Mecom plante einen Stellenabbau 2008. In diesem Info outen wir einfach die Zahlen, obwohl es noch keine Entscheidung gab. Wir wollten den Druck vor der Gesellschafterversammlung aufbauen, damit ein Spannungsbogen entsteht: Was haben sie beschlossen, hat der Betriebsrat (wieder einmal) Recht?
Auf der MOPO-Gesellschafterversammlung am 17.03.2008 wird es nach Informationen des Betriebsrats um ein zusätzliches Sparprogramm für 2008 im sechsstelligen €-Bereich gehen. Insgesamt sollen in der deutschen Mecom Gruppe (Berlin und Hamburg) fast fünf Millionen € zusätzlich zu den bisherigen Einsparungen im Etat 2008 eingespart werden. In der MOPO geht es nach unserer Einschätzung um einen Stellenabbau insbesondere im Verlag. In Berlin ist entschieden worden, dass es keine Nachbesetzung von freiwerdenen Stellen in der MOPO-Redaktion mehr gibt, es wurde eine Einstellungsstopp verhängt.
Aktuell sind zwei Stellen nicht besetzt (Timmermann, Burmeister).Im April 2008 will man nach Konzernangaben einen Relaunch von MOPO-Online/mopo.de über den Berliner Kurier organisieren. Künftig soll das Newsdesk des Berliner Kuriers auch für mopo.de mitverantwortlich sein.
Aus dem Sparprogramm wird ein Personalabbauprogramm
Bereits im Etat 2008 ist der Abbau von acht Arbeitsplätzen (Belichtung, Korrektur und Archiv) mit der Einführung eines (geplanten) Redaktionssystems vorgesehen. Das neue Sparprogramm zielt nach unseren Informationen auf die Vernichtung der Arbeitsplätze des kompletten Rechnungswesens (4 Arbeitsplätze), wir gehen auch von Abbau in anderen Verlagsabteilungen aus. Die freigewordene Stelle von Christian B. (Politik) und die von Lutz T. (CvD) sollen erst einmal nicht wieder besetzt werden. Es bedarf der Zustimmung von Josef Depenbrock – Voraussetzung ist die Besetzungsabsicht durch den MOPO-Chefredakteur Frank Niggemeier. Mit der Absicht, das Rechnungswesen komplett nach Berlin zu verlagern, kommt es zu einem Tabu-Bruch, zu dem sich selbst G+J einst nicht in dem Umfang durchringen konnte. Die MOPO wird damit eine reine Zweigniederlassung des Berliner Verlages. Alle Instrumente zur Steuerung der Geschäftstätigkeit werden im Prinzip bis auf das Anzeigengeschäft nach Berlin verlagert. Was Herrn Depenbrock nach dem unmittelbaren Verkauf an VSS/Mecom Januar 2006 noch ein Greul war – jetzt verfolgt er das Projekt selber.
Aus dem Sparprogramm wird ein Mehrbelastungsprogramm
Die Nichtbesetzung von Stellen steht im Zusammenhang mit weiteren Veränderungen in der Redaktion. So soll die Wirtschaft künftig nicht mehr eigenständig Thema im Blatt sein, Wenn es Wirtschaft im Blatt geben soll, dann im Lokalen. Dirk R. soll sich verstärkt um Service kümmern. Da bereits die Seite 2/3 den Lokalen zugeschlagen worden ist, haben wir es faktisch mit einer Mehrbelastung der Lokalredaktion zu tun, ohne dass das Personal aufgestockt wird. Bereits jetzt sind die Produktionsbedingungen eine Zumutung und extreme Belastung. Die Umfänge werden erhöht und mit der gleichen Mannschaft soll die Geschichten geschrieben werden, das geht nicht auf. Die Redakteursstelle von Sascha B. wird aktuell nicht durch einen Redakteur, sondern eine Volontärin (Chris H.) besetzt. Ihre Planstelle im Service ist ausgeschrieben, man kann aber gespannt sein, ob es am Ende dabei bleibt.
Das Ende der Politik in der MOPO wird eingeleitet
Mit der Abschaffung der Wirtschaftsberichterstattung und der angedachten Umfangsreduzierung der Politik/Wirtschaft deutet sich für uns das Ende der eigenständigen überregionalen politischen Berichterstattung der MOPO an. Im April will man einen Relaunch von mopo.de und einen Newsdesk in Berlin aufbauen, der gemeinsam mopo.de und berliner-kurier.de betreut. Bei allem Dementi ist die Richtung für den Betriebsrat klar erkennbar: die personelle Besetzung der Politik (Christian B. Lokales, Dirk R. Service) wird runtergefahren, der Umfang der Seiten reduziert und mit einem neuen Redaktionssystem kommt die Politik aus Berlin. Mit dem Relaunch vom mopo.de und der Zulieferung aus Berlin wird der erste Schritt gemacht. Es ist bezeichnet, dass man nicht daran denkt, dass der online-Politikteil mit dem mop.de-Relaunch von der Berliner Zeitung kommt. Apropros mopo.de-Relaunch. Wer sich noch an die schönen Worte von Montgomery in seiner „Transformationsrede“ im November 2007 erinnert: Der Wandel zu Online/Print muss mit allen besprochen werden. Ein Online-Auftritt ist nicht gleich dem Printauftritt, Innovation benötig Diskussion. Wenn es einen Online-Relaunch zum April 2008 wie aus Berlin geplant geben soll – Zweifel sind bei den bisherigen Erfahrungen mit technischen Projekten angegesagt – dann ist das eine Bankrott-Erklärung an die MOPO-Redaktion. Eure Meinung wollen wir nicht wissen, ihr seit uns lästig.
Es geht um Kohle!
Warum diese angespannte Situation? Alles erfolgt vor dem Hintergrund, dass der Gesellschafter Mecom Group im Dezember 2007 entschieden hat, im Etat 2008 weitere rund 5 Mio. € einzusparen. Josef Depenbrock, Geschäftsführer der deutschen Mecom Gruppe hatte jüngst auf dem Presseclub im Februar 2008 bestätigt, dass man eine (EBITDA)Rendite von 18 % insgesamt erreichen will. Die MOPO soll nach unserern Informationen oberhalb dieser Marge liegen. David Montgomery, Vorsitzender der Mecom Group, will nicht noch einmal vor den Anleger wie im Januar 2008 da stehen, als der Kurs in den Keller, weil er angekündigte Ziele nicht erreicht hat. Die finanziellen und wirtschaftlichen Ziele müssen erreicht werden. Josef Depenbrock sprach auf der Redaktionsversammlung der Berliner Zeitung im Januar 2008 von möglichen „ergebnissichernde Maßnahmen“, falls der Etat 2008 nicht erreicht wird. Auch wenn dies eine Täuschungsabsicht für das seit längerem in der Diskussion befindliche Sparprogramm ist: Die Beschäftigten in Hamburg und Berlin, in Verlag und Redaktion sollen die Verlierer werden. Zu den Gewinnern gehören die Geschäftsführer und Vorstandsmitgliedern von Mecom. Allein die drei Geschäftsführer der obersten Mecom Gesellschaft, BVZ Deutsche Medienholding, bekommen ein Gehalt von insgesamt 1 Mio. €. Hier kommen die Bezüge für anderen Geschäftsführerfunktionen und Chefredakteursposten noch hinzu. Die Aktionäre von Mecom Group haben langfristige Anlegerinteressen, sie wollen eine Verzinsung der Einlagen ihrer Anleger. Um das zu erreichen, wird den einzelnen Gesellschaften ein Sparprogramm aufgedrückt. Es ist an der Zeit, Gegendruck aufzubauen, so geht es nicht weiter.
Es geht um die Mannschaft MOPO
Der Erfolg der MOPO wie der Berliner Zeitung. Berliner Kurier, TIP u.a. ist eine Leistung der Beschäftigten. Das Sparprogramm muss gestoppt werden. Die Korrektur und das Archiv bleiben erhalten. Für Belichtungssteuerung gibt es sinnvolle Alternativarbeitsplätze. Ohne die Diskussion der Inhalte des mopo.de-Relaunch kann er nicht umgesetzt werden. Ohne zusätzliches Personal in der Redaktion und Technik bei einem Online-Relaunch ist kein Blumentopf in der Griegstraße zu machen. Hände weg von Rechnungswesen und Vertrieb. Es geht um die einzelnen Maßnahmen, aber es geht mittlerweile um mehr – es geht um unsere Identität.
Kommt zur Betriebsversammlung am 13. März um 11 Uhr