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Holger Artus

Max Sommerfeld überlebte die Deportation

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Am 5. Oktober 2021 werden vor der Hoheluftchaussee 91/93 drei Stolpersteine verlegt. Vier jüdische Mieter/innen wurden im November und Dezember 1941 nach Minsk und Riga deportiert. Einer von ihnen, Max Sommerfeld, überlebte mehrere Stationen als KZ-Häftling und wurden 1945 in Mauthausen befreit.

Da er den Holocaust überlebte, gibt es keinen Stolperstein für ihn. Er starb 1985 in den USA. Dennoch muss auch seine Geschichte erzählt werden.

Max Sommerfeld war am 9. September 1909 in Hamburg geboren und ging später in die Schule Barmbeker Straße. Er besuchte sie acht Jahre und ging danach drei Jahre auf eine weiterführende Schule, vermutlich die Schule Schillerstraße (heute Winterhuder Weg) in Hamburg-Uhlenhorst. 1924/1925 begann er eine Lehre bei Adolf Griebel, einer Großhandlung für Wollwaren und Trikotagen. Seit 1928 hatte er zusammen mit seinem Bruder eine Spedition aufgebaut.

Staatsarchiv Hamburg, 351-11_34442

Bereits in der so genannten “Reichsprogromnacht” vom 9. auf den 10. November 1938 war er Opfer des Antisemitismus geworden: “Man brachte mich zur Polizeiwache Bundesstraße, wo bereits 100 Juden waren. Nach dem man mir meine Bargeld-Wertgegenstände etc. genommen hatte, wurde ich in den Keller gebracht. Noch in der gleichen Macht wurde ich unter Beifall der draußen wartenden deutschen Bevölkerung und unter Fußtritten … ins Zuchthaus Fuhlsbüttel gebracht.”

Staatsarchiv Hamburg, 351-11_34442

Bis Februar 1939 wurde er ohne jeden rechtliche Grundlage im KZ Sachsenhausen festgehalten. Sein Unternehmen wurde „arisiert“ und er musste es 1939 aufgeben. Er musste sich beim Arbeitsamt melden und wurde als Zwangsarbeiter bis zum 8. November 1941 in verschiedenen Unternehmen eingesetzt. U.a. bei Johannes C. Meyer, ein Straßenbauunternehmen aus Hamburg-Blankenese oder in den Vierlanden zur Ernte.

Bis 1938 wohnte er in der Gertigstraße. Später wohnte er in der Hoheluftchaussee 91 bei Aug. Streim, einer Lehrerin. Am 8. November 1941 wurde Max Sommerfeld nach Minsk deportiert.

Staatsarchiv Hamburg, 351-11_34442

Bis zum November 1943 lebte er im Minsker Ghetto und wurde danach ins KZ Lublin verschleppt. Es folgten die KZs von Mielece, Willice, Floßenbürg, Leitmeritz und zum Schluss Mauthausen-Gussen II. Über seinen Tag der Befreiung schrieb er: “Ich wurde am 5. Mai 1945 aus dem KZ Mauthausen befreit und gehörte zu den fünf Hamburgern, die damals dem Tode entronnen sind.“

Staatsarchiv Hamburg, 351-11_34442

Max Sommerfeld baute sich nach seiner Befreiung wieder ein Speditionsunternehmen in Hamburg auf . Er heiratetet und gründete zusammen mit seiner Partnerin, Gertrud Sommerfeld und deren Tochter, Heike, eine Familie. 1949 emigrierten sie in die USA. Gertrud Sommerfeld erinnerte sich später an die Tage in Hamburg in ihrem gemeinsamen Leben: „Wir haben damals in der Alster gebadet, sind gesegelt und gerudert.“ An der Alster 34 war ihr letztes Zuhause, bevor sie mit ihrem Ehemann Max und der damals acht Jahre alten Tochter Heike in die USA auswanderte. „In Amerika waren einfach die Chancen besser, sich etwas aufzubauen.“

Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben arbeitete Max Sommerfeld bei einem Unternehmen der Raumfahrtindustrie, Aviators Equipment Corp. Er starb 1985. Gertrud Sommerfeld erzählte den Hamburger Abendblatt 2013, dass sie immer noch Abonnenten der Zeitung sei und auch noch die deutsche Staatsbürgerschaft habe. Die damals 91-Jährige sagte von sich: „Ich bin Hamburgerin durch und durch.“

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