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Holger Artus

Solidarität mit den Beschäftigten der Bergedorfer Zeitung

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Wir wünschen euch viel Kraft, um mit eurem  Streik den notwendigen Druck für eure Zukunftssicherung aufzubauen. Es ist eine große Herausforderung, der ihr euch stellt. ABER wer mit gebeugtem Rücken erdulden will, was das Unternehmen für euch entschieden hat, der gibt sich selber auf. Rahmenbedingungen in den Printmedien sind alles andere als einfach für Arbeitnehmer/innen. Die Angebots(preise) sollen über reduzierte Arbeitskosten gehalten werden, die Arbeitnehmer/innen sollen nicht nur für weniger Einkommen arbeiten, so sollen mehr fertigen bzw. ihre Produktivität soll gesteigert werden. Sei es durch den Einsatz von Technik oder eben der Verteilung von mehr Arbeit auf weniger Personen, ob in der Medien- oder Contentproduktion.

Bevor wir schimpfen, dass es auf unserem Rücken ausgetragen wird, möchte wir folgendes anmerken: Die erfolgsverwöhnten Verlage haben heute keine strategische Antwort auf die grundlegenden Umbrüche im Zeitungsmarkt. Sie wissen, dass sie mit “Paid Content” nicht annährend den Umsatz, den sie mit der gedruckten Zeitung, dem Vertriebsumsatz, erzielen. Sie wissen auch, dass sie den Rückgang der Printanzeigen-Umsätze nicht mit digitalen Anzeigenerlösen kompensieren werden, so schön sie von der neuen Digitalwelt reden. Die Verlage setzen darauf, dass andere aufgeben, dass man deren Produkte/Titel oder Leistungen übernimmt. Von einer Content-Strategie seine Geschäfte künftig zu gestalten, wird alleine nicht funktionieren. Schaut auf die Anbieter bei den überregionalen Themen, ob Funke, Madsack oder DuMont. Eine ähnliche Entwicklung wird es in den Regionen geben bzw. gibt es schon und wird zunehmen, davon sind wir überzeugt.

Es gibt vier oder fünf große Dienstleister in der Medienproduktion für Zeitungen und Anzeigenblätter der Bundesrepublik. Unter ihnen, über ihre Kunden, findet ein Wettbewerb statt. Die Funke Mediengruppe schließt die Vorstufe in Bergedorf, davon sind wir überzeugt, nicht, weil sie kein Ergebnis mehr erwirtschaftet bzw. in den künftigen Auseinander- setzungen zu den erfolgreichen Anbietern gehören wird. Es sind Überlegungen in der Gesamtstrategie der Funke Mediengruppe, vermutlich im Verbund mit den anderen regionalen Medienhäusern, von denen sie sich bei der Schließung haben lenken lassen. Es dürften auch Überlegungen mit Blick auf die zukünftige Positionierung der Funke Medien- gruppe im Wettbewerb sein, die alle nichts mit der Vorstufe der Bergedorfer Zeitung zu tun haben. Durch die weitere Zentralisierung von Dienstleistungen erfahren die Standorte eine neue Bewertung. Wie man es auch immer sehen möchte, dass so genannte „operative“ Geschäft steht im Fokus vor Ort. Betriebswirtschaftliche Modelle werden umgestellt, mit allen seinen Folgen für die Inhalte-Produktion.

Es mag eine hoffnungslose Auseinandersetzung erscheinen, wird man an euch an verschiedener Stelle sagen. Aber es ist zum einen euren einzige Chance, eure Bedingungen  für die Zukunft zu gestalten, ob mit Arbeit oder in der Jobsuche. Zum anderen ist es die richtige Antwort, wie sich Arbeitnehmer/innen im Umbruch verhalten sollen. Organisiert, zusammen mit den Gewerkschaften. Hätten wir überall die Stärke wie ihr sie heute demonstriert, die Verleger würden mehr als Schweißperlen bekommen. Ihr setzt ein sichtbares Zeichen!

Wir wünschen euch viel Erfolg, wir stehen an eurer Seite und sind als Betriebsrat der Hamburger Morgenpost nicht gleichgültig, was Arbeitnehmer/innen in anderen Verlagen passiert. So haben wir uns in der Vergangenheit verhalten und wollen dem treu bleiben. Solidarität macht moralisch stark.

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