Die Aufsichtsratsvorsitzende der DuMont Mediengruppe, Isabella Neven DuMont, erklärte in einem Interview mit kress.de (27.10.2020), dass DuMont 2011 Jahren vor dem Bankrott stand und keine Zukunftsperspektive mehr hatte: „Wir standen kurz vor dem Bankrott und hatten keine Zukunftsperspektive.“ Vorher sagte sie im Interview: „Als ich vor fast zehn Jahren in die DuMont-Führung eingestiegen bin, war die Ausgangslage alarmierend: Von außen betrachtet war das Image zwar gut, das Unternehmen aber substanziell krank und geschwächt.“
Gehe ich auf der Zeitschiene zurück, so muss eine solche rückblickende Darstellung irritieren. Es war unsere Darstellung als MOPO-Betriebsrat, dass DuMont in einer allgemeinen Krise war, nicht etwa wegen der FR, sondern wegen eines ganzen Pakets von Entwicklungen in der Vergangenheit. DuMont war in einer strategischen und eben finanziellen Krise geraten, trotz aller damaligen gegenteiigen Behauptungen. Es gab immer wieder Tage von konzernweiten Zahlungsstopps in der Gruppe. Ein einfaches raus gab es nicht. Mit dem Wechsel in der Unternehmensspitze und dem Tod von Alfred Neven DuMont 2014/2015 änderte sich der Form nach die Lage der Mediengruppe. Es ging jetzt um die Sanierung der gesamten Gruppe. Aber das „Schönreden“ der Verantwortlichen vergesse ich auch nicht. Es nutze ihnen bekanntlich wenig, sie wurden immer wieder gestellt. Auch erinnere ich mich der massiven Versuche der Einflussnahmen des DuMont-Vorstandes auf geplante Medienberichterstattungen auf höchster Ebene. Sie wollten kein reales Bild, so meine Meinung.
Liest man die jüngsten Textpassagen von Isabella Neven DuMont mit kress, so liest man aber auch, wo man jetzt wieder neue Legenden bildet. Die Verkaufsoption 2018 ist an die Öffentlichkeit gekommen. Damals fehlten ihnen zu erst die Wort und später versuchte man es als sachliches Prüfvorgehen darzustellen. Die Verläufe habe ich ausführlich beschrieben, um zu belegen wie die „getriebenen“ versuchten, zu täuschen.
Das Wort vom kurz vor dem Bankrott stehende Unternehmen 2011/2012 bedarf aber auch noch einmal des Abgleichs mit den Darstellungen, wie man schon damals täuschte.
Der Konzernjahresabschluss 2011 spricht von keiner Bestandsgefährdung von DuMont
Im Konzernjahresabschluss 2011, dem seit März 2011 Isabella Neven DuMont angehörte, kann man dagegen folgendes lesen: „Der Vorstand sieht mittelfristig keine den Bestand des Unternehmens gefährdenden Risiken. … Der Vorstand geht davon aus, dass die Printtitel weiterhin erfolgreich sein werden.“ Im Konzernjahresabschluss 2012 heißt es weiterhin: „Der Vorstand sieht mittelfristig keine den Bestand des Unternehmens gefährdenden Risiken. „ 2012 betrug der Konzernjahresfehlbetrag – 112 Mio. €, was u.a. mit der Insolvenz der Frankfurter Rundschau zusammenhing. 2011 lag der Konzernjahresfehlbetrag bei – 2,7 Mio. €.
Der Konzernjahresverlust von – 2,7 Mio. € ist nicht so schlimm, DuMont hat ein tolles EBITDA
Aber damit sich keiner Sorgen macht, gibt es ja ein so genanntes operative Ergebnisse (EBITDA), dass alle außerordentlichen Aufwendungen u.a.m. unberücksichtig lassen sollte. 2011 schrieb DuMont „Das Ebitda als operative Ergebnisgröße liegt mit TEUR 96.723 jedoch nur leicht unter dem Vorjahreswert (TEUR 97.939).“
Einschätzung der finanziellen Lage von DuMont zum Zeitpunkt des Eintritts von Isabelle Neven DuMont in den Vorstand
Im Vorstandsbericht von 2011 kann man auch etwas über die Einschätzung der finanziellen Lage der Mediengruppe lesen: „Alle Gesellschaften der Mediengruppe sind in das gruppenweite Risikomanagementsystem eingebunden und werden regelmäßig durch die Zentrale Revisionsabteilung geprüft. … Die Gesellschaft hat die bestehenden Bankkredite termingerecht bedient und verfügt über Kreditlinien von zusammen 41,0 Mio. €. Diese Kreditlinien wurden 2011 stärker als in Vorjahren in Anspruch genommen. … Das Bankenrating der Mediengruppe stellt sich unverändert positiv dar.“ Die Wirtschaftsprüfer von der KPMG schrieben um Unterschied zur Aussage von Isabella Neven DuMont im Interview mit kress am 27.10.2020 zum Konzernabschluss 2011: „Der Konzernlagebericht steht in Einklang mit einem den genannten Vorschriften entsprechenden Konzernabschluss, vermittelt insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage des Konzerns und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.“
Isabella Neven DuMont zu dem Ursachen des „Bankrotts“: Fehleinschätzung des Zeitungsgeschäft
Im Interview mit kress.de sagt Isabella Neven DuMont: „Die Ursachen waren: eine Fehleinschätzung über die Zukunft der „Frankfurter Rundschau“, der „Berliner Zeitung“ und der „Hamburger Morgenpost“, alte Modelle, die in der digitalen Transformationszeit nicht mehr zeitgemäß waren, sowie unglückliche Personalentscheidungen. Und die Folgen waren fatal: Wir standen kurz vor dem Bankrott und hatten keine Zukunftsperspektive, auch nicht im Journalismus.“ Der Konzernjahresabschluss 2011 sagt zu den Zeitungen: „Die Unternehmensbereiche Köln, Halle, Hamburg und auch Berlin erwirtschaften positive Ergebnisse … Die Beteiligungen unter der BV Deutsche Zeitungsholding GmbH in Berlin erzielen – abgesehen vom Verlag Hamburger Morgenpost GmbH in Hamburg – noch nicht die erwarteten Ergebnisse.“
Was man sonst noch zu den Ursachen der Krise von DuMont sagen könnte?
„Mein Vater hatte viel Freude an den Zeitungen … Aber manchmal war unser Haus selbst für ihn zu groß geworden .. Manchmal wünschte er sich, er hätte diese Schritte nicht getan und wir wären kleiner geblieben. kress: War Ihrem Vater bewusst, dass er mit dem Einstieg bei der „Frankfurter Rundschau“ und bei der „Berliner Zeitung“ Fehlentscheidungen getroffen hat, die vermutlich Hunderte von Millionen Euro gekostet haben? Neven DuMont: Ja, ihm war das sehr bewusst.“