Gebäude der Sitz des Zentrum für Bioinformatik (ZBH) der Universität Hamburg

Die jüdischen Menschen, die sich am 15. und 19. Juli 1942 einfinden mussten, kamen fast alle über so genannte Judenhäusern. Die Nazis hatten aus ehemaligen jüdischen Stiften Massenunterkünfte gemacht, um so die Deportation organisieren zu können. Sie kamen u.a. in Eimsbüttel aus der Agathenstraße 3, dem Kleinen Schäferkamp 32, dem Laufgraben 37, der Bundesstraße 43, oder in Altona aus der Wohlers Allee 58, der Sonninstraße 12 oder dem Steubenweg 36 in Blankenese. Insgesamt kamen die Verschleppten aus über 40 Judenhäuser in die Sammelstelle in der Schule Schanzenstraße.

Mit den beiden Kundgebungen werden die verschiedenen Aktivitäten zum 80. Jahrestag beendet. Die Namenstafeln am Haupteingang der Ganztagsgrundschule Sternschanze und die Erinnerungstafel vor der Bundesstraße 43 konnten nur mit den finanziellen Mitteln der Bezirksversammlung Altona und Eimsbüttel ermöglicht werden.

Hamburg, den 7. Juli 2022

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