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Holger Artus

Konsolidierung in der Druckindustrie

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2018 gab es in Deutschland 1.294 Unternehmen der Druckindustrie, die einen Umsatz von 14,366 Mrd. € Umsatz realisierten und 95.225 Arbeiter und Angestellte beschäftigten. Zieht man die Dienstleistungsunternehmen (Druckvorstufe, Weiterverarbeitung) und die kleineren Druckereien ab, sind der Kern in der industriellen Fertigung rund 400 Unternehmen. Sie realisieren einen Umsatz von 6,951 Mrd. €. In diesen Industriebetrieben sind rund 36.000 Arbeiter beschäftigt.

In der Druckindustrie haben sich verschiedene Teilmärkte herausgebildet, was sich aus den verschiedenen Druckverfahren ergibt. Zeitschriften werden im Tiefdruck, Zeitungen im Offsetdruck produziert. Dazu kommen die Rollenoffsetdruckereien, die als sogenannte Lohndruckereien für andere ihre Leistungen anbieten. Die Zeitungsdruckereien gehören im Wesentlichen Zeitungsverlagen, ihre Konkurrenzauseinandersetzung findet national statt. Die Tiefdruckereien sind historisch an die Zeitschriftenverlage gebunden sowie im Lohndruck an die auflagenstarken Werbeprospekte oder einst Kataloge. Hierbei handelt es sich um einen europäischen Markt. Der Rollenoffset bei den Fremdaufträgen ist sowohl international wie regional. Der ausländische Anteil im Lohndruck liegt bei x Prozent. Es gibt noch einen Buchdruckmarkt, der bezogen auf die großen Publikumsverlage ein europäischer Markt ist. In Deutschland gibt es rund 130 Unternehmen, die in diesem Markt aktiv sind.

Reichweitenmedien wie Zeitungen, Zeitschriften, Anzeigenblätter, Werbeprospekte und Kataloge sind das Kerngeschäft in der Druckindustrie. Da es einen Wandel bei den Werbeträgern hin zum virtuellen Raum gibt, erfahren sie nicht nur Konkurrenz, sie befinden sich auch in einem historischen Umbruch, ohne den man von ihrem Verschwinden reden könnte. Aber seit Jahren gehen Produktionsmenge und -wert zurück.

Die Konsolidierung im Zeitungsdruck fällt annähernd mit der Konsolidierung unter den Zeitungsverlagen zusammen. In den kommenden Jahren wird es zur Einstellung von Zeitungen kommen, was zu einer weiteren Konzentration des Zeitungsdrucks führen wird. 2018 gab es 62 Zeitungsdruckerei-Betriebe mit einem Umsatz von 1,055 Mrd.€. Durch den zeitkritischen Inhalt wird sich deren Konzentration in den Regionen vollziehen. Es ist nicht mit der Bildung einiger reiner Zeitungsdruckunternehmen zu rechnen, die national aktiv sind.

Gemessen am Umsatz realisieren 25 Zeitungsdruckereien 86,0 Prozent des Gesamt-umsatzes in ihrer Branche. Dieser Anteil bewegt sich seit Jahren in diesem Bereich. 2003 lag ihr Anteil bei 87,0 Prozent. In den 25 Unternehmen arbeiten 84,1 Prozent der Beschäftigten, 2003 waren es 83,4 Prozent. Im Tief- und Rollenoffset realisierten die 100 größten Unternehmen (11,9 Prozent) 57,4 Prozent des Umsatzes. 2003 war es noch ein Anteil von 48,7 Prozent.

Fast 60 Prozent der Investitionen erfolgten in den 100 größten Unternehmen. Im Tiefdruck werden vor allem Zeitschriften, Kataloge und auflagenstarke Prospekte produziert und es handelt sich um einen europäischen Markt. Die Konzentration kann man hier insbesondere an der Anzahl der Druckmaschinen/Ressourcen verdeutlichen: 2017 gab es in Europa 44 Tiefdruckwerke, 46,8 Prozent davon in Deutschland. Den Wandel dieses Marktes sieht man im Papierverbrauch: 2018 wurden 2,5 Mio. Tonnen Papier „konsumiert“, 2008 waren es noch 4,5 Mio. Tonnen. Im europäischen Markt ist Prinovis, eine Tochter von Bertelsmann, Marktführer. Große Kapazitäten haben Burda und die Bauer Media Group. Immer wieder sind es Finanzinvestoren, die von der Konsolidierung profitieren wollen. Prinovis ist auch eines der größten Rollenoffset-Unternehmen und des Buchdrucks (da Bertelsmann selber größter Buchverlag weltweit ist) in Europa. Vor zehn Jahren waren noch mehrere deutsche Tiefdruckgruppen im europäischen Markt (schlott gruppe) oder hatten Tiefdruckereien in europäischen Ländern (TSB und Burda). Die eine ist insolvent, die anderen konzentrieren sich auf den heimischen Markt.

Arbeitsbedingungen in der deutschen Druckindustrie

Die Arbeitsbedingungen in der deutschen Druckindustrie der rund 400 Unternehmen im Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchdruck sind stark durch die Tarifverträge reguliert, auch wenn es darum harte betriebliche Auseinandersetzungen gibt. Die Masse in der Druckindustrie sind Rollenoffset-Unternehmen, die auch ergänzende Produktionsverfahren haben (Digital- oder Buchdruck). Fokussiert man sich auf diese rund 800 Unternehmen, gibt es kaum eine tarifliche Regulierung. Die Problematik für die Arbeitsbedingungen zeigt sich in der Tarifbindung in der Druckindustrie. 2014 waren es noch 7 Prozent aller Betriebe, in denen 18 Prozent der Beschäftigten arbeiten. 2010 waren es noch 28 Prozent der Betriebe und 40 Prozent der Belegschaften.

In den 1970er Jahren hatte die IG Druck durch eine auf Gegenmacht und Gegenwehr ausgerichtete Tarifstrategie tiefgreifende und auch wegweisende Vereinbarungen in Arbeitskämpfen durchgesetzt. Daran beteiligten sich über 10.000 Arbeiter aus über 1.000 Betrieben. Heute erreicht man nicht mehr als etwa 1.000 Arbeiter aus unter 50 Betrieben. Seit Ende der 1980er Jahre gilt die 35-Stunden-Woche in den tarifgebundenen Unternehmen.

Als erste deutsche Gewerkschaft hatte die IG Druck die Einführung der 35-Stunden Woche in einem dreizehnwöchigen Streik durchgesetzt. Seit Ende der 1990er Jahre gibt es Öffnungen zur Reduzierung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich bei verbindlichen Beschäftigungssicherungsklauseln.

Mit der Jahrtausendwende gab es auch Öffnungen, die einen Korridor zur Verlängerung der Arbeitszeit eröffneten, aber am Ende auf der Basis der 35-Stunden-Woche. Ende 2018 lag die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in den Betrieben der Druckindustrie bei 38,8 Stunden (39,3 Std. in Deutschland).

Ein Beitrag für eine ISW-Broschüre

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