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Holger Artus

Der Platz der Emma Lange für die Nazis und die Schulbehörde

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Der Brief der Emma Lange an die Schulbehörde vom 2. April 1942 ist für mich ein Brief der Schande. Sie lieferte für die Nazis die Argumente, damit sie die Schülerinnen der Israelitischen Töchterschule nicht in die Schule Schanzenstraße im Fall deren Schließung aufnehmen müssen. Darüber und die Argumente muss man wütend sein. Aus anderer Perspektive ergibt sich aber die Einordnung des Vorgehens und der Absicht der Nazis zur Schließung der Israelitischen Töchterschule.

Die Schulbehörde bat die Gestapo am 28. März 1942 darum, ihr bei der Enteignung der Israelitischen Töchterschule in der Carolinenstraße 35 behilflich zu sein. Als Alternative für die Schülerinnen und Schüler brachte man als eine Option Räume in der Felix-Dahn-Straße ins Gespräch, bot aber im gleichen Atemzug Räume in der Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße an.

Am 31. März 1942 gab es eine ausgefeilte Stellungnahme der Lehrerinnenfortbildungsanstalt in der Felix-Dahn-Straße. Hier waren in einer Besprechung vom 25. März 1942 Räume sein für den Bedarf nach Schulraum, weshalb man die Israelitische Töchterschule angeblich, Räume in der LBA im Aussicht gestellt. Die Leitung der Einrichtung argumentierte mit scheinbaren Formalien („Landesschulrat Schulz benötigt einen Raum“ – mit Blick auf die Zukunft – das die Schülerinnen und Schüler Schwerhörige/Sprachkunde hier nicht untergebracht werden könnten. Es war gar nicht nötig, auf die Israelitische Töchterschule zu verweisen, da in der Besprechung am 25. März 1942 bereits alle Ansage abgestimmt waren, wie man vorgeht, so dass die Übernahme der jüdischen Schule in der Carolinenstraße 35 durch die Stadt die einzige Alternative sei.

Am 2. April 1942 kam dann auch die Stellungnahme aus der Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße zum „Vorschlag“, die „Judenschule“ aufzunehmen, selbst wenn es getrennte Räume und Gänge von den „arischen“ Schülerinnen wären. Emma Lange war zu diesem Zeitpunkt die kommissarische Schulleiterin. Aus dem Schulbuch der Schule Schanzenstraße ergibt sich, dass es zum Zeitpunkt der Schreibens vor (10. März 1942) und nachher (8. Mai 1942) eine Lehrerkonferenz unter Vorsitz vom Emma Lange gab. Mit keinem Wort geht es um das Schreiben. Am 8. Mai 1942 geht es aber um die Sicherung der Schule vor „Zerstörung“.

Die Stellungnahme, die Emma Lange für die Schule abgibt, ist ein übles antisemitisches Schreiben. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, wie hier „argumentiert“ wird. 

79 Jahre ist es im Januar 2021 zu einem Austausch der heutigen Gedenkstätten der Israelitischen Töchterschule und der Schulleitung der Ganztagsgrundschule gekommen.

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