Eines unserer alarmistischen Flugblätter, um an Hand von stehenden Informationen im Vorfeld einer Betriebsversammlung „öffentlichen Druck“ aufzubauen. Neben den längeren Infos kamen wir regelmäßig mit bis zu wöchentlichen BR-Aktuelles heraus, die über das Geschehen informieren, in der Regel normale Nachrichten. Aber sie waren immer auch in dem Geist geschrieben, welchen Platz die Versammlung für uns einnimmt. Betriebsversammlungen, die hatten in der Regeln einen wochenlangen Vorlauf mit konkreten Aktivitäten, es gab immer eine Zielbestimmung. Dies war nicht die Versammlung, auch sie war nur ein Instrument, um den Zielen nahe zu kommen. 2008 war ein Personalabbau auch in der MOPO geplant und wir wollten die Meinungsführerschaft im Haus absichern.
Die Demontage der MOPO-Führungsspitze wird fortgesetzt. Erst wurde Chefredakteur vergrault, weil er nicht bereit war, das Berliner Sparprogramm umzusetzen. Dann verließ Personalchefin ersatzlos das Haus. Jetzt wurden Schlag auf Schlag Vertriebschef die Marketingbeauftragte und jetzt auch Geschäftsführer entsorgt. Herr A., der Leiter des Rechnungswesens, wird folgen.
Aktuell ist die Absicht, 16 Arbeitsplätze im Verlag und in der Redaktion (Korrektur, Archiv) abzubauen. Da die Geschäftsidee transparent ist, kann man bereits heute die Prognose wagen, dass es bei den 16 im Verlag nicht bleiben wird. Auch wenn man 2008 in der Redaktion keine große Rasur vorhat, die Schnitte werden kommen. 2007 war es der Verlust der Vermischten-Seiten an den KURIER. Heute wird auf den letzten Seiten etwas geboten, das in der Leistung für den Leser heftig umstritten ist.
MOPO –Geschäftsführer | Start |
Willibald Slavik | 1986 |
Christian Nienhaus | 1987 |
Axel Gleie | 1990 |
Christian ErhornMatthias Nienhaus | 19931994 |
Mario Frank | 1993/95 |
Konrad Zinke | 1995 |
Dr. Bodo Almert | 1996 |
Bernd Buchholz | 1998 |
Marcus Ippisch | 1999 |
Roger Frach | 2000 |
Josef Depenbrock | 2004 |
Frank Willers | 2006 |
Der Betriebsrat beobachtet diese Umstellung der Hamburger Morgenpost auf Fernsteuerung aus Berlin und den parallel geplanten Abbau von weiteren Stellen auch in der „normalen“ Belegschaft mit großer Sorge und zunehmender Empörung. Dies umso mehr, als es allein um den Profit geht. In der Erklärung unseres Eigentümers MECOM zum Wechsel in ein anderes Börsensegment hieß es aus London, dass die Optimierung der deutschen Verlagsgruppe eine große Herausforderung darstelle, man aber beharrlich an der Umstrukturierung arbeite. Genau in diese Phase der Umstrukturierung, nämlich „Zentralisierung in Berlin“, sind die Etatverhandlungen 2008/2009 gefallen. Das Ziel: Geschäftsführer Depenbrock will die alte mittelfristige Etatplanung von Ex-Mecom-Deutschland-Chef Peter Skulimma noch toppen (4,1 Mio. für 2008). Die MOPO soll die höchste Rendite in der Gruppe einfahren (über 20 %).
Das wahre Problem ist aber nicht Herr Depenbrock! Wir haben es mit einem Aktienunternehmen zu tun, wo ein David Montgomery den Aktionären etwas verspricht, was eingehalten werden muss, bei Strafe von Kursverlust. Deswegen will Montgomery im Zeitungsgeschäft industrielle Maßstäbe etablieren. Das betrifft nicht nur die MOPO. An fast allen MECOM-Standorten in Europa regt sich zunehmender Widerstand der Beschäftigten gegen dieses Schraubenfabrik-Denken: Wenn anders die Rendite nicht zu steigern ist, dann eben durch radikale Einsparung bei Personalkosten und da zunehmend auch bei den teuren Führungskräften. Was Herrn Depenbrock betrifft, drängt sich der Verdacht auf, dass sich da jemand auf unsere Kosten ein Dagobert-Denkmal setzen will.
Deutlich wurde das wieder einmal auf einer Redaktionskonferenz der Berliner Zeitung. Die Forderung nach zusätzlichem Personal für den geplanten Online-Auftritt beantwortete Herr Depenbrock mit der Aussage: Wenn ich 20 Online-Redakteure einstellen wollte, müsste ich in der Zeitungsredaktion 20 Stellen abbauen. Die Erklärung von Frank Niggemeier, ein Relaunch von mopo.de könne nur mit zusätzlichen Online-Redakteuren funktionieren, dürfte man bei dieser Ansage getrost vergessen.
Es darf aber nicht nur um die Frage gehen, welches Ergebnis die MOPO in London abliefert. Es geht um die Rolle der MOPO auf dem Hamburger Zeitungsmarkt. Wir sind aufgerufen, diese Rolle zu verteidigen. Die MOPO darf nicht totgespart werden. Unsere Forderung: MOPO muss ein Hamburger Gewächs bleiben, mit eigenem Rechnungswesen, Vertrieb und Marketing und eigenem Politikteil sowie nach Möglichkeit auch wieder eigener Panorama-Redaktion. Und vor allem: Der Lokalteil muss personell verstärkt werden. Dazu gehört: Der von uns erwirtschaftete Gewinn muss auch in die MOPO investiert werden.
Herr Depenbrock hat zugesagt, sich der Debatte mit uns zu stellen bzw. seine Vorstellungen und Visionen von der MOPO-Zukunft zu präsentieren. Kommt also zu unserer
Betriebsversammlung am Montag, den 21. April 2008 um 10:30 Uhr im Kasino