Es ist schon erstaunlich, dass die Unternehmen, die bis Mai 1945 italienische Militärinternierten in ihrer Produktion einsetzen, auch nach 75 Jahren schweigen. Dabei fällt auf, dass sie auch zu den Unternehmen gehören, die bereits im Jahr 2000 nicht in den Entschädigungsfonds der deutschen Wirtschaft und der Bundesregierung, einzahlten. Sie wollen sich drücken, sie wollen nicht genannt werden, was auch immer die Gründe sein mögen. Und es fällt noch etwas auf: Sie beuteten nicht nur italienische Militärinternierte aus, vorher und in der gleichen Zeit, waren Zwangsarbeiter aus anderen Ländern bei ihnen eingesetzt, aus der Sowjetunion, aus Polen, Frankreich und anderen Ländern.
Im September 2021 das Thema der italienischen Militärinternierten/Zwangarbeiter wieder aufmachen
Im September 2021 wird der zweite Versuch unternommen, die Nationale Vereinigung der italienischen Militärinternierten (ANEI) nach Hamburg eingeladen. Im Februar 2021 musste der Besuch wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Dafür hatten wir Silvia Pascale und Orlando Materassi von ANEI als Gäste auf den beiden virtuellen Kundgebungen am 12. Februar 2021 zum Zwangsarbeitslager in der damaligen Volksschule Schanzenstraße und am 13. Februar 2021 zum Lager im Heinrich-Bauer-Haus im Hamburger Kontorhausviertel hören können.
Die Profiteure der Zwangsarbeit beim Einsatz der IMIs in den Mittelpunkt stellen
Die Absicht im September 2021 besteht darin, nicht die Zwangsarbeitslager in den Mittelpunkt zustellen, sondern die Profiteure, die Unternehmen, die die italienischen Militärinternierte anforderten für ihr Produktion. Wir wollen die Profiteure nicht auf den Einsatz der IMIs reduzieren, sondern werden bei ausgesuchten Unternehmen auch auf deren NS-Geschichte eingehen. Bereits im Zusammenhang mit dem IMi-Lager in der Schützenpforte, dem damaligen Heinrich-Bauer-Haus, wurde vermutlich ein wichtiger Teil deren gesamten NS-Geschichte des Unternehmens belichtet. Diesmal werden wir von einzelnen Unternehmen bisher nicht bekannten Abschnitte aus deren Unternehmensgeschichte aufzeigen. Noch sind wir in der Recherche und haben nicht alle Kapitel abgeschlossen. Die Annahmen wurden auf der Basis der bisherigen Dokumente formuliert, jetzt muss es noch seriös belegt werden. Es kann sein, dass wir auf weitere neue Geschichten stoßen. Es geht um die Bauwirtschaft, Unternehmen um die Hafenwirtschaft u.a. Zweige.
Angehörige von IMIs einbinden auf einer Kundgebung im September 2021
Geplant ist in der Woche auch eine öffentliche Kundgebung, auf der man nicht nur die Vertreter/innen der ANEI kennenlernen wird. Seit längerem haben wir uns auf die Suche nach Angehörigen gemacht, deren Familienmitglieder in den Unternehmen gearbeitet, auf die wir uns konzentrieren wollen. Ob das aufgeht, werden wir sehen. Die Voraussetzungen sind aber geschaffen worden.
Den Trägerkreis für ANEI-Besuch um Gewerkschaften erweitern
Aktuell gibt es Gespräche mit weiteren Partner/innen, die die kommenden Aktivitäten zum Besuch der ANEI unterstützen. Bereits auf der Kundgebung am 8. September 2020 und der virtuellen am 13. Februar 2021 waren Berthold Bose von ver.di und Anja Belzinger-Stolze von der GEW Redner/in gewesen. Jetzt geht es darum, dass Gewerkschaft Mit-Träger werden, woran es keinen Zweifel gibt, dass so kommen wird.
Lokale Geschichten aus den Stadtteilen über Unternehmen
Der Blick ist auf die Unternehmen gerichtet, aber es werden auch lokale Geschichten zu ihnen in der Nachbarschaft erzählt. Dabei wird es um große Markenunternehmem gehen, die damals klein waren. Das gilt auch für einen heute internationalen Rüstungskonzern oder damals kleine Unternehmen, die heute einen ausgebauten Rüstungszweig haben. Der Ansatz, der Nachbarschaft ein Gesprächsangebot zu machen, soll wie bei allen bisherigen Aktivitäten beigeholten werden.
September-Programm befindet sich noch in der Diskussion
Aktuell wird das Programm diskutiert und abgestimmt, ob und wie man was realisieren kann. Bestimmte Punkte sind noch nicht abgesichert oder geklärt, so dass man im Moment wenig darüber sagen kann. So ist z. B. die Absicht, auch auf die KZ-Opfern unter den italienischen Soldaten in Hamburg einzugehen. Ob das zu realisieren werden kann, überschaue ich noch nicht. Ohne die Haltung und Hilfe von Partnern wird das aber nur schwer gelingen. Auch wird noch an weiteren Themen gestrickt, die nicht stehen wie das Thema der Arbeitskommandos. Hier sind die Herausforderungen sehr groß und die Stadt Hamburg macht es kompliziert.