Die leeren Seiten in der MOPO aus dem September 1999 anlässlich der Bill Clinton Affäre mit Monica Lewinsky sorgte damals in Deutschland für Aufsehen. Die MOPO-Chefredakteurin, Marion Horn, wurde zur sonntäglichen Presseschau in der ARD eingeladen. Wir hatten 2014 als Betriebsrat, 15 Jahre später, dass Thema noch einmal aufgegriffen, um daran zu erinnern, dass es Zeiten gab, wo man mit Geschichten mit der Zeitung sich engagierte, man einen Beitrag zur öffentlichen Debatte sorgte – auch klar gegen BILD. Wir haben es gesetzt, um auf die Rolle der Medien für die gesellschaftliche Debatte exemplarisch hinzuweisen und aber auch, um betriebspolitisch uns zu einer MOPO zu bekennen, die sich um Inhalte bemüht.
Die Affäre des US-Präsidenten Bill Clinton mit Monica Lewinsky war 1997/1998 eines der großen Themen der Boulevard-Presse. Das Absetzungsverfahren gegen Clinton durch Abgeordnete der Republikanischen Partei in den USA wurde kampagnenartig betrieben, auch in der Bundesrepublik. Seit dem Tod von Prinzessin Diana hat es keine Story gegeben, die die Welt-öffentlichkeit so unmittelbar und vollständig gefesselt hat wie die angebliche Sex-Affäre von US- Präsident Clinton mit Monica Lewinsky, der 24-jährigen ehemaligen Praktikantin im Weißen Haus.
Die außereheliche Affäre führte im Januar 1999 zur Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens durch die republikanische Mehrheit im amerikanischen Repräsentantenhaus, das nach 21 Verhandlungstagen scheiterte. Die Anklagepunkte waren Meineid und Strafvereitelung, weil Clinton unter Eid ausgesagt hatte, er hätte keinerlei sexuelle Beziehungen mit Lewinsky gehabt. Die Videoaufnahme einer Befragung von Clinton am 17. August 1998 im Kartenraum des Weißen Hauses durch einen so genannten Sonderermittler, Kenneth Starr, wurde über eine Direktleitung der Grand Jury im Washingtoner US-Bezirksgericht übertragen. Die Republikaner setzten im Nachgang über das Repräsentantenhaus mit ihrer Mehrheit durch, dass dieses Video veröffentlich werden sollte.
MOPO erscheint mit leerer Seite
Statt weiterer Nachrichten über die Medienberichterstattung und Hatz in der Bundesrepublik aus voyeuristischer Perspektive zu liefern, landete die MOPO einen großen Treffer: Am 22. September 1998 erschien eine leere Doppelseite. Lediglich folgender Satz erschien : „Clintons Porno-Verhör Ohne uns!“
BILD schrieb am gleichen Tag auf Seite 9 genüsslich das „Sex-Protokoll“ von Frau Lewinsky, inklusive Einzelheiten über Ejakulationszeitpunkte und Spermaflugweiten.
Kommentar von Heckmann erklärt Doppelseite
Wolf Heckmann, für seine scharfe Kommentare bekannt und geschätzt, schrieb zur . Rolle der Medien (auch) in den USA: „Die Medien … machten mit, triefenden Mauls, muss man leider sagen. Pfui, Amerika. Wir haben beschlossen, diesen Höhepunkt der Dreckschleuderei nicht mitzumachen, an der Erniedrigung eines integren Gestrauchelten nicht teilzunehmen. Und sind sicher, unsere Pflicht, Wichtiges zu berichten, nicht zu verletzen.“ Am nächsten Tag gab es eine Doppelseite über die Reaktionen dazu, die die MOPO-Haltung sehr gut fanden. In der damaligen Sendung „Guten Abend RTL“ sagten 94,6 Prozent der Befragten JA zu den MOPO-Seiten. Diese Positionierung führte damals zu viel Aufsehen und eine hohe Reputation für die kleine Zeitung und war eine klare Haltung, die die öffentliche Debatte in der Bundesrepublik mit anfeuerte.