2009 feierte die MOPO ihren 60. Gründungstag im September 2009. Gerade hatte die DuMont Mediengruppe das Unternehmen übernommen und eine neue Führung war noch in der Formierungsphase. Zu diesem Zeitpunkt gab es einen Verlagsleitung und uns war nicht klar, ob die MOPO direkt aus Köln oder Berlin gesteuert wird. Strategisch waren wir für eine Geschäftsführung. Für uns war der 60. Geburtstag Anlass, die Zeitungsgeschichten in Stichworten zu dokumentieren, – wenn auch lückenhaft, da es außer uns niemand wollte – und (bis heute) konnte. Später haben wir die/1950er Jahre weiter aufgeschrieben.
Beiliegend unser „kleiner“ Rückblick auf die MOPO im Zeitraffer. Es ist nicht zu übersehen, dass wir über die SPD-Periode von 1949 – 1979 wenig Wissen haben. Danach waren wir selber Zeitzeugen oder haben die Kontakte wie z.B die Medienberichte.
Für uns stellt sich die Geschichte der Zeitung so dar: Die Gründung der MOPO fällt zusammen mit dem Auferstehen einer neuen und demokratischen Bundesrepublik. Die Medien erleben ein Wachstum, leisten einen wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung. In den 60er Jahren kommt es zum Niedergang von Parteizeitungen, die MOPO trifft das in voller Härte mit dem Einstellungsbeschluss der SPD von 1979. Die Periode unter Greif von 1980 – 1986 verlängert diesen Prozess. Der Erwerb der MOPO durch Gruner+Jahr 1986 haucht der Zeitung wieder eine Perspektive ein, endlich ist das Geld, was Greif abgegriffen hat, wieder da. G+J steht hinter der MOPO und investiert, verfolgt ein publizistisches Konzept, will eine überregionale Kaufzeitung etablieren. Illusionäre Umsatzziele und übersteigerte Erwartungen an Personen an der Spitze der Chefredaktion erhöhen am Ende immer wieder den Sanierungsdruck. Erst wird die MOPO verkauft, später der Berliner Verlag.
Die dritte Periode ist die der Neuformierung ohne große Konzernanbindung. 1999 haben wir das Glück, von Frank Otto mehrheitlich gekauft worden zu sein. Nach Jahrzehnten der Verluste spielt sich der Gewinn schnell ein und bis heute ist die MOPO wirtschaftlich erfolgreich. Der Wert dieser Zeit besteht darin, dass die Zeitung erhalten wurde. Mit dem Verkauf 2006 an den amerikanischen Finanzinvestor VSS ändern sich die Rahmenbedingungen für die MOPO wieder aufs Neue. Es beginnt die vierte Periode unserer Zeitungsgeschichte. Es sind Gesellschafter eingestiegen, die kaufen, um zu verkaufen. Der 15 %-Mitgesellschafter David Montgomery übernimmt 2007 die Anteile von VSS und will eine paneuropäische Zeitungsgruppe aufbauen. Die Schulden für seine Wachstumsstrategie fressen ihn auf. Er muss verkaufen. Die Mediengruppe DuMont Schauberg bekommt den Zuschlag. Diesmal interessiert sie nur die Berliner Zeitung, die MOPO ist Anhängsel. Eine neue Etappe in der MOPO-Geschichte beginnt.
Dass uns gerade anlässlich des 60. Geburtstages auf einer Mitarbeiterversammlung durch den Geschäftsführer eine Perspektive in MDS mit Mehrbelastung für die Redaktion und Stellenabbau im Verlag angedeutet worden ist, darf uns nicht abhalten, uns über unsere 60 Jahre zu freuen. Ein Abfindungsangebot zum Jubiläum der Zeitung – ist das deren Art, danke zu sagen? Als Belegschaft aus Verlag und Redaktion tragen wir das Produkt und darauf darf man stolz sein – unser Dank sei euch gewiss. Wir wünschen euch viel Spaß beim Durchstöbern des Rückblicks.
Der Rückblick 1949 bis 2009
1949 Die SPD bekommt das Pressehaus am Speersort in der Innenstadt as Verlags- und Druckhaus zur Wiedergutmachung der Nazi-Enteignung über-geben. Das Pressehaus am Speersort war nach dem Krieg eine Stätte des modernen, unabhängigen Journalismus. Auch die „Die Zeit“, „Der Spiegel“ und „Der Stern“ haben später hier ihr Domizil. Der Hamburger Senat vergibt am 15.09.1949 die Zu-lassung Nr. 3 zur Herausgabe der Hamburger Morgenpost. Am 16.09.1949 erscheint die erste Ausgabe. Die Lizenz kann nach Auffassung der britischen Besatzungsbehörden in Hamburg nicht direkt an eine Partei gegeben werden. Die SPD benennt einen Treuhänder, der die Lizenz bekommt. Die Startauflage wird mit 9.000 Exemplaren angegeben. Die erste Ausgabe kostet 10 Pfennig. Zum Jahresende werden täglich 21.455 Exemplare verkauft. |
1950 Heinrich Braune wird erster Chefredakteur der MOPO. Von den Faschisten verfolgt, war er zeitweilig im Konzentrationslager Neuengamme inhaftiert. Nach dem Sieg der Alliierten 1945 wurde er CvD und stellvertretender Chefredakteur der SPD-Parteizeitung „Hamburger Echo“ (1948). Zum Jahresende liegt die Auflage der MOPO bei 95.387 Exemplaren. Der Senat mahnt die Bezahlung der Lizenzgebühr von 600 DM vom (SPD)Treuhänder Ernst Kähler an. Der Bürgermeister reduziert die Lizenzgebühr auf 100 DM. |
1962
Die
Auer-Druckerei, ein SPD-Unternehmen, produziert neben der MOPO
auch das „Hamburger Echo“ und den „Spiegel“. Für den
Spiegel-Auftrag werden drei neue Druckmaschinen gekauft (1,2 Mio.
DM pro Stück). Die Niedertracht einer deutschen Bundesregierung
gegenüber den Medien ereignete sich 1962. Am 26.10.1962 besetzte
die Polizei die SPIEGEL-Redaktion im 6. Stock am Speersort. Der
Herausgeber Rudolf Augstein, der Verlagsdirektor und mehrere
Redakteure werden festgenommen und bis zu 103 Tage in
Unter-suchungshaft gehalten. Nach einem Spiegel-Artikel über eine
Herbstübung der NATO („Fallex 62“) waren mehrere
Spiegel-Mitarbeiter wegen des Verdachts des Landesverrats und der
aktiven Bestechung vorläufig festgenommen worden.
Die
Auflage der MOPO beträgt im IV. Quartal 292.891 Exemplare.
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1963
Das
„Hamburger Echo“, eine Abo-Zeitung der SPD für Hamburg,
stellt ihr Erscheinen ein. Ihre Auflage liegt unter 40.000. Bis
1966 gibt es noch verschiedene andere Echo-Ausgaben (am Abend).
Die MOPO Auflage steigt weiter und landet am Ende des Jahres bei
313.840 verkauften Exemplaren.
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1964
Das
Jahr stellt den Verkaufshöhepunkt der MOPO dar. Im Durchschnitt
des Jahres werden 363.367 Exemplare verkauft. Die BILD Hamburg
hatte im IV. Quartal eine Auflage von 582.797, das Hamburger
Abendblatt 308.478 Exemplare.
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1965 Der Verkaufspreis der MOPO wird von 10 auf 15 Pfennig erhöht. Der STERN zieht aus dem Presse-haus aus. |
1966
Das
„Echo“ wird endgültig eingestellt. „Der Druck der
Titten-Postille´St.Pauli-Nachrichten’ schloss die Lücken bei
Weitem nicht. Auerdruck macht krachende Verluste, von der
Morgenpost bezahlt, die zudem auch weiterhin dem
(SPD)Partei-kassierer als Melkkuh nützlich erschien“, schreibt
Wolf Heckmann 1999 rückblickend. Günter Wallraf wird freier
Mitarbeiter der MOPO. Mit der ersten großen Rezession nach 1945
beginnt der langsame Auflagenabstieg der MOPO.
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1967
Die
Comics über Willi Wacker erscheinen in der MOPO und erreicht
zeitweilig Kultcharakter. Der SPIEGEL verlängert seinen
Druckauftrag bei Auer nicht. Die finanzielle Krise der
SPD-Zeitungen nimmt ihren Lauf. Der Verkaufspreis der MOPO wird
von 15 auf 20 Pfennig erhöht.
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1969
Wolf
Heckmann (Abendzeitung) wird neuer Chefredakteur und Heinrich
Braune im Impressum als Herausgeber aufgeführt. Im Sommer 1969
veröffentlicht die MOPO als erste deutsche Zeitung auf der Seite
1 ein Foto vom Astronautenausstieg auf dem Mond in Farbe. Zwischen
Heckmann und den SPD-Verantwortlichen kommt es zu wieder-holten
Streitereien. Der SPIEGEL zieht aus dem Pressehaus am Speersort
aus.
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1972
Wolf
Heckmann scheitert mit seinem „Konzept 72“ (mehr Unterhaltung,
weniger Politik). Sportchef Bodo Grosch wird neuer Chefredakteur.
Der Verkaufspreis wird von 20 auf 30 Pfennig erhöht.
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1973 Die SPD schmeißt zwei leitende Redakteure der MOPO raus, den Lokalchef und CvD. 25 SPD-Bundestagsabgeordnete solidarisieren sich mit den beiden. Anlass: Die Berichterstattung und Kommentierung der Hausbesetzung in der Eckhoffstraße (Hamburg-Hohenfelde). Andreas Conradi (Lokalchef) kommentiert, dass mit der Räumung das Problem nicht gelöst ist. Das Problem sei, dass intakte Wohnungen abgerissen werden, um daraus Eigentumswohnungen zu machen. |
1975
Die
Umstellung auf Fotosatz kostet 100 Setzern den Arbeitsplatz. Der
Verkaufspreis der MOPO wird von 30 auf 35 Pfennig erhöht.
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1976
Bodo
Grosch scheidet nach 26 Jahren MOPO aus. Conrad Ahlers (MdB) wird
im November Chefredakteur. Bernd Klosterfelde (SPD) wird
Geschäftsführer (1986 kommt er über G+J nach mal als
Vertriebschef zur MOPO für kurze Zeit zurück).
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1977
Der
Pressevertrieb Nord (PVN) verständigt sich mit der MOPO über die
Zeitungsbelieferung für Hamburg. Es handelt sich um eine der
längsten Geschäftsbeziehungen, die bis heute besteht. Das
SPD-eigene Pressehaus am Speersort wird für 28 Mio. DM an die
Allianzversicherung verkauft. Diese kündigt später der MOPO die
Räume zum 31.03.1980.
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1979
Die
MOPO gerät vollständig in eine existenzielle Krise. Die SPD
sucht verzweifelt nach Käufern. Auch M. DuMont Schauberg
interessiert sich für die Zeitung, Verhandlungen mit Axel
Springer scheitern. Der Bauer Verlag und Gremliza (konkret) prüfen
den Kauf. Der Aufsichtsrat der SPD-Gesellschaft „Konzentrations
GmbH und Co. KG“ als Eigner der „Auer-Druck“ und
„Morgenpost“ erklärt, dass die Zeitung eingestellt
werden soll. Conrad Ahlers verlässt die MOPO, Dieter Hünerkoch
und Gerd Kahle übernehmen die Aufgabe kommissarisch. Eine eigene
sozial-demokratische Medienpolitik ist gescheitert. Im Lauf der
70er Jahre hat die SPD fast alle ihre Zeitungen und Beteiligungen
verkauft.
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1980 Die Zeitung soll zum 28.02.1980 eingestellt werden. Die SPD will unter Gesichtswahrung aus der MOPO raus. Die Redaktion ist empört über das Verhalten der Gesellschafter. Die beiden kommissarischen Chefredakteure Hünerkoch und Kahle nehmen im Februar in dem Kommentar „Genosse Blattschuss“ kein Blatt mehr vor den Mund. Kurz vor dem „Aus“ kaufen die Schweizer Eduard und Christian Greif die MOPO. Die Greifs halten 60 %, die SPD 40 %. Den Kauf der MOPO hatte der Schweizer Verlegerverband mit einigem Erstaunen zur Kenntnis genommen. Die Gebrüder Christian und Eduard Greif hätten ein „eigenartiges Verhältnis zur Tagespresse entwickelt“ und „nie raffiniert ihr Geschäft betrieben.“ Bekannt sei nur, dass nichts von ihnen groß bekannt ist, schreibt die FR damals. Die Krise der MOPO geht weiter und vertieft sich mit diesem Gesellschafterwechsel. Zum 28.02.1980 stellt die SPD-eigene Auer Druck ihren Betrieb in Hamburg ein. H.G. Schmidt (SPD-Pressedienst, Bonn) wird zum 1. März Chef-redakteur. Zum 31.12. scheidet er wieder aus. Seit März wird die MOPO in Zeven bei Bremen, Schwarzenbek und Pinneberg gedruckt. Die MOPO zieht im März vom Speersort ins Kaufmannshaus (Bleichenbrücke). Die Auflage liegt bei 238.000 Exemplaren. |
1981 Die SPD steigt komplett aus der MOPO aus und verkauft die restlichen 40 % an Greif. Im Oktober wird Gerd Kahle Chefredakteur. |
1982
Die
Brüder Greif beenden für 1985 alle bestehenden Druck- und
Mietverträge. Klaus Beeck wird im April Geschäftsführer, nimmt
aber nach neun Monaten wieder den Hut.
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1983
Gerd
Kahle scheidet als Chefredakteur der MOPO aus. Gernot Busch wird
im Mai Geschäftsführer. Es kommt zum Knall mit Greif und am
Jahresende ist Busch wieder verschwunden.
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1984
Sepp
Schelz wird im Januar Verlagsleiter. Felix Schmidt (ehemals
Stern-Chefredakteur) wird im Februar Chefredakteur, verlässt das
Unternehmen zum 31.12. Die MOPO zieht im Juli vom Kaufmannshaus
(Bleichenbrücke) in die Griegstraße um. Am
10. Januar 1984 titelt die MOPO„Chefarzt operierte uns zu
Krüppeln“ und löst damit den Skandal um Prof. Bernbeck
aus.
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1985
Zum
Juli wird Nils von der Heyde Chefredakteur. Eduard Greif wird sich
mit Burda über den Kauf der MOPO einig. Kurz vor Unterzeichnung
des Kaufvertrages macht Burda im November einen Rückzieher, da
die Zahlen von Greif mit der Realität nicht mehr übereinstimmen.
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1986
Heinrich
Braune verhandelt für die MOPO über die Beteiligung an Radio
Hamburg (5 %). Eine erfolgreiche Beteiligung bis heute wird
begründet. Gruner+Jahr kauft im August die MOPO und tritt damit
erstmalig in den Zeitungsmarkt ein. Später kommen weitere
Zeitungen wie die Berliner Zeitung, der Berliner Kurier und die
Sächsische Zeitung dazu. G+J träumt von einer überregionalen
Verbreitung der MOPO. Der G+J-Vorstands-vorsitzende Gerd
Schulte-Hillen spricht von einem Auflagenziel von 250.000. Als
Kolumnisten schlagen Johannes Gross und Scholl-Latour auf. Es gibt
eine eigene Frauen-Redaktion, eine große Kulturredaktion. Eine
tägliche Pop-Seite wird eingeführt. Mit Clemens Grün als
POP-Redakteur hält der erste (PC)Atari in der Redaktion Einzug.
Geld spielt für G+J keine Rolle. Der große Zeitschriftenverlag
mit seinem Vorstands-vorsitzenden dachte, dass alle nur auf sie
gewartet haben (2006 schlägt Schulte-Hillen noch einmal als
Berater von VSS auf, doch auch dieses Engagement endet erfolglos).
10 % der MOPO-Anteile hält Hans Dichand (Kronen-Zeitung).
Insgesamt sind in der Griegstraße 130 Mitarbeiter/innen
beschäftigt, davon ca. 70 in der Redaktion. Die MOPO erscheint im
halben Berliner Format. Der Verkaufspreis beträgt 0,50 DM.
Heinrich Braune wird als Herausgeber aus dem Impressum der MOPO
gestrichen. Jürgen Juckel wird Chefredakteur, scheidet aber nach
sieben Wochen wieder aus. Im Dezember wird die Bremer MOPO
gegründet. In den Räumen es Archivs in Hamburg trifft sich im
3. OG eine kleine Horde von Redakteuren und Verlags-angestellten,
um den Betriebsrat zum Rücktritt zu bewegen, da dieser nichts
gemacht hat. Die Auflage liegt bei 139.000 Exemplaren.
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1987
Christian
Nienhaus wird Geschäftsführer. Es kommt zur Neuwahl eines
Betriebsrats. Sigrid Meißner wird Vorsitzende. Die Zeit der
Anpassung an die Unternehmensentscheidungen wird beendet. Wolfgang
Clement wird Chefredakteur. Im Juli kommt es mit dem Einstieg von
Clement zu massenhaften Kündigungen in der Redaktion (15 an der
Zahl). Clement will seine Mitbringsel unter-bringen. Es kommt zu
einer Unterschriftenaktion und einem offenen Brief an den
G+J-Vorstandsvor-sitzenden Gerd Schulte-Hillen. Die Hamburger
Medien nehmen Notiz von dem Vorgang. Clement kocht und droht
einzelnen Betriebsratsmitgliedern mit der Kündigung (funktioniert
nicht). Im November wird die Bremer MOPO eingestellt. Die
Schreibmaschine in der Redaktion wird Schritt für Schritt
abgeschafft. Die MOPO führt das amerikanische Redaktionssystem
SII ein. Das Layout wird weiter per Hand erstellt und die Seiten
in der Druckerei Bude in Schwarzenbek montiert. Der Verlust der
MOPO liegt bei über 30 Mio. DM.
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1988
„Wer
ist eigentlich eska“ schreibt der G+J-Vorstandsvorsitzende an
Wolfgang Clement in einer seiner täglichen Blattkritiken an den
Chefredakteur. Jede einzelne Seite wird von ihm kritisiert. „Man
muss aufpassen, dass die Herzen der Redakteure beim Umweltschutz
nicht mit ihnen durchgehen.“ „Die Schrägstellerei ist eine
Manie der Layouter, die bekämpft werden muss.“ Schulte-Hillen
soll nach einer Veröffentlichung eines Briefes in der WELT seine
Kritik eingestellt haben. Christian Nienhaus und Wolfgang Clement
brüllen sich vor versammelter Mannschaft im Treppenhaus über die
Frage, wer das Sagen hat, lautstark an. Wolfgang Clement verlässt
im November die MOPO. Ernst Fischer (Münchener Abendzeitung) wird
neuer Chefredakteur. Die Auflage der MOPO liegt bei 158.000
Exemplaren.
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1989
Der
Aufsichtsrat von G+J beschließt am 26. Juni 1989 „auf Anregung
von Herrn Mohn … eine mittel- und langfristige Fortschreibung
der Planung“ für die MOPO. Im Geschäftsjahr 1994/1995 soll die
MOPO (fortwährend) Gewinne schreiben. Die Zahlen wurden unter G+J
nie erreicht, aber man war wichtig. Der Jahres-abschluss weist ein
Minus von 15,9 Mio. DM aus. „Damit wird der optimistische Ansatz
um 2, 8 Mio. € verfehlt.“ Geschäftsführer wird Axel Gleie.
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1990
Herausgeber
werden Hans Dichand und Rolf Schmidt-Holtz. Mit der Wende 1989
werden jede Menge MOPO-Titel für ostdeutsche Städte angemeldet.
Die Gründung der Mecklenburger Morgenpost mit Redaktionsbüros in
Schwerin und Rostock erfolgt. Ebenfalls gegründet wird die
Dresdner Morgenpost. Später kommen noch die Leipziger und
Chemnitzer Morgenpost dazu. Ca. 20.000 Exemplare der Mecklenburger
Morgenpost werden täglich in der ersten Zeit verkauft. Der Verlag
gibt an, dass es Tage gegeben hat, an dem 70.000 Zeitungen
vertrieben wurden. Die Auflage der Hamburger Morgenpost liegt bei
166.000 Exemplaren.
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1991
Gruner+Jahr
will für alle Zeitungen in Hamburg/Mecklenburg-Vorpommern, Berlin
(Berliner Zeitung, Berliner Kurier/Kurier am Abend), Dresden
(Sächsische Zeitung, Dresdner Morgenpost) ein einheitliches
System für die Redaktion, die Anzeigen und den Satz einführen.
Dieser gigantische Kram von G+J wird später beerdigt. Der
Verkaufspreis der MOPO wird im März 1990 von 0,60 auf 0,70 DM
erhöht. Die Auflage liegt bei 162.000 Exemplaren.
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1992
G+J-Vorstand
Martin Stahel wird MOPO-Geschäftsführer. Die MOPO startet die
Aktion gegen die Neonazis: „Fremde brauchen Freund – Stopp dem
Hass“. Anlass war der Brandanschlag von Nazis in Mölln, bei dem
drei Menschen ermordet wurden.
Die
Auflage liegt bei 165.000 Exemplaren.
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1993
Dr.
Mario Frank wird im Oktober Geschäftsführer. Die neue Strategie:
Alle G+J-Kaufzeitungen sollen unter einem Dach zusammen gesteuert
werden. Für jeden Standort (Hamburg, Berlin, Dresden, Chemnitz)
gibt es Verlagsleiter. Für alle Kauf-zeitungen soll ein
einheitliches Redaktionssystem (Cicero) eingeführt werden. Klar,
auch dieses Projekt scheitert. Matthias Nienhaus wird
Verlagsleiter. Die
MOPO bringt im Juni den zweiten großen Hamburger Medizinskandal
nach Bernbeck ins Rollen. Gerd-Peter Hohaus erhält für seine
couragierte Berichterstattung den Wächterpreis der deutschen
Tagespresse.
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1994
Manfred
von Thien wird Chefredakteur. „Hamburg von der ersten bis zur
letzten Zeile“ heißt das Konzept der Chefredaktion. Es kommt zu
Spannungen zwischen von Thien und Matthias Nienhaus. Der Satz in
Schwarzenbek wird im Juli beendet und die dortigen Kolleginnen und
Kollegen in die MOPO übernommen. Im Oktober wird der
Verkaufspreis von 70 auf 80 Pfennig erhöht. Im November muss
Matthias Nienhaus den Platz räumen.
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1995 Im Februar kommt es zur Umstellung des Redaktionssystems SII auf das heutige QPS-System. Die MOPO startet als erste deutsche Boulevard-Zeitung mit einem Internet-Auftritt auf dem Rechner des Deutschen Klima-Rechen-Zentrum der Uni-Hamburg. Nach taz und WELT ist sie eine der ersten Tageszeitungen im Netz (28.09.1995). Dr. Bodo Almert, Anzeigenleiter von M. DuMont Schauberg in Köln, wird Geschäfts-führer der MOPO. G+J beendet den Versuch der Kaufzeitungsgruppe. Die Auflage liegt am Jahres-ende bei 151.000. |
1996
Im
Januar verlässt Manfred von Thien die MOPO. „Der Tag, auf den
Sie alle gewartet haben…“, sagt Dr. Mathias Döpfner, heute
Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, am 1.4. Mit ihm
beginnt eine schwarze Periode der MOPO. Döpfner wollte die MOPO
nach rechts wenden. Es kommt zum sogenannten
„Kettensägenmassaker“. Wie Clement will er seine Mitbringsel
einstellen (sie kamen und sind mit seinem späteren Abgang alle
wieder verschwunden). Fast alle Ressortchefs sollen gesägt
werden. Es formiert sich ein Redaktionsbeirat gegen die
Rechtsentwicklung im Blatt. Döpfner schafft es auf eine
sechsköpfige Chefredaktion. Nach fast fünfwöchigem
Entführungsdrama ist der Hamburger Millionär Jan Philipp
Reemtsma Ende April von seinen Kidnappern freigelassen worden.
Unbemerkt von der Öffentlichkeit haben sich die Polizei und die
Familie des Entführten einen Nervenkrieg mit den Kidnappern
geliefert. Die Kommunikation mit den Entführern war über
Anzeigen in der „Hamburger Morgenpost“ gelaufen. Zum
Juli wird Frank Niggemeier stellvertretender Sportchef. Der
Betriebsrat wünscht ihm am 30.06.1997 viel Erfolg. Der
Hamburger Senat verleiht Gerd-Peter Hohaus den
Alexander-Zinn-Preis für seine Medizinbericht-erstattung.
Die
Auflage liegt bei 145.000.
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1997
Im
Februar erscheint die MOPO im neuen Outfit. Eine millionenschwere
Kampagne soll den Slogan „Die MOPO bringt’s“ bewerben, eine
Auflage von fast 170.000 ist angepeilt. Der Geschäftsführer Bodo
Almert wird Ende des Jahres von G+J vor die Tür gesetzt. Obwohl
die Ursache bei der Kosten-explosion von Dr. Döpfner zu suchen
ist, wird er dafür bestraft. Der Betriebsrat bewertet das
Aus-scheiden als ein Signal in die falsche Richtung. Die Auflage
liegt bei 142.000.
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1998
Dr.
Bernd Buchholz, der heutige G+J-Vorstands-vorsitzende, wird im
Januar Geschäftsführer. Ihm obliegt die Aufgabe der Sanierung
der MOPO. In der ersten Zeit misstraut er jedem. Briefe schreibt
er selber, selbst sein Sekretariat wird nicht damit beauftragt.
Endlich scheidet Döpfner im März in Richtung Springers WELT
aus. Der Betriebsrat: „Die Redaktion ist nach diesen Abgängen,
bei manch bitterem Aderlass, fast wieder die alte!“ Im Juli
veröffentlichen der Betriebsrat der MOPO und Berliner KURIER eine
gemeinsame Erklärung gegen Synergiepläne der beiden Titel.
Marion Horn wird im September Chefredakteurin. Um ihre Berufung
gibt es eine Debatte in der Redaktion. Der Betriebsrat begrüßt
sie und wünscht ihr alles Gute. Dr. Buchholz bedankt sich beim
Betriebsrat für die Öffentlichkeitsarbeit des Betriebsrats gegen
das Synergiekonzept. Sie hätten jetzt einen großen Fisch am
Haken, der mit ihnen eine Redaktions-gemeinschaft bilden wolle
(gemeint war der junge Konstantin Neven DuMont) und der weitere
Perspektiven für G+J bringen kann. Die MOPO hat einen Verlust von
– 6,7 Mio. DM. Die Auflage liegt bei 140.000.
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1999
Im
Januar erklären die drei Betriebsräte von MOPO, KURIER und
EXPRESS: „Zusammen-arbeit – Ja! Aber nicht auf Kosten von
Arbeits- plätzen und der publizistischen Vielfalt. …Wir
Betriebsräte lehnen eine Zusammenarbeit nicht generell ab. Wir
sind für eine Zusammenarbeit, die die Qualität hebt und zu einer
stärkeren Akzeptanz der Titel in ihrem jeweiligen
Verbreitungsgebiet führt.“ Buchholz präsentiert im April das
Konzept der Redaktionsgemeinschaft. Die Redaktion hört es sich
fassungslos an. Claus Larras, damals Zeitungsvorstand vom Axel
Springer Verlag, sprach von einem „verlegerischem
Armuts-zeugnis.“ Im Juli startet das Ding, als Redaktionsleiter
hat man Joachim Ortmann gewonnen. Zum 50. Geburtstag sagt der
G+J-Vorstandsvorsitzende vor 1.800 Gästen in der Griegstraße in
einer launischen Rede, dass die MOPO noch für Überraschungen
sorgen wird. Hamburgs Bürgermeister Ortwin Runde gratuliert der
MOPO. Die Verkaufsgerüchte nehmen zu. Geschäftsführer Buchholz:
„Da ist nichts dran“. Der G+J-Zeitungsvorstand Bernd Kundrun
erklärt noch einen Tag vor dem Verkauf: Wir halten an der MOPO
fest („Glauben Sie mir“). Am 20.10. wird der Kaufvertrag mit
Frank Otto und Hans Barlach unterzeichnet. Ein
Betriebsratsmitglied vor der versammelten Mannschaft damals im
Layout: „Endlich sind wir sie los!“ Der Betriebsrat spricht
von einer Chance für den Neuanfang. Frank Otto war erst sehr spät
auf den Kaufzug aufgesprungen. Josef Depenbrock und Hans Barlach
waren ursprünglich mit G+J im Gespräch, um eine kostenlose
Sonntagszeitung in Hamburg mit G+J auf den Markt zu bringen. Aus
diesen Gesprächen entwickelt sich der Verkaufsprozess. Otto und
Barlach entflechten die MOPO aus dem G+J-Konzern, die MOPO muss
nicht mehr Millionen für den G+J-Erhalt zahlen. Geschäftsführer
wird Marcus Ippisch. Später kommen Roger Frach und Josef
Depenbrock dazu. Im November scheidet Marion Horn als
Chefredakteurin aus. Im November kündigt der EXPRESS fristlos die
Dienstleistungsbeziehungen, das Ende der Redaktionsgemeinschaft
MOPO-KURIER beginnt. Redaktionsdirektor der MOPO wird Wieland
Sandmann. Der Betriebsrat: Eine falsche Entscheidung. Das
Otto-Versand-Management tobt und droht mit der Einstellung der
Zeitung. Erika Krauß erhält im Dezember den
Alexander-Zinn-Preis. Der Verkaufspreis wird auf 90 Pfennig
erhöht. Die Auflage liegt bei 130.000
|
2000
Die
Geschäftsführung beschließt, aus dem Arbeitgeberverband
auszutreten. Am Ende des Jahres gibt nach einem kurzen Streik
einen Haustarifvertrag, der die bundesweiten Regelungen übernimmt.
Die Online-Abteilung wird in eine eigene GmbH überführt. Die
Gesellschafter hoffen, dass sich Interessenten daran beteiligen.
Zu ihnen gehören u.a. der SPIEGEL. Per Geschäfts-jahresabschluss
zum 30.06. schreibt die MOPO wieder schwarze Zahlen in Höhe von
1.389 Mio. DM. Der Verkaufspreis wird auf 90 Pfennig erhöht. Die
MOPO wird wieder bei Beig in Pinneberg gedruckt. Aus der
Donnerstagsbeilage EXTRABLATT wird im Oktober plan7. Die Auflage
liegt bei 125.000 Exemplaren.
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2001
Im
August gibt es eine Ausgabe „myMOPO“ für eine jugendliche
Zielgruppe, die in die Marktforschung geht. Die Gesellschafter
entscheiden sich gegen das Produkt. Josef Depenbrock wird
Chefredakteur. Marcus Ippisch scheidet im Oktober als
Geschäftsführer der MOPO aus. Der Jahresüberschuss beträgt
nach Medienangaben 2,2 Mio. DM. Die Ausgabe „Mecklenburger
Morgenpost“ wird endgültig eingestellt. Die MOPO-Auflage liegt
bei 117.000 Exemplaren.
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2002
Der
Verkaufspreis der MOPO beträgt mit der Währungsumstellung auf
den Euro 45 Cent. Im Februar erscheint die MOPO in neuem Design.
„Klarer, schneller, besser“ heißt die Losung. Die neue Optik
hat Mario Garcia entwickelt. Zu den neuen Dingen gehört u.a.
Plan7 daily. Die MOPO startet für rund 1 Mio. € eine Kampagne
zur Bewerbung. Nach der Sanierung komme es jetzt zur
Neupositionierung der Zeitung, begründet Geschäftsführer Roger
Frach den Relaunch und die Kampagne „MOPO – So ist das“.
Deutschland ist mitten in der Rezession, dennoch wird der
Verkaufspreis auf 50 Cent erhöht. Die Auflage bekommt es deutlich
zu spüren, der Vertriebsumsatz wird nicht die geplanten Ziele
erreichen. Das 2. und das 3. Obergeschoss werden komplett
renoviert. Dafür bringen die neuen Gesellschafter Frank Otto und
Hans Barlach 0,5 Mio. € auf. Das Ergebnis wird durch diese
Ausgaben erheblich belastet und landet per 30.06. bei – 0,7 Mio.
€.
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2003
Die
MOPO entscheidet sich dafür, ab dem nächsten Jahr wieder in
Schwarzenbek bei Bude zu drucken. Ziel ist es, durchgängig 4c zu
drucken. Die Gesell-schafter der Schwarzenbeker Buchdruckerei
haben bei den Verhandlungen jedoch über ihre Lage getäuscht.
Bude steht vor der Insolvenz. Frank Otto lässt sich davon
überzeugen, die Druckerei zu kaufen. In letzter Minute scheitert
die Übernahme durch das Verhalten der Bude-Gesellschafter. Bude-
und MOPO-Betriebsrat unternehmen einen weiteren Versuch, der aber
leider scheitert. Bude geht im September in die Insolvenz und die
MOPO ist auf der Suche nach einer neuen Druckerei. Schnell wird
man sich mit den Kieler Nachrichten einig. Die MOPO-Gesellschafter
entscheiden sich für einen Strategiewechsel hin zum regionalen
Medienunternehmen. Es wird u.a. eine Event-strategie begründet.
MOPO-Online wird mit eigenen Redakteuren ausgestattet. Es kommt zu
Spannungen zwischen den beiden Hauptgesell-schaftern. Frank Otto
und Hans Barlach sind mit der Beteiligungsgesellschaft City
Boulevard zu 95 Prozent an der Zeitung beteiligt, die restlichen
fünf Prozent hält Josef Depenbrock. Otto will 33,47 Prozent an
den Verleger und Mehrheitsge-sellschafter der „Kieler
Nachrichten“, Christian Heinrich verkaufen. Damit ist Barlach
nicht einverstanden. Er sei in die Gespräche mit Heinrich nicht
eingebunden worden und vor vollendete Tatsachen gestellt worden.
Barlach macht von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch. Für 1,6
Millionen € stockt er seine Anteile an City Boulevard auf rund
67 Prozent auf. Das Geld hat er von Heinz Bauer, dem Eigentümer
der Bauer Verlagsgruppe bekommen. Zum Jahresende übernimmt er für
4 Mio. € die restlichen 1/3 Anteile von Frank Otto. Die Auflage
liegt bei 110.000 Exemplaren.
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2004
Die
MOPO wird ab dem 1. Januar fast durchgängig 4c bei der Kieler
Zeitung/Kieler Nachrichten gedruckt. Für die Etatplanung wird die
Vorgabe gemacht, den Abo-Bereich der MOPO fremd zu vergeben. Das
Projekt wird erst einmal nicht weiter verfolgt. Hans Barlach kauft
im Mai von G+J TV TODAY, das Geld soll er vom Bauer Verlag
bekommen. Dieser zieht seine Zusage in letzter Sekunde zurück und
Burda springt in die Finanzierung ein. Es kommt zu einem
Rechtsstreit zwischen Hans Barlach und Heinz Bauer. Im Oktober
ziehen die TV-TODAY Beschäftigten vom Baumwall in die Griegstraße
ins Haus 8 im Erdgeschoss ein, um zum Jahresende komplett
abgewickelt zu werden. Das MOPO-Archiv wird in Kisten verpackt und
landet für längere Zeit im Rattenlager. Eine neue Telefonanlage
wird eingeführt, mit ihr verschwindet die alte Telefonnummer
88303-1. Im Oktober gibt es Gespräche mit den Kieler Nachrichten,
den Vertrieb von Hamburg nach Kiel zu übernehmen. Die Gespräche
enden ergebnislos. Im November muss Geschäftsführer Roger Frach
seinen Platz räumen. Josef Depenbrock ist alleiniger
Geschäfts-führer und Chefredakteur. Der Betriebsrat schreibt:
Mit Josef Depenbrock an der Gesamtspitze des Unternehmens wird die
Zukunft unklarer.
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2005
Die
MOPO macht nach Angaben von Herrn Depenbrock ein Ergebnis von über
1 Mio. €. Die MOPO kündigt den Vertrag mit dem Hamburger
Pressegrossisten PVN. PVN vertreibt als Grossist die MOPO in
Hamburg. Da die Kündigungsfrist nicht eingehalten wird, kommt es
in späteren Gesprächen zu einer Fortführung des Vertrages. Es
war geplant, den Zeitungsvertrieb in Hamburg an den Axel Springer
Grossisten „Buch und Presse“ zu geben und nicht mehr bei Bauer
zu belassen, dem PVN gehört. Die Strategie zum regionalen
Medienanbieter wird unter Josef Depenbrock beendet. Event und
Online-Redakteure werden Schritt für Schritt abgebaut, später
wird der Werbeetat auf das Vertriebs- und Anzeigen-marketing
reduziert, die Planstellen gestrichen.
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2006
Die
MOPO wird im Januar vom amerikanischen Finanzinvestor Veronis,
Suhler, Stevenson (VSS) und Mecom, einer Gesellschaft, die von
David Montgomery 2000 gegründet wurde, gekauft. Barlach und
Depenbrock bekommen 24 Mio. €. In einer Unternehmenswert-Studie
von Pricewaterhouse-Cooper war im Rahmen der Verkaufsverhandlungen
das Potential der MOPO für die Zukunft ermittelt worden. Durch
Synergien im Verlagsbereich in Richtung Berliner Verlag und in der
Redaktion im Mantel will man eine hohe Rentabilität erreichen.
Der Betriebsrat zum Kauf: „Wir werden uns nicht durch
Ankündigungen auf die Bäume scheuchen lassen. Die Beschäftigten
werden am Ende entscheiden, wo die Reise hingeht. Die bekannten
Synergien lehnen wir ab und wir werden uns unser Haut gezielt
wehren.“ Mecom will im Verdrängungswettbewerb der deutschen
Zeitungen die Nummer drei werden. Im Februar sprechen sich die
stellvertretenden Chefredakteure Matthias Onken, Immo Hoppe und
Joachim Ortmann für den Erhalt der Vollredaktion aus. „Die
Beibehaltung der Qualität der Berichterstattung ist nur durch
eine in Hamburg beheimatete Vollredaktion zu gewährleisten.“ Im
Juli wird Matthias Onken Chefredakteur, er folgt Josef Depenbrock,
der in gleicher Funktion zur Berliner Zeitung geht. Frank Willers
wird im Juni Geschäftsführer. Seit dem 5. November 2006
erscheint die MOPO mit einer Sonntagsausgabe zum Verkaufspreis von
70 Cent. Seit dem 16.10.2006 kommen die Panorama-Seiten vom
Berliner Kurier. Im Dezember wird heftig um die Zukunft der MOPO
unter Mecom und dem Berliner Verlag gestritten. Im Zusammenhang
mit zwei Betriebsversammlungen gibt es erhebliche
Andruckverzögerungen. Es sollen weder Arbeits-plätze im Verlag
noch in der Redaktion abgebaut werden. Die Solidarität zwischen
Verlagsange-stellten und der Redaktion führt zu einem
nennenswerten Erfolg: Mit der Geschäftsführung wird vereinbart,
dass alle Zeitverträge entfristet werden, wenn die
Sonntagszeitung fortgeführt wird. Die ursprünglich geplanten
Streichungen von 23 Stellen sind vom Tisch. Auf der
Weihnachtsfeier im Dezember singen wir gemeinsam zu einem Song von
Lotto King Karl („Hamburg meine Perle“) unsere Fassung: „MOPO
meine Perle“: „Wenn du aus London kommst, ist Hamburch kein zu
Haus. .. Und wenn du weit weg bist, dann bleib doch einfach dort…
Wenn du uns fertig machen willst, zieh’n wir dir die Lederhosen
aus.“
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2007 Im Januar kommt es zu Werkstattgesprächen in der Redaktion über die Inhalte der Zeitung. Matthias Onken stellt das Konzept „Das packen wir an“ im Februar vor. Im März kauft David Montgomery vom amerikanischen Finanzinvestor VSS fast 80 % Anteile am Berliner Verlag und der Hamburger Morgenpost. „Damit vollzieht sich, was sich seit Monaten angedeutet hat: Der klassische Finanz-investor VSS steigt aus“, schreibt der Betriebsrat. „Aus einem Anleger Montgomery wird ein klassischer Zeitungsverleger.“ Der Verkaufspreis der MOPO erhöht sich von 50 auf 60 Cent. Im Juni entscheiden die Gesellschafter, dass die MOPS dauerhaft erscheint. Der Verkaufspreis für die MOPS wird auf 90 Cent erhöht. Mit den beiden Gewerkschaften ver.di und DJV kommt es zu einem Tarifvertrag zur Zukunfts- und Beschäftigungssicherung. Er regelt u.a. konzernweite Stellenausschreibungen, Altersteilzeit und Abfindungen. |
2008 Matthias Onken verlässt im Januar die MOPO in Richtung BILD Hamburg, wo er die Redaktions-leitung übernimmt. Zum Februar wird Frank Niggemeier Chefredakteur. Am 8. April kommt es zu erheblichen Turbulenzen im Unternehmen. Eine Betriebsversammlung endet erst spät abends. Die Andruckausgabe erscheint nicht. Die Belegschaft wehrt sich gegen die Sparpläne der Berliner Zentrale. Im Ergebnis werden drei bis vier Online-Stellen und eine Stärkung des Lokalen durchgesetzt. Ein von der Redaktion verfasster Text erscheint nicht im Blatt, erreicht dennoch die Öffentlichkeit. Am Folgetag erscheinen extra angeheuerte Menschen aus einem Unternehmen, um angeblich das Erscheinen der MOPO zu sichern. April-April, für diesen Tag war nichts geplant. Auf einer Betriebsversammlung am 09.04.2008 wird deutlich gemacht, dass sie erst endet, wenn die Menschen verschwunden sind. Natürlich packen sie ihre Koffer und fahren in die Stadt, aus der sie gekommen waren. Im Mai werden Hans-Joachim Eggers und Marc Paris Verlagsleiter. Frank Willers scheidet als Geschäfts-führer zum Juni aus und Klaus Reidegeld wird Geschäftsführer. Im Oktober wird ein Einstellungs-stopp durch Mecom verhängt. Der Betriebsrat entscheidet sich Ende November, dass man von einem Verkaufsprozess ausgehen muss und stellt sich frühzeitig auf einen Gesellschafterwechsel ein. Kurz vor Weihnachten informieren die Medien, dass M. DuMont Schauberg mit Mecom über den Kauf der deutschen Beteiligungen verhandelt. |
2009 Im Januar einigen sich Mecom und die Mediengruppe DuMont Schauberg (MDS) auf den Kauf der deutschen Mecom-Beteiligungen, zu der auch die MOPO gehört. Zusammen mit Helmut Heinen (Kölnische Rundschau) zahlen die Erwerber 152 Mio. €. Heinen trägt 1/3 des Kaufpreises. Marc Paris wechselt zu den Kieler Nachrichten. Zum 1. April 2009 geht die MOPO in den Besitz von MDS über. Der Betriebsrat: „Wie der zukünftige Weg der MOPO aussieht, werden Taten, wird das Geschäftsmodell von MDS zeigen.“ Oliver Rohloff wird neuer Geschäfts-führer. Andreas Terstiege wird im Juni weiterer Verlagsleiter. MDS macht sich an die Re-strukturierung der Abläufe auf Ebene der gesamten Unternehmensgruppe. Ein millionenschweres Sparprogramm für die Gruppe wird vorbereitet. Es ist geplant, auch in der MOPO Personal abzubauen. Auf einer Mitarbeiterversammlung wird achtlos ein freiwilliges Abfindungsangebot auf einen Küchentisch abgelegt. MDS will Planstellen in Hamburg abbauen, um ihr Synergiekonzept durch Verlagerung der Arbeit an andere MDS-Standorte zu erreichen. Es wird von Ressourcen gesprochen, gemeint sind Menschen. |