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Holger Artus

Erinnern an NS-Euthanasie-Opfer

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Heute habe ich in der Fettstraße in Hamburg-Eimsbüttel eine Nachbarschaftsinfo-Infos an alle Haushalte verteilt. Die 200 Exemplare landeten in den Briefkästen. Dazu musste ich fast an jeder Hauseingangstür klingeln, da die Briefkästen nicht von außen zugänglich. Die Menschen waren sehr freundlich und aufgeschlossen. Am Text waren Nachbarn aus der Straße mitbeteiligt.

Am 18. Mai 2019 wird vor dem Haus unser Fettstraße 1 um 10:30 Uhr ein Stolperstein in den Gehweg eingebracht. Der Künstler Gunter Demnig wird dies persönlich vornehmen. In Hamburg gibt es über 6.000 solcher Steine, die in den Fußwegen vor den Wohnhäusern eingelassen sind. Diese Steine sollen an die Opfer der Nazi-Zeit erinnern. In der Fettstraße 1 wird an Eduard Ripperger erinnert. Er war eines von 4.700 Opfern der NS-Euthanasie, die von den Nazis in Hamburg ermordet wurden. Eduard Ripperger ist 1902 geboren und wurde am 21. Mai 1942 in der so genannten Gau-Heilanstalt Tiegenhof in Hamburg Langenhorn ermordet.

Bei uns im Viertel um die Fettstraße, Bellealliancestraße, Vereinsstraße, Weidenallee, Margaretenstraße, Agathenstraße, Kleiner Schäferkamp und Schäferkampsallee gibt es viele diese Steine. Sie erinnern an die ermordeten Juden, die hier gewohnt oder gearbeitet haben. Sie wurden wegen ihrer geschlechtlichen Identität, wie Johannes Hild in der Weidenallee 64, verfolgt oder wegen ihrer politischen Haltung als Kommunist, wie Hans-Peter Hornberger im Kleinen Schäferkamp 42. Sie wurden in den Tod getrieben, wie der Chefarzt und der Geschäftsführer des Krankenhauses im Kleinen Schäferkamp. Heute ist hier das Elisabeth-Altenheim zu Hause. Die Stolpersteine sind das größte dezentrale Kulturdenkmal in Europa.

Am 15. und 19. Juli 1942 wurden 1.692 Jüdinnen und Juden von unserem Viertel aus nach Theresienstadt ins Ghetto deportiert. Die Menschen mussten sich auf dem Schulhof der Schule Schanzenstraße einfinden, so auch Hermann Vogel aus der Vereinsstraße 80. Aus Hamburg wurden über 6.000 Jüdinnen und Juden in 17 Zügen in verschiedene Ghettos oder direkt in die Vernichtungslager der Nazis deportiert.

Am 15. Juli 2019 will eine Nachbarschaftshilfe-Initiative an diese beiden Deportationszüge erinnern. Es wird eine Kundgebung vor dem Bahnhof Sternschanze um 18 Uhr geben. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich an den beiden Aktionen in unserem Viertel beteiligen.

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