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Holger Artus

Über die Opfer unter den italienischen Militärinternierten

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Im Vorfeld von zwei Kundgebungen am 12. und 13. Februar 2031 habe ich nach weiteren Opfern unter den italienischen Militärinternierten in den beide Zwangsarbeitslager in der Schützenpforte und Schanzenstraße recherchiert. Es ist mein Versuch, möglichst viele Details über die Insassen und deren Bedingungen zu erfahren. Vor ein paar Wochen saß ich vor einem weißen Blatt Papier.

Luigi Cattaneo aus Cormano, Italien

Lugio Cattaneo ist am 17. August 1913 in Cormano bei Mailand geboren. Cormano ist heute eine Gemeinde mit 20.516 Einwohnern (31.12.2019) in der Metrostadt Mailand. Er ist einer der Opfer aus dem Zwangsarbeitslager im Heinrich-Bauer-Haus in der Schützenpforte.

Über seinen Weg nach der Festnahme hunderttausender italienischen Soldaten seit September 1943 ist nur wenig bekannt. Er war danach in zwei Kriegsgefangenen-Stammlagern in Schleswig und Sandbostel festgesetzt. Wann und wie er in das Lager in der Schützenpforte 11 kam, weiß man zurzeit nicht.

Luigo Cattaneo starb in Hamburg am 1. Januar 1945. In seiner Sterbeurkunde wird die Nordwestdeutsche Kiefernklinik aufgeführt, die in der Eckernförderstraße war. Als Lager wird die Alstertwiete angegeben, aber dabei handelt es sich nur um das Unternehmen, in dem er arbeiten musste.

Es war die Generalvertretung der Victoria-Werke AG, Fendler & Lüdemann, das seit den 1930er Jahren auch BMWs verkaufte und später von BMW ganz übernommen wurde. Das Unternehmen beschäftigte nach eigenen Angaben damals neuen italienische Militärinternierte. Als es im Jahr 2000 um die Finanzierung eines Fonds zur Entschädigung der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der NS-Zeit in Deutschland ging, weigerte sich BMW – genau wie die Bauer Media Group – sich daran zu beteiligen.

Lugio Cattaneo soll seit dem 23. August 1944 im Zwangsarbeitslager in der Schützenpforte bis zu seinem Tod gewesen sein.

Dionisio Lorenzon aus Gradisca, Italien

Zu den Opfern aus dem Zwangsarbeitslager in der damaligen Volksschule Schanzenstraße/Altona gehörte Dionisio Lorenzon. Er starb am 18. November 1944 in Hamburg.

Dionisio Lorenzon war am 5. Juli 1907 in Gradisca d’Isonzo geboren. Der Ort liegt in Oberitalien, nahe der Grenze zu Slowenien. 2019 zählte der Ort 6.414 Einwohner*innen.

Es ist nur sehr wenig über ihn bekannt. Aus den vorliegenden Unterlagen geht hervor, dass er am 22. Oktober 1944 in Lagerhaus F am Dessauer Ufer auf der Veddel ankam und als so genannter Bauhilfsarbeiter eingesetzt wurde.

Bekannt ist, dass er in der Firma Karl Schütt mit anderen als Zwangsarbeiter schuften musste. Vermutlich handelte es sich dabei um das Unternehmen von Carl Schütt aus der Bremer Straße in Harburg. Das Unternehmen gibt an, dass im November 1944 22 „Beschäftigte“ ums Leben kamen. Es dürfte sich dabei nicht um deutsche gehandelt haben.

Die Norddeutsche Kiefernklinik in der Eckernförder Straße, ein Lager für italienische Militärinternierte, wird als letzter Ort bezeichnet, in dem sein Tod festgestellt wurde.

Pasquale Ballarin aus Lusia, Italien

Pasquale Ballerin ist einer der Opfer unter den italienischen Militärinternierten in dem Zwangsarbeitslager in der Schule Schanzenstraße/Altonaer Straße.  

Er wurde am 8. April 1902 in Luisa in der Provinz Rovigo geboren. Lusia ist eine nordostitalienische Gemeinde und hatte Ende 2019 insgesamt 3415 Einwohnern und grenzt unmittelbar an die Provinz Padua. 

Es gibt sehr wenige Daten über ihn. Gesichert scheint zu sein, dass er als italienische Militärinternierter über das Kriegsgefangen Stammlager Sandbostel bei Bremervörde kam. Gesichert ist, dass er am 25. September bis 1. November 1944 ins Lager im Dessauer Ufer war,  von dort muss er ins Lager in der Schanzenstraße 105 gekommen sein. Das ursprüngliche Möbeltransport F. Schadendorf & Sohn in der Fruchtallee 32 setze ihn als Zwangsarbeiter ein. Irgendwann in den 1950er verschwand das Unternehmen.

Er ist offenbar am 11. Januar 1945 ins Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn, dass in Hamburg für die Zwangsarbeiter*innen dafür bestimmt wurde, eingeliefert worden und dort am am 16. Januar 1945 gestorben. Nach den Unterlagen soll er eine Rippenfellentzündung gehabt haben. Die Sterbeurkunde spricht von einer Lungen TBC.

Salvatore Patti aus Barrarfranca, Italien

Salvatore Patti ist am 1. Juli 1922 in Barrafranca auf Sizilien geboren. Barrafranca ist eine Gemeinde in der Provinz Enna in der Region Sizilien in Italien mit 12.580 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019).

Salvatore Patti war Arbeiter und war 1943 von der deutschen Wehrmacht wie viele hunderttausende italienischen Soldaten verhaftet worden und nach Deutschland deportiert. Über welche Kriegsgefangenen Stammlager nach Hamburg kam, ist zurzeit nicht bekannt. Gesichert ist, dass er auch im Lager in der Schilleroper war. Er starb am 20. März 1945 und wurde offenbar Opfer eines Bombardements. Sein Tod wurde im Hafenkrankenhaus festgestellt.

Nach den Unterlagen soll er im Lager Schanzenstraße 105 gelebt und in der Schlachtviehabfallverwertung gearbeitet haben. Hier gibt es zur Zeit nur den Nachweis, dass hier Zwangsarbeiter in der Schanzenstraße 62 von Joh. Mich. Fett ausgebeutet wurden.

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