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Holger Artus

20 Jahre Geschichte der MOPO und dem Berliner Verlag in Dokumenten

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Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise 2002/2003 und dessen Folgen für den deutschen Werbemarkt vollzog sich neue Qualität im Konsoldierungsprozess unter den Zeitungen im überregionalen Anzeigenmarkt. Im Laufe der Jahre kam der anhaltendende Einbruch im regionalen Zeitungsmarkt, beginnend mit der Verdrängung des Rubrikenmarkts von Print in das digitale Geschäftsfeld. Im Laufe der Jahre würde es ein umfassender Prozess. Heute haben die regionalen Abo-Zeitungen bis zu 60 Prozent ihrer damaligen Umsätze verloren. Diese Entwicklung, aber auch eine Invest-Strategie ins Druckerei-Geschäft, um andere zu verdrängen, der Grundprozess der gesamten Transformations des Zeitungsgeschäftes in die digitale Welt, trieben die Konsolidierung.

Es geht hier nicht um die Darstellung des Transformationsprozesses und seine Gründe, sondern vielmehr seine Reflektion auf beiden Seiten des Tisches, also Unternehmern und den betrieblichen Interessenvertretungen. Vom Grundsatz kann man sagen, dass Interessenvertretungen von Arbeitnehmer/innen nicht in Prozessen denken, sie machen ihren Strehmel, ob es regnet oder schneid. Ob es einen Transformationsprozess gibt, was sein Inhalt ist, dass interessiert sie die Bohne. Geschichte, dass spielt für sie nur insofern eine Rolle als das sie wissen welches Jahr ist oder in welchen etwas war.

Der Zeitungsbereich von Gruner+Jahr wurde in den 1990er Jahren aufgebaut und am Ende des Jahrhunderts mehr oder mindert wieder abgebaut. Erst wurde die Hamburger Morgenpost veräußert (1999), dann folgte der Berliner Verlag (2002). Als wichtige regionale Abo-Zeitung begann für sie ein schleichender Prozess der ständigen Neuerfindung, es kam zu einem ständigen Gesellschafterwechsel (Holtzbrinck, VSS, mecom und DuMont). Heute kann man sagen, dass dieser Prozess nicht beendet ist, sondern MOPO und Berliner Verlag gerade wieder mitten drin sind.

Über 20 Jahre wurde die Geschichte der Arbeitnehmer/innen vom Berliner Verlag und der Hamburger Morgenpost im Web dokumentiert. Trotz der Content-Vernichtung durch verdi sind diese Inhalte erhalten geblieben, so dass man sie über einen längerem Zeitraum dokumentieren kann.

2002 verkauft G+J den Berliner Verlag in einem Bieterverfahren an die Verlagsgruppe Holtzbrinck, die in Berlin den Tagesspiegel hat. Das Kartellamt stimmt dem nicht zu. Es kommt zu einem zwei Jahre anhaltenden Prozess, in dessen Verlauf Holtzbrinck Lösungen sucht, den Kauf doch möglich zu machen wie zu einem öffentlichen Bieterverfahren über das Bundeswirtschaftsministerium. Am Ende muss Holtzbrinck einem neuem Käufer suchen.

2006 übernimmt ein amerikanischer Finanzfonds den Berliner Verlag und später auch die Hamburger Morgenpost. Ihr Berater war der ehemalige G+J-Vorstandsvorsitzende, Gert Schulte-Hillen. Zeitungen war nicht sein Geschäft und sollte es auch nicht werden. Der Fonds wollte an der Konsolidierung im deutschen Zeitungsmarkt in dem Sinne profitieren, dass sie weitere Zeitungen kaufen, sie zu einer Gruppe formieren und dann wieder veräußern. Man bot u.a. bei der Braunschweiger Zeitung, der Süddeutschen Zeitung oder der Frankfurter Rundschau. VSS stiegt aber schnell wieder aus.

2007 übernahm die englische mecom Group plc die VSS Anteile, man selber hatte schon 15 Prozent. Es sollte eine europäische Gruppe gebildet werden, die an der Konsolidierung in den europäischen Märkten wachsen sollte. Sie war ein Aktienunternehmen, dass mit diesem Wachstum für die Anleger ein langes Invest schaffen wollte. mecom scheiterte an den Marktprozessen und seiner Wachstumsfinanzierung.

2009 gingen die Hamburger Morgenpost und der Berliner Verlag an die DuMont Mediengruppe. Damit begann, dass zu den Herausforderungen am Absatzmarkt eine Strategiekrise der Mediengruppe sich entwickelte, die tiefen Spuren unter den Beschäftigten hinterlassen hat und anhält. Der Ausgang ist noch offen, die Grundkonturen könnte man aber formulieren.

In den verschiedenen Etappen der Geschichte der beiden Zeitungsgruppen Hamburger Morgenpost und Berliner Verlag waren Arbeitnehmer/innen immer wieder massiv betroffen. Die verschiedene Dokumente und Meldungen vermitteln nicht nur ein Bild, was passiert ist, sondern in den Erklärungen kann man auch die Prozesse sehen, wie die verschiedenen Gesellschafter versucht haben, einen Weg in der Konsolidierungsphase zu finden, der sie auf die Siegerstraße bringt. Heute kann man sagen, dass dies unter DuMont nicht mehr das Ziel sein dürfte. Auch das spiegeln die Dokumente wider.

Die Meldungsübersicht über 20 Jahre aus Arbeitnehmer/innen-Sicht zur Geschichte der Hamburger Morgenpost und dem Berliner Verlag dürften die einzige Zusammenstellung einer Unternehmensgeschichte und damit auch gewissermaßen einmal sein. Sie bleiben in ihrer Zeit, so dass sie damit ihre Authensität erhalten.

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