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Holger Artus

Weitere jüdische Mieter/innen lebten bei den Markowitz in der Burchardstraße 12

Bei Martha und Ewald Markowitz wohnten bis zu deren Deportation am 8. November 1941 nach Minsk in deren 1 ½ Zimmerwohnung in der Burchardstraße 12 im II. Stock noch weitere jüdische Menschen.

Ingeborg Schulz wurde wie die beiden Markowitz von hier am 8. November 1941 deportiert, anderen Untermieter waren bis dahin in neue Unterkünfte gezogen. Sie allen wurden aber im Laufe der Zeit deportiert und keine/r von ihnen überlebte den Holocaust

Es gab seit 1939 kein Wohnrecht mehr für Juden/innen. Sie wurden aus ihren Wohnungen vertrieben und mussten sich neue Unterkünfte suchen. Das wurde u.a. in den Hausmeldekarteien festgehalten. Auf deren neue Auswertung beziehen sich die aktuellen Informationen. 

Insgesamt lebten von 1939 bis 1941 sechs jüdische Untermieter/innen bei den  Markowitz. So wohnten zeitweilig die Mutter vom Martha Markowitz, Jennie Sydkemsky und ihre Schwestern, Rosa, bei ihnen. Sie zogen aber wieer nach Geestemünde, einem Stadtteil von Bremerhaven. Die Familie Sydkemsky lebte und arbeitete in Bremerhaven. Jenni Friedmann war am 27. August 1866 in Posen geboren und war mit Max Sydkemsky verheiratet. Er starb 1932. Einst wohnte die Familie in der dortigen Schlossstraße. Als Adresse für den Deportationsbefehl scheint die Schiffdorfer Chaussee in Geestemünde, einen Stadtteil von Bremerhaven, angegeben worden zu sein. Rosa Sydkemsky war am 17. Oktober 1905 geboren und arbeitete beim Kaufhaus Schocken in Bremerhaven. Sie wurde wie ihre Mutter am 18. November 1941 von Bremen nach Minsk deportiert.

Die beiden Töchter von Jennie Sydkemsky, Herta (geboren am 12. Februar 1903) und Erna (geboren am 17. November 1895) überlebten den Holocaust. Die Umstände sind zur Zeit nicht bekannt, Aus den vorliegenden Schreiben von Erna Müller, geboren Sydkemsky, geht ihre Hoffnungslosigkeit nach der Befreiung bei der Suche nach ihrer Familie hervor. Das Wiedergutmachungsamt in Hamburg schrieb ihr am 11. Februar 1946, dass sie Zeugen benennen sollte, um zu klären, was aus ihren Geschwister geworden sei. Sie antwortete darauf: “Die Benennung von Zeugen oder Beweismitteln ist für mich schwer… Es kämen nur die Leute in Frage, die zur der Zeit auf der gleichen Etage wohnten (Sprinkenhof, Burchardstraße 12), Evtl. Unterlagen, welche bei meinen Angehörigen in Bremerhaven waren, sind nicht vorhanden, da dort, wie ich schon erwähnt habe, dasselbe (Deportation) geschehen ist.”

Erna Müller blieb nach 1945 in Deutschland und kümmerte sich um das Erinnern an ihre ermordete Mutter und Geschwister. So gibt es für Jenny(ie), Rosa und Martha ein Gedenkblatt in der Gedenkstätte in Yad Vashem. Stolpersteine für Jennie und Rosa Sydkemsky gibt es in Bremerhaven noch nicht.

Max Bukofzer, geboren am 14. Dezember 1871, lebte vom 1. November 1939 bis zum 7. November 1940 bei den Markowitz. Lt. der Kultusvereingung des Jüdischen Religionsverbandes starb am 7. November 1940. Die Ursache ist leider unbekannt.

Heinrich Harth wohnte vom 26. Februar 1941 bis 1. September 1941 bei den Markowitz, suchte sich dann aber eine neue Unterkunft in der Hansastraße 57 und später in der Bundesstraße 35, Haus C. Am 12. Februar 1942 wurde er ins Israelitische Krankenhaus in der Schäferkampsallee 29 wegen Bronchitis und Herzbeschwerden eingeliefert. Ab November 1942 lebte Heinrich Harth im Pflegeheim in der Schäferkampsallee 29, bis er am 25. Juni 1943 ins Getto nach Theresienstadt deportiert wurde. Am 15. Januar 1944 starb er in Theresienstadt. 

Vor der Schäferkampsallee 29 erinnert ein Stolperstein an ihn. Susanne Lohmeyer von den Hamburger Stolpersteinen hat einiges über seine biographischen Daten aufgeschrieben.

Celine Wenkel lebte von 6. Dezember 1940 bis 4. Februar 1941 bei den Markowitz. Sie war am 2. JUli 1879 geboren und lebte nach der Trennung von ihrem Mann, August Wenkel, 1932 weiter in der Dammtorstraße 33. wo auch an Stolperstein ein sie erinnert. Wie viele jüdische Menschen, mussten sie sich ständig eine neue Wohnung suchen oder suchten sie. “Zuletzt kam Celine Wenkel im „Judenhaus“ in der Rutschbahn 25a bei dem Ehepaar Ferdinand und Jenny Daniel (s. www.stolpersteine-hamburg.de) in einem Zimmer unter.”, schreibt Susanne Rosendahl über sie auf der Web-Seite der Hamburger Stolpersteine über Celine Wenkel. Am 6. Dezember 1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert. Sie überlebte nicht.

Über die Adresse Burchardstraße 12 bei den Markowitz am 8. November 1941 nach Minsk wurde Ingeborg Schulz deportiert. An sie erinnert ein Stolperstein in der Deichstraße, wo sie auch zeitweise vor der Burchardstraße 12 lebte. Susanne Rosendahl hat auf der Web-Seite der Hamburger Stolpersteine einiges über ihr Leben geschrieben.

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