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Holger Artus

Heute, vor zehn Jahre, informierte DuMont über den MOPO-Kauf

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Am 6. Januar 2009 informierte die DuMont Mediengruppe, dass sie die deutschen Beteiligungen der mecom plc kaufen wird. Im Kern waren das die Zeitungstitel Berliner Zeitung, Berliner Kurier und die Hamburger Morgenpost. mecom hatte vorher bereits einen Teil seines norwegischen Portfolios verkauft, jetzt folgten die deutschen Beteiligungen. Schaut man sich das Ergebnis der MOPO zum 31.12.2018 mit 3,3 Mio. € Jahresüberschuss (Berliner Verlag plus 6,7 Mio.€) an, so wird sichtbar, dass es nicht um die Lage der deutschen Unternehmen ging, sondern um die Entschuldung von mecom als internationale Mediengruppe mit Zeitungen in den Niederlanden, Dänemark, Norwegen, Polen und Deutschland ging.

Das Wachstum war kreditfinanziert und über Aktionstausch finanziert. Doch die Weltwirtschaftskrise 2007/2008 und der weiterhin einbrechende Werbemarkt zerlege die Finanzierung der Wachstumsstrategie von mecom.

Der Kauf von MOPO und dem Berliner Verlag stand noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamts. Der MOPO-Betriebsrat hatte sich frühzeitig auf einen Verkauf eingestellt und mit der kress-Meldung vom 27. Dezember 2008 war klar, wer kauft, vorher hatte man verschiedene Kaufinteressierte im Blick. Er schrieb zur Kaufabsicht von DuMont: „Mit dem neuen Erwerber übernimmt eine große deutsche Zeitungsgruppe die MOPO. Zu MDS gehören erfolgreiche und traditionsreiche Zeitungstitel … Wir sind gespannt auf den neuen Eigentümer und freuen uns, dass die MOPO zu einem attraktiven Schmuckstück geworden ist, in das gestandene Verleger investieren….“

Der MOPO-Betriebsrat wurde zwar von anderen Arbeitnehmer/innen-Vertretungen bereits damals für seine Haltung zur digitalen Transformation gescholten, aber seit Start von mopo.de 1996 sah er eine Chance für die Zukunft des Titels, bei klarem Profil der Printausgabe. „… keiner hat sich so nachhaltig lächerlich gemacht wie Montgomery mit seinen Slogans vom Content Management und der Online-Strategie – denn es folgten nie die entsprechenden Taten.“ Damals könnten wir nicht wissen, das die Irrfahrten von mecom unter DuMont sich fortsetzen und eine Zick-Zack Strategie bedeuteten sollte.

Der Abfluss der Gewinne unter Mecom in die deutsche Konzernmutter der MOPO, die BV Deutsche Zeitungsholding, setzte sich unter DuMont fort. Statt eine lokale Wachstums- und Transformationsstrategie mit den enormen Jahresüberschüssen zu verfolgen, wartete man auf die Ansagen von DuMont, die sich bereits im Übergang in eine strategischen Krise befanden. Das Geld brauchen sie für die Finanzierung des Berliner Standortes. Betriebswirtschaftlich war der Kurs des Betriebsrats: „Entscheidend ist, wie man am Markt ausgerichtet ist. Und entscheidend ist auch, ob die Belegschaft den Kurs trägt.“

Mit der Ankündigung des Kaufs, der sich erst mit der Zustimmung des Kartelamtes und der Überweisung von rund 160 Mio. € zum 1. April 2000 vollzog, ist der MoPo-Betriebsrats auf die anderen Betriebsräte der DuMont Titel in Köln, Halle und Frankfurt zugegangen und die Vernetzung getrieben. Noch vor der faktischen Übernahme war die Zusammenarbeit der Betriebsräte aufgebaut worden. Schnell wurde eine Struktur der Zusammenarbeit erreicht, deren Grundlage, die gleichberechtigt Zusammenarbeit und den kollegialen Austausch aller Betriebsräte, bis heute trägt. Der MOPO-Betriebsrat war sicher ein Treiber auch auf dieser Schiene.

Die Zeile des Betriebsrats-Infos nach der Ankündigung im Januar 2008, dass DuMont den Berliner Verlag und die MOPO kauft, lautete „Hamburger Morgenpost zum siebten Mal verkauft – Aus Mecom die Lehren ziehen.“ Heute, nach zehn Jahren müsste man „Mecom“ auswechseln und „DuMont“ schreiben. Doch von zehn Jahren bei DuMont kann man erst am 1. April 2019 sprechen. Erst dann waren die DuMont Mediengruppe (65 Prozent) und der Heinen Verlag (35 Prozent) die Eigentümer.

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