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Holger Artus

Psychische Belastungen ernst nehmen – Wir können etwas tun!

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Psychische Belastungen spielen unter den Erkrankungen in Unternehmen eine immer größere Rolle ein, sie sind nach Rückenerkrankungen der zweithäufigste Erkrankungsgrund. Glaubt man den Gesundheitsreport 2015 der Techniker Krankenkasse, dann stellten die Fehlzeiten 2014 unter der Diagnose „psychische Störungen“ bei Berufstätigen (ihren Mitglieder) „den höchsten Stand seit Beginn der Auswertungen“  dar. Nach Statistik der TK sind die Fehlzeiten bei psychischen Erkrankungen in den letzten neun Jahren um fast 100 Prozent gestiegen.  Die Ausfalltage durch diese Erkrankung nehmen einen längeren Zeitraum als andere Erkrankungen ein. Bei Männern waren es 2014 durchschnittlich 45 Tage, bei Frauen 41 Tage. 

Als MOPO-Betriebsrat registrieren wir einen starken Anstieg seelischer Belastungen im Verlag und Redaktion. Für uns ist das Grund genug, sich ernster mit dem Thema zu beschäftigen. Wenn wir an einzelne Kolleginnen und Kollegen denken, können diese Belastungen oder Erkrankungen langfristige, manchmal sogar katastrophale Folgen haben.  Dies anzugehen, gehört zu unseren gesetzlichen Pflichten – diese erlegen uns auch eine Schutzfunktion auf.  

Wenn wir die Krankheits-Ausfälle und unsere Wahrnehmung der Belastungen z.B. unserer Online-KollegInnen sehen, machen wir uns Sorgen. Woraus ergeben sich die Belastungen im Arbeitsalltag der MOPO? Und die zentrale Frage: Was kann man für eine bessere Situation tun? Was sind die richtigen Maßnahmen und wie werden sie auf ihre Wirkung überprüft? Wir glauben, mit einem Fragebogen und seiner qualifizierten Auswertung, kommt man diesem Ziel näher. Die Maßnahmen müsste das Unternehmen prüfen und mit uns beraten.  Die psychischen Belastungen zu ermitteln ist eine gesetzliche Pflicht des Arbeitgebers. Bisher wurde das Thema von ihm aber nicht angegangen.

Blicken wir auf die großen Herausforderungen – etwa die Umstellung der Redaktion auf die gleichberechtigte Print- und Online-Produktion – so glauben wir, dass es zu einer Verschärfung der Arbeitssituation kommen kann.  Dazu kommen die Vorschläge der Unternehmensberater Ebner Stolz, die zu einer „Arbeitsverdichtung“ führen dürften.  

Bei uns entsteht aus den aktuellen Debatten mit Geschäftsführung und Chefredaktion der Eindruck, dass wir uns auf eine neue Lage einstellen müssen. Da wird gedroht, dass es am Sonntag kein Sekretariat mehr gibt, da gibt es dezente Andeutungen, redaktionelle Leistungen des Blattes zu streichen, da wird damit gespielt, dass man auf Inhalte verzichtet, um die Produktion zu sichern. 

Bekanntlich sind wir für den Prozess der Transformation. Aber die Arbeitsbedingungen müssen stimmen, die Lösungen müssen überzeugen und es geht auch um die publizistischen Ziele.  Die Potentiale der Beschäftigten aus Verlag und Redaktion müssen erschlossen und genutzt werden.  Dazu gehören für uns Transparenz und Beteiligung an diesen Prozessen. Nichtbeteilung und mangelnde Kommunikation können dazu führen, dasss man sich ausgegrenzt und instrumentalisiert fühlt.

So sollen die  bisherigen Ressortstrukturen aufgeben werden. Doch es ist nach unserer Meinung  dringend nötig, die Ressourcen und Potentiale hier im Haus zu ermitteln, bevor man mit der Brechstange die Lage und damit die Belastungen verschärft.  Wir haben die Geschäftsleitung aufgefordert, die Belastungssituation zu ermitteln.  In unseren Augen ist eine Befragung die beste Form. 

Arbeit muss nicht krank machen. Weder das Unternehmen noch die KollegInnen haben etwas davon, wenn sich durch Überarbeitung und seelische Belastungen, mangelnde Kommunikation und fehlende Transparenz Ausfall-Zeiten? Wir wollen bessere Arbeitsbedingungen. So wie es heute ist, darf es nicht weitergehen. Die Gesundheit der Mitarbeiter steht dabei genauso auf dem Spiel wie die Zukunft der MOPO.

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