Ansichten

Holger Artus

Es geht um die künftigte personelle – und damit auch redaktionelle – Ausrichtung der MOPO

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Wir wussten, das ein Personalabbau anstand. Unsere Strategie war, dass es einen Konflikt im Berliner Verlag und in der MOPO gibt und sich Josef Depenbrock als „Deutschland-Chef“ von Mecom überlegen wird, ob er so eine Auseinandersetzung an zwei Standorten sich erlauben will. Wir kannten ihn und setzen darauf, dass er die Themen nacheinander angeht, nicht parallel. Wir hatten am Ende richtig gelegen.

Das anstehende Personalkonzept der MOPO-Gesellschafter zielt darauf ab, die MOPO künftig zu einer Niederlassung des Berliner Verlages zu machen. Buchhaltung, Vertrieb, Marketing und Herstellung wird auf Berlin konzentriert, Lokales, Sport und Rest-Politik bleiben in Hamburg. Josef Depenbrock, Geschäftsführer des MOPO-Gesellschafter BV Deutsche Zeitungsholding will noch entscheiden, wie umfänglich das zusätzliche Sparprogramm in 2008 sein soll.

Neben den geplanten Personalabbau mit der Einführung eines Redaktionssystems bzw. technischer Optimierung (3 Archiv, 3 Korrektur und 2 Belichtungssteuerung) ist in der Debatte, weiter acht Arbeitsplätze im Verlag abzubauen. D.h. wir gehen von einem Abbau der Angestellten-Arbeitsverhältnisse bis zu 16 Mitarbeiter/innen aus. Bei 117 Beschäftigten reden wir von Prozent der Belegschaft oder X % aller Verlagsangestellten. 

Mit dem geplanten Abbau in den redaktionsnahen Bereichen (Archiv, Korrektur, Belichtungssteuerung und Herstellung) werden, dass wissen wir aus vergangenen Aktionen, zusätzliche Aufgaben in die Redaktion verlagert. Die Abschaffung der Fotoredaktion und Bildbearbeitung ist anderen aufgelastet worden. Das kommend fehlende Archiv wird dazu führen, dass man sich die Fotos selber aus dem Lager holen werden muss. Die Belichtungsteuerung wird durch das Layout bzw. den unklar strukturierten Spätdienst im CvD-Bereich verlagert. Die ausgeschrieben (Service) und die avisierte Volo-Stellen (Politik) verfolgen nicht die Absicht, eine qualizierte Berufsausbildung zu gewährleisten, faktisch werden hier Niedrig-Redaktuerstellen eingeführt, die man nach zwei Jahren wieder abbauen kann.

Die personelle Belastung in der Redaktion nimmt weiter zu und das wird auch künftig so sein. Die Systematik von Etat-zu-Etat-Geschäftsjahren ist doch, dass an den redaktionellen Leistungen weiter gespart wird. Stellen abbauen,  nicht wiederbesetzen. Mit dem Online-Relaunch werden zusätzliche Aufgaben in die Redaktion verlagert. Wir müssen uns anhören, dass noch nichts Konkretes steht beim Online. Dann wäre es an der Zeit, die Forderungen zu formulieren. Strategisch ist es doch so, dass es die Transformationsrede von Montgomery gegeben hat, es hat eine Chefredakteurs-Konferenz aller Mecom Titel in Amsterdam gegeben und es gibt eine niedergeschrieben Online-Strategie für den Berliner Verlag wie eine technische, die bereits um gesetzt wird. Man muss sich jetzt einmischen, will man von den geschaffenen Fakten nicht künftig mit dem Sachzwang-Argument erschlagen und in Haft genommen werden.

Was aktuell passiert ist, dass man den Verlag „lokalisert“. Egal, was für 2008 nun von Depenbrock entschieden wird, mit dem nächsten Etat 2009 kommen weitere Maßnahmen der Optimierung. Dies liegt in der Systematik der Gesellschaft, die ihren Report am Londoner Aktienmarkt abgibt. Liest man die Erklärung von Montgomery zu Online und Synergien z.B. in der deutschen Mecom Gruppe, ergibt sich eine große Diskrepanz: Sie beruht darauf, dass er Erklärung für die Aktionäre abgibt, die sich mit der betrieblichen Wirklichkeit nicht decken. Insofern mag  man sich freuen, dass Redaktionsstellen wieder besetzt werden. Eine große Gruppe von Angestellten im Verlag, zum Teil über 20 Jahre in der MOPO, soll der Weg in die Arbeitslosigkeit geebnet werden. Kein Grund zur Freude und Zufriedenheit. Notwendig ist jetzt ein zusammenstehen von Verlags- und Redaktionsangestellten gegen die Absichten von Josef Depenbrock, dass Ergebnis der MOPO um eine weitere Million zu toppen. 

Zu toppen ist das Stichwort, was uns unter Mecom, Montgomery und Depenbrock künftig begleiten wird, wenn wir uns nicht weiterhin einmischen. Die MOPO wurde 2006 für schlappe 24 Mio. € verkauft. Josef Depenbrock hielt seinerseits 10 % sprich, 2,3 Mio. €. Die Käufer haben alleine schlappe 0,6 Mio. € Beratungsgebühren für diesen Kauf der MOPO in Rechnung gestellt. Jetzt, unter Mecom am Hauptmarkt (ab 14.04.2008) der Londoner Stock Exchange wird es darum gehen, die Ziele zu errechen. Sind sie gefährdet, werden Kosten reduziert, sprich Arbeitsplätze abgebaut. Dieser Prozess wird in Verlag UND Redaktion auch 2009 anhalten, bei allen Personaltableu, die einem angeblich zugesichert sind. Heute sind die „Sachzwänge“ die Aktiengesellschaft und der Kurs, früher war der „Sachzwang“ die Verluste der MOPO. 

Was auf der Strecke bleibt sind die Arbeitsplätze, ist vor allem das Angebot, die Qualität, wie die MOPO-Redaktion für die Leserinnen und Leser bietet.  Denkt man das zu Ende, geht es darum, dass man zur Qualitätssicherung mehr Stellen in der Redaktion benötigt. Statt Status-Quos zu sichern, müssen heute schon mehr Stellen geschaffen werden.

Die Stimmung in der Redaktion wird durch die aktuelle Arbeitsbelastung, durch die unsichere Zukunft, die Reduzierung der Qualität des Blattes durch verschlechtere Arbeitsbedingungen nicht besser.  In 2008 sollen pro Kopf in der Redaktion 215 Seiten proudziert werden, 2005 waren es noch 180. An diesem Parameter wird man in Berlin weiter drehten. Wir haben die Sorgen, dass der Personalabgang in der Redaktion weiter anhält. Dieser muss im Interesse der Redaktion gestoppt werden. Dazu bedarf es mehr Stellen in der Redaktion – die Chance, diese im Zusammenhang mit dem Online-Relaunch durchzusetzen, muss man nutzen. Der Chefredakteur des Berliner KURIER soll gesagt haben: Ohne mehr Personal keine Online-Relaunch. Wir würde uns dem anschließen! Ohne mehr Redaktionsstellen keine Status-Quo-Absicherung der bisherigen redaktionellen Leistung.

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