Kurz vor seinem 73. Geburtstag ist mein Freund, Bernd Köhler aus Dresden, gestorben. Am 18. Juni 2021 war seine Beerdigung, an der wir teilgenommen haben. Es war schön, danach noch Geschichten über ihn zu hören und selber war zu erzählen. Er fehlt mir, klar. Es fehlt die Debatte um alle Themen, sei es der allgemeine Plausch, das Bewerten von Themen, das abklären vergangenen Aspekte unseres Wirkens und die Fragen an die Zukunft. Wir vertrauten uns. Seit 1992 kannten wir uns und waren schnell befreundet. In der Juli-Ausgabe 2021 habe ich einen kurze Notiz zu ihm schreiben können.
Bernd war ein Kümmerer durch und durch. Als Journalist, als Betriebsratsvorsitzender, als Vater und Partner. Als Freund. Er war einer, der nicht ruhig schlafen konnte, wenn andere Sorgen hatten. Wie es ihm ging, spielt dabei keine Rolle. So leidenschaftlich lebte er, so kämpfte er. Beharrlich, und wenn es sein musste, wurde er laut.
Er begann seinen Beruf bei einer Betriebsgewerkschaftszeitung, kam 1968 als 20-Jähriger zur Sächsischen Zeitung, die ihn zum Journalismus-Studium delegierte. Nach der Wende wurde er 1990 zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt und nach der 60-Prozent-Übernahme des Verlages durch Gruner + Jahr, 40 Prozent hielt die SPD, gehörte er auch dem Konzernbetriebsrat den Medienhauses an. Als Redaktion und Verlag 1999 gegen die Pläne des Managements drei Wochen lang streikte, die Lokalredaktionen auszulagern. War er einer der Streik- und Verhandlungsführer. Das Ergebnis war ein Haustarifvertrag. In dieser Zeit war Bernd im Wortsinn Tag und Nacht Ansprechpartner für die Beschäftigten.
Bernd gehörte als Redaktionsvertreter neben den Druckerei- und Angestellten-Vertretung dem Aufsichtsrat von Gruner + Jahr an. 2003 wurde er zum Vorsitzenden des Konzern- und Eurobetriebsrats des Unternehmens gewählt – und blieb es bis zu seiner Rente 2013. Maßgeblich hatte er dazu beigetragen, die Spaltung der drei Konzernbetriebsräte von Bertelsmann, der rtl Group und Gruner + Jahr zu beenden.
Er war über zehn Jahre Mitglied der Tarifkommissionen für Tageszeitungen in ver.di und Bezirksvorsitzender ver.di Dresden.
Aufgeben war nie sein Ding, auch seine Zuversicht hat er immer wieder zurückgewonnen. Der Krebs war am Ende stärker. Seine eindrückliche Stimme ist nun verstummt. Am 12. Juni wäre er 73 Jahre alt geworden. Wir trauern mit seiner Frau Gundula und den Töchtern Ina und Kati.
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