Ansichten

Holger Artus

Über das Zusammenspiel der Hamburger Schulverwaltung und der Gestapo zur Schließung der Israelitischen Töchterschule 1942

| Keine Kommentare

Noch steht es nicht, das Projekt, es finden noch Abstimmungen statt. Es soll in diesem Jahr an das Schreiben vom 2. April 1942 erinnert werden, dass die Schulleiterin der Volksschule Schanzenstraße an die Schulbehörde geschickt hatte. Darin lehnt sie eine Aufnahme der Schülerinnen der Israelitischen Töchterschule ab. Ein übles antisemitisches Schreiben, meine ich. Wenn man sich aber in den Vorgang einliest, wird einem sichtbar, dass wir hier die Schulbehörde sich mit der Gestapo abstimmt, damit es bloß nicht dazu kommt. Es bleibt ein Dokument der Schande, wenn man das Schreiben liest, aber das Zusammenspiel Gestapo und der damaligen Hamburger Schulbehörde, macht den staatlichen Antisemitismus und in meine Augen auf Terrorismus deutlich.

Das Schreiben der Schulleitung der Volksschule Schanzenstraße/Altonaer Straße, Emma Lange, vom 2. April 1942 zur Ablehnung der Aufnahme der Schülerinnen der Israelitischen Töchterschule, ist ein übles antisemitisches Machwerk, für sich betrachtet. Im konkret-historischen Zusammenhang wird sichtbar, wie die Hamburger Schulbehörde um die Unterstützung der Gestapo bemühte, um die jüdische Schule aus ihren Schulräumen zu vertreiben.

Die Schulbehörde, so schreiben die Schulräte am 28. März 1942 an die Geheime Staatspolizei, ist der Auffassung, dass die „Judenschule“ in der Carolinenstraße 35 als Sonderschule genutzt werden soll. „Die Schulverwaltung ist der Auffassung, .. dass den 400 deutschblütgen Schülern der Sonderschulen der Vorrang vor den 100 Judenkindern zu geben ist.“ Man sei sich als Schulräte sicher, dass dies auch „von den maßgebenden politischen und amtlichen Stellen eingenommen“ werde. Für die Schulräte sein die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten ein „großer Luxus für die Judenschule.“

Weiter schreiben die Schulräte, dass die Gestapo sie bei der Übernahme der Israelitische Töchterschule unterstützen möge und „ihr die Wege zu eben, die zu dem gewünschten Erfolg führen.“ Mit den der Partie ist übrigens auch der Schulrat Köhne, der nach 1945 in der Schulbehörde dafür sorgte, dass das NSDAP-Mitglied, Emma Lange und Schulleiterin der Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße ihren Weg in den Staatsdienst und die Schulleitung fand.

In dem Schreiben an die Gestapo erklären sie, „der Judenschule ihrer Größe entsprechend in der Volksschule Altonaer Straße zur Verfügung zu stellen. Am 10. April 1942 schreiben die Schulräte, dass die Gestapo „mit der Überlassung der Gebäude an die Schulverwaltung einverstanden“ sei.

Das Schreiben der Emma Lange vom 2. April 1942, sicher kein Zufallsprodukt, sondern Teil des Vorgehens der Nazis, führt zu einem Schreiben der Schulräte an den „Reichstatthalter in Hamburg“ am 20. April 1942. Gegen den Vorschlag, die Schülerinnen der Israelitsichen Töchterschulen Räumlichkeiten in der Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße hat der „Kreisleiter des 2. Kreises lebhaften Einspruch erhoben. Auch die Schulverwaltung, vertreten durch den Oberschulrat Henze, hat gegen die Unterbringung der Judenkinder in diesem Gebäude starke Bedenken geäußert.“ 

Ein Jahr später, im Sommer 1943, argumentiert Emma Lange übrigens ähnlich. Diesmal ging es um die Einquartierung der italienischen Militärinternierten in die zum Teil zerstörte Schule Schanzenstraße. Auch hier verwendete sie eine üble rassistische Hetze gegen die italienischen Soldaten, obwohl ein Schulbetrieb der Schule Schanzenstraße im September 1943 nicht mehr vorgesehen war. 

Am 29. April 1942 ordnet der „Reichsstatthalter“, dass „eine Unterrichtung von Judenkindern in der Schule sofort aufzuhören hat.“ „Ersatzraum … ist auf Anordnung des Reichsstatthalters nicht mehr zu stellen.“ (10.05.1942). 

Am 15. Mai 1942 wurde die Israelitische Töchterschule von der Hamburger Schulverwaltung übernommen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.