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Holger Artus

Verwirrung in Köln?

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Alfred Neven DuMont hatte sich gestern per Mail in einer „DuMont Depesche“ an alle Mitarbeiter/innen gewandt. Das Unternehmen sei durch seinen Sohn in eine „misshellige Situation“ geraten. Die Äußerungen von Konstantin Neven DuMont, sofern sie von ihm stammen – so stellt der Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Neven DuMont fest – sind nicht die Meinung des Unternehmens. Ihm ginge es gut, schreibt Alfred Neven DuMont, und er bleibe dem Unternehmen noch lange erhalten.

Sein Sohn ist in die Kritik geraten, weil er im Blog des Medienjournalisten Stefan Niggemeier unter verschiedenen Pseudonymen zum Teil wirre Kommentare veröffentlich haben soll – was Konstantin bestreitet. Vergangene Woche verkündete das Zeitungshaus dann, dessen Aufgaben als Vorstand Kommunikation und Strategie sowie Herausgeber von mehreren Zeitungen würden „ruhen“ und er sei beurlaubt worden. In Interviews mit „Focus“ und „Bild“ griff Konstantin Neven DuMont seinen Vater an und legte ihm den Rücktritt nahe. Geschehe das nicht, wolle er sich auszahlen lassen und ein eigenes Medienunternehmen gründen. Alfred Neven DuMont macht in seinem Brief vom Dienstag deutlich, dass er dem Junior nicht weichen wird: „Nicht ohne Humor möchte ich abschließend feststellen, dass Sie mich noch eine Zeit lang ertragen müssen.“

Wo rüber streiten die denn da überhaupt?

Die MOPO gehört seit dem 1. April 2009 zur Mediengruppe DuMont Schauberg (MDS). Mit dem Zukauf der MOPO und des Berliner Verlages strukturierte sich die Mediengruppe um: Es wurde die Funktion eines Vorstandes geschaffen und die einzelnen Standorte wurden zu Unternehmensbereichen erklärt. Dort haben die regionalen Geschäftsführer operative Verantwortung. Die Grundstrategie wird im Vorstand entwickelt. Die Integration der gekauften Unternehmen in Berlin und Hamburg einerseits und die Neuausrichtung der gesamten Gruppe in fast allen Geschäftsfeldern andererseits soll bis 2012 umgesetzt werden. Danach sollen die dann geschaffenen Strukturen wieder die alte Rentabilität erreichen. Es werden Investitionen getätigt (Beispiele sind das Redaktionssystem NGen oder das Online-Produktionssystem von Core Media), es wurden Mittel für „Restrukturierungen“ eingeplant. Alleine der Unternehmensbereich Hamburg/Berlin hat nach eigenen Angaben 2009 über 6 Millionen Euro für Abfindungen ausgegeben. Die Wirtschaftskrise hat 2008-2010 heftige Spuren hinterlassen und im Anzeigenbereich zu erheblichen Einbußen geführt, erhoffte Umsätze wurden so nicht erreicht. So fielen dann bei MDS strukturelle Herausforderungen und die Konjunkturkrise zusammen.

Aktuell wurden alle Etats der einzelnen MDS-Unternehmen in Köln vorgelegt. Am 23.11. soll sich der Vorstand damit beschäftigen, der Aufsichtsrat am 16.12. abschließend den Gesamtetat beschließen. Bisher ist nicht erkennbar, dass es in diesen Gremien ernsthafte Differenzen um die Gesamtstrategie gibt: Die Synergien werden fortgeführt, der Wandel vom Printunternehmen zum Medienhaus wird fortgesetzt. Eine digitale Strategie soll den aktuellen Herausforderungen durch Mobil und iPad etc. gerecht werden. Die Sanierung der Frankfurter Rundschau ist ein zentrales Thema und es gibt hier kaum widersprüchliche Äußerungen des Vorstandes. Und auch Konstantin Neven DuMonts Äußerungen zu diesen Punkten lassen bei allem Rätselraten über Stil und Inhalt seiner (?) Blog-Kommentare und Interviews keine Differenz zu den aktuellen Strategien der Gruppe erkennen.

Was heißt das für die MOPO?

Für die MOPO hat dieser ebenso merkwürdige wie peinliche Konflikt (SPIEGEL Online: „erinnert mittlerweile an ‚Die Buddenbrooks‘, gespielt von der Augsburger Puppenkiste.“) keine unmittelbare Bedeutung. Wir sind Geldbringer für die Gruppe und das wird sich auch 2011 nicht ändern. Zum einen werden Kosten des Konzerns in Köln gedeckt, zum anderen sorgt unsere kleine MOPO für „flüssige Mittel“ in Berlin – so, wie das auch schon unter Mecom war. Auch nicht neu: Das geltende Sparprogramm führt dazu, dass man notwendige Stellen in der MOPO nicht bewilligen will. Darunter leiden die Arbeitsbedingungen und die Leistung. Ob Ausgliederung unserer IT-Kollegen oder Fremdvergabe des Einzelverkaufs an die G+J-Tochter Saarbach: Alles Teil der Grundstrategie – und alles geht zu Lasten der Beschäftigten. Das Bild von MDS als Familienunternehmen, in dem alle für einander da sind und in dem man sich wohlfühlen kann, ist Fassade. Auch an dieser Erkenntnis ändert das aktuelle Kräftemessen zwischen Alfred und Konstantin Neven DuMont wenig.

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