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Holger Artus

Zwei komplett fehlende Beiträge am 8. Mai 2022 auf dem Hamburger Rathausmarkt

Auf der Buchvorlesung am 10. Mai 2022 am Eimsbütteler Gedenkort am Kaifu anlässlich des Jahrestages der Bücherverbrennung 1933 gab es zu Beginn zwei kurze Begrüßungsreden von Helga Obens, Auschwitz-Komitee und Sandra Goldschmidt, ver.di Hamburg. Sie führten mir schlagartig vor Augen, was auf der Demo und der „Feier“ zum 8. Mai 2022 auf dem Rathausmarkt komplett fehlte.

Endlich schwiegen am 8. Mai 1945 die Waffen. Das millionenfache Morden fand ein Ende. Zum 8. Mai 2022 gibt es wieder Krieg in Europa, dazu kann man nicht schweigen. Am 8. Mai 2022 war auf dem Rathausmarkt, der so genannten „8. Mai-Feier“ kein Wort zum Krieg und dem Überall Russland auf die Ukraine zu hören und um was es den Antifaschisten:innen heute vor allem gehen muss: Die Waffen müssen schweigen!

Helga Obens griff auf das Bild zurück, was wohl die Überlebenden der Shoah wie Esther Bejarano und Steffi Wittenberg, zwei jahrelange Trägerin der Büchervorlesungen am Kaifu, gesagt und getan hätten: Sie hätten Briefe an die Verantwortlichen geschrieben. „Ihr müsst verhandeln, ihr dürft nicht die anderen mit Waffen töten. Die Waffen nieder…. Dies ist die einzige Hoffnung, die man haben kann. Es ist ja sonst eine Situation, die schier zum verzweifeln ist.”

Ausführungen von Helga Obens, Auschwitz-Komitee, am 10. Mai 2022

Sandra Goldschmidt betonte, dass die Gewerkschaften eine historische Verpflichtung haben, an das Geschehen zu erinnern. Die Nazis verfolgten zu erst die Arbeiterparteien und Gewerkschaften. Der Arbeiter:innen-Bewegung wurde mit dem Verbot der Gewerkschaften ihrer wichtigste Waffe, das Streikrecht als Kampfmittel, genommen. Erst nach 1945, der Befreiung, „wurde es den Arbeiter:innen wieder möglich, sich zu organisieren und für ihre Rechte zu kämpfen.“ Es schmerze, wie Russland diesen wichtigen Feiertag für falsche Propanda und Kriegstreiberei nutze. Sie griff den Tag der Befreiung am 8. Mai 1945 auf und mahnte, dass wir uns mit den Bedeutung dieses Tages unter den Bedingungen eines Krieges in Europa neu auseinandersetzten müssen. „Was macht es mit dem Gedenken? Es birgt die Gefahr, dass es jetzt die Gelegenheit ist, die Gefahr der Instrumentalisierung durch alle jene, die der Meinung war, der Faschismus in Deutschland nur ein Versehen war. Statt sich der historischen Schuld Deutschlands zu stellen“, um darauf zu verweisen, dass dies darauf abzielt, jetzt die Geschichte zu verharmlosen.

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