Als Kind bin ich mit meinem Vater Ende der 1950 Jahre gerne in der Fischbeker Heide gewesen, war es doch eine Weltreise für mich – von Hamburg-Hamm nach Hamburg-Fischbek. Später war ich in den Schulferien immer auf der Fischbeker Glatze, wir nannten sie Chrutschows-Glatze. Das hier in dieser idyllischen Ecke in der Nähe ein Außenlager des KZ-Neuengamme war, war mir nicht bewusst. Heute bin ich endlich in den Falkenbergsweg mit dem Fahrrad hingefahren.
Wo einst das KZ-Lager war, ist heute wieder die Fischbeker Heide. Ein Stein auf dem Gelände und eine Erinnerungstafel am Falkenbergsweg 71 erinnert daran.
Hier waren einst zwei Arbeitslager, eines auf einer Anhöhe, in denen 1943 italienische Militärinternierte untergebracht wurden und ein Arbeitslager am Fuße der Anhöhe für männliche Zwangsarbeiter aus anderen Ländern. Die italienische Militärinternierten wurden für den Bau der Plattenhäuser eingesetzt. Im Sommer 1944 wurde der Lagerkomplex geräumt; über den Verbleib der italienischen Militärinternierten ist bisher nichts Näheres bekannt.
Von September 1944 bis zum 8. Februar 1945 war hier ein Frauenlager, in dem 500 junge jüdische Frauen schwere Arbeit verrichten mussten. Sie kamen über das KZ-Außenlager im Lagerhaus G am Dessauer Ufer, davor waren sie im KZ Auschwitz. Dort wurden sie als arbeitsfähig eingestuft und wurden nach Hamburg geschickt, um im “Geilenberg-Programm” die zerstörte Mineralölwirtschaft in Hamburg wieder in Betrieb setzen zu können.
Nach fünfmonatiger Haft im Außenlager am Falkenbergsweg wurden sie im Februar 1945 ins KZ-Außenlager Tiefstack, ein weiteres Außenlager des KZ Neuengamme, verlegt. Das Lager in der Fischbeker Heide wurde im Februar 1945 aufgelöst. Im Rahmen der “Räumung” des KZ Neuengamme im April 1945 wurden auch die jüdischen Frauen aus dem Lager Tiefstack nach Bergen-Belsen verschleppt, wo sie eine Woche später von britischen Truppen am 15. April 1945 befreit wurden.
Stolpersteine erinnern an die Opfer unter den jüdischen Frauen im KZ-Außenlagers Falkenbergsweg
Vor dem Falkenbergsweg 62, in unmittelbarer Nähe zum Gedenkstein auf dem ehemaligen Gelände, auf Höhe des Falkenbergsweg 71, erinnern acht Stolpersteine an die jüdischen Opfer aus dem KZ-Außenlager. Sie sind für Anna Dawidowicz, Erika Dawidowicz, Ruth Frischmannova, Zuzana Glaserová, Nina Müller, Elisabeth Polach, Alice Weilova und Lili Wertheimer. Deren Steine habe ich heute geputzt. Ihre Geschichten sind auf der Web-Seite der Hamburger Stolpersteine sehr schön erzählt.
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