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Holger Artus

Da wird jeder sein Fett wegkriegen“

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Vermeintliche Kommentare von Konstantin Neven DuMont auf dem Blog von Stefan Niggemeier sind nicht nur Thema in der Medienöffentlichkeit geworden, ganz offensichtlich ist daraus auch eine Führungskrise der Mediengruppe DuMont Schauberg geworden.

Was ist aktuell passiert?

Am 18.10.2010 informiert Stefan Niggemeier, ein anerkannter Medienjournalist und freier Mitarbeiter der FAZ, auf seinem Blog im Internet unter der Zeile „Systematische Störung“, das offenbar Konstantin Neven DuMont unter sehr vielen Nicknamen verschiedene Kommentare abgegeben haben soll. In einem Interview mit „Meedia“ vom gleichen Tag erklärt Konstantin Neven DuMont, dass von seinem Rechner im (Vorstands)Büro Kommentare auf dem Blog von Niggemeier abgegeben worden sein (Sie hatten Zugang zu meinem Rechner.“) Der MDS-Vorstand beschließt gegen die Stimme von Konstantin Neven DuMont, dass er sich nicht zu diesem Vorgang äußern soll. Vorstandsmitglied Klein am 19.10.2010: „Der Vorwurf, Konstantin Neven DuMont habe persönlich anonyme Kommentare gepostet, ist haltlos.” In einem Gespräch mit dem Spiegel erklärt Konstantin Neven DuMont, dass er prüft, sich vom Vorstand zurück zu ziehen und in den Aufsichtsrat zu wechseln. Der Spiegel schreibt: „Noch in der kommenden Woche werde sich deshalb die Familie rund um Patriarch Alfred Neven DuMont treffen, um gemeinsam zu beratschlagen.“ In einem Interview mit der BILD (Köln) sagt er am 23.10.2010, dass er nur unter Echtnamen gepostet hat und es sich um eine Kampagne gegen ihn handeln soll.  Auf die Frage zu seiner Zukunft sagt er: „Die Zukunft der Zeitungen liegt im investigativen Journalismus. Da müssen wir die Frage klären, wie das bisher in unserem Haus umgesetzt wird.“ Auf die Frage der BILD, ob es Widerstände im Haus gibt, antwortet er: „Mir hat das keiner ins Gesicht gesagt. Aber DA WIRD JA OFT VERLOGEN OPERIERT… In dieser Woche wird sich klären, ob meine Zukunft bei MDS liegt oder anders wo. .. Aber da wird noch jeder sein Fett wegkriegen.“ 

Was ist los in der Mediengruppe DuMont Schauberg?

Wir gehören seit April 2009 zur Mediengruppe DuMont Schauberg. Anfang 2009 baut MDS ihre Unternehmensstruktur um, gibt sich einen Vorstand, die verschiedenen Zeitungsstandorte werden Unternehmensbereiche und sind für das operative Geschäft eigenverantwortlich. MDS stellt sich die Aufgabe, die aufgekauften Beteiligungen in die Gruppe zu integrieren und gleichzeitig die Gruppe selber neu zu formieren. Das Zauberwort heißt Synergien. Christian DuMont Schütte gibt dieser Strategie den Status eines grundlegenden Qualitätsmerkmals für die MDS-Gruppe.  Für die gesamte Gruppe geht es darum, den Wandel vom Printunternehmen zum Medienhaus zu vollziehen, um an der Verteilung der Werbegelder (Anzeigen für die Printausgabe) auf die verschiedenen Mediengattungen (Print, Radio, Online, Mobil, IPad etc) teilzuhaben. 

Während früher der Anzeigenumsatz Hauptträger des Ergebnisses war, hat sich das durch die letzte Rezession verändert. Bildlich war das Verhältnis Anzeigen- zu Vertriebsumsatz 60:40, heute ist es umgekehrt. Die Vertriebsumsätze steigt und wird zur tragenden Säule im Geschäft. Zusätzlich ergibt sich: Die Internet-Erlöse kompensieren nicht die Verluste im Anzeigengeschäft. also man zusätzlich Kosten sparen. Nicht planbar, aber 2009 ist Deutschland in einer Rezession. In dessen Folge gehen die Anzeigenumsätze bei den Zeitungen zwischen 10 bis 20 Prozent zurück. Wie das Bilanzergebnis deutlich zeigt, wurde der Jahresüberschuss wesentlich reduziert.

Am Standort in Köln, so unsere Sicht, machte man sich zusätzlich daran, das bisherige System der Arbeitsbeziehungen grundlegend zu verändern. So soll ein Teil der Kölner Druckerei fremdvergeben werden, die IT-Abteilung ausgegliedert werden u.a.m. Der Betriebsrat in Köln spricht davon, dass jeder zweite Arbeitsplatz in der Zeitungsgruppe in Köln von den Umstrukturierungen betroffen ist. Ver.di in MDS sah in dem Vorgehen sogar eine  Kriegserklärung gegen die Belegschaft. 

Am Kölner Standort wird die Frage diskutiert: Bleibt der familiäre Charakter erhalten, der das Unternehmen und deren Erfolg ausmacht, erhalten? In Berlin, Frankfurt und bei es so eine Identifizierung aus verschiedenen Gründen nicht, es gibt nicht das Gefühl, wir gehören zur DuMont-Familie. Und: Da es auch noch zwei Familienstämme, Neven DuMont und die Schütte-Gruppe. Auch diese gestalten sich nicht konfliktfrei. Anlässlich eines Artikels über Alfred Neven DuMont in der FR schrieb er an die FR-Chefredaktion im April 2009 z.B.: „In unserer Mediengruppe sollte hinreichend bekannt sein, dass unser Familienunternehmen seit zwei Generationen auf zwei Stämmen fußt, deren Vertreter ohne gegenseitige Zustimmung handlungsunfähig wären.“ Alle diese Punkte machen die aktuelle Gemenge-Lage in der Gruppe aus. Am Beispiel des ausscheidenen IT-Chefs von MDS-Köln wird für uns erkannbar, dass es Führungsprobleme gibt. Die vermeintlichen Kommentare von Konstantin Neven DuMont haben damit wenig bis gar nichts zu tun, aber die Führungskrise hat etwas mit der Familien und ihre Führungs- und Bindungsfähigkeit zu tun.  

Was heißt das für die MOPO?

Ob nun Mecom unter Mecom/Montgomery oder MDS unter Neven DuMont/DuMont-Schütte, wird sind Teil von etwas. Wir sind Geldbringer und tragen zur Deckung von Konzernkosten bei. Nur in diesem Rahmen sollen wir einen Platz einnehmen. In der Vergangenheit hat es immer wieder Reibereien um die Folgen dieser allgemeinen Strategie gegeben, erinnert sei hier an unsere massiven Aktionen 2007 und 2008. Praktisch geht es die Kosten, vor allem die Stellen in Redaktion und Verlag. Inhaltlich geht es darum, ob die Strategie der „Geschäftsidee MOPO“ für den Hamburger Standort und Wettbewerb am Standort entwickelt wird oder ob es sich um ein Vollziehen einer Konzernstrategie handelt. Wir übersehen nicht: Mit dem Wechsel in der Geschäftsführung wurde eine Ausrichtung auf Hamburg und Professionalität im Vorgehen gestärkt.

Mit der heutigen Vorstandsentscheidung wird es zu keinem grundlegenden Strategiewechsel kommen. Das heißt für uns nichts anderes als Kosten- und Leistungsreduzierung bzw. Druck auf die Kosten, aber keinen Qualitätsgewinn. Als Betriebsrat stehen auf dem Standpunkt, dass die bisherigen Synergien überprüft werden müssen, ob nun die IT-Ausgliederung oder die Mantelliegerungen. Es ist unseres Erachtens egal, ob die Umsatzrendite zweistellig wird oder in 2011 einstellig. Entscheidend ist, dass sich die MOPO auf den Hamburger Markt konzentriert, dass wir von den Vorteilen einer größeren Gruppe partizipieren, aber bestehen müssen wir hier in Hamburg, auch in der Zukunft. Die anderen können mit dem erwirtschaften Geld nur ihre Kasse oder Kosten decken, in Hamburg könnten damit Geschäftsideen finanziert werden. Wir brauchen eine Stärkung der Redaktion und Verlag. 

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