Nach dem Kauf von TV TODAY von Gruner+Jahr durch Hans Barlach (2004) war ursprünglich geplant, den Titel an Bauer Media Group zu verschieben. Das scheiterte und beide stritten sich vor Gericht, wer was zugesagt hatte. Burda sprang für die 10 Mio. € ein und übernahm schrittweise die Programmzeitschrift . Die Redaktion war vom Baumwall in die Griegstraße gezogen, mit dem Umzug wurde Personal abgebaut. Nach der Komplettübernahme ging es Burda um die Integration in die Milchstraße, um synergetisch TV TODAY über TV SPIELFILM und Mantellieferungen zu produzieren. Der Standort Griegstraße wurde beendet. Wie eine vernünftigen Sozialplan erreichen? Über den Weg der Sozialtarifforderung. Das zu verankern gelang, aber ansonsten waren zu viele Berater am Betriebsrat ran und dieser hatte nicht die Führung. Zu spät kam zu Warnstreik, aber wir waren solidarisch.
Heute ist es zu einem weiteren Warnstreik bei TV TODAY gekommen. ver.di und DJV fordern einen Sozialtransfer-Tarifvertrag, sprich finanziellen Ausgleich für den Verlust der Arbeitsplätze. Burda hatte sich Anfang November entschieden, dass die Programmzeitschrift
TV TODAY nicht mehr von der Redaktion in der Griegstraße, sondern ab 2006 in der Verlagsgruppe Milchstraße erscheinen soll. Durch diese Entscheidung verlieren alle Beschäftigten von TV TODAY im kommenden Jahr ihre Arbeit.
Burda will mit Gewerkschaften nicht über finanzielle Regelungen verhandeln
In der ersten Tarifverhandlung (17.11.05) hatten ver.di und DJV angeboten, auf Gehaltsbestandteile zu verzichten, wenn dafür das Unternehmen noch ein Jahr weiter besteht und betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind. Burda hat über dieses Anliegen nicht ernsthaft verhandelt. Bei einer weiteren Tarifverhandlung (23.11.05) hat Burda ein Angebot über eine Milderung der finanziellen Härten vorgelegt, über das die Gewerkschaften nicht ernsthaft verhandeln konnten. Gegenüber dem Betriebsrat wurden Sozialplanverhandlungen angeboten (0,4 Gehälter pro Beschäftigungsjahr). Von dem Angebot 0,4 Gehälter pro Beschäftigungsjahr ist man bisher nicht wesentlich abgerückt.
Übernommen und platt gemacht
TV TODAY ist 1994 von G+J gegründet und 2004 an den MOPO-Gesellschafter Hans Barlach verkauft worden. Dieser Kauf wurde über einen 15 Mio. € Kredit von Hubert Burda Media
finanziert, die sich im Gegenzug eine Option auf Gesellschafteranteile sicherte. Binnen eines Jahres setzte Burda durch, dass Hans Barlach seine Anteile an den Medienkonzern verkaufen musste. Ende 2004 wurde die Belegschaft durch Kündigungen halbiert, es folgte der Umzug in die
Griegstraße. Im Herbst 2005 ging Burda daran, seine Überlegungen bezüglich des gemeinsamen Marktauftritts von TV TODAY und TV SPIELFILM aus der Verlagsgruppe Milchstraße umzusetzen. Künftig gibt es eine gemeinsame IVW-Meldung und die Anzeigenplanung wurde für
beide Titel angepasst. Künftig sollen acht bis zehn Beschäftigte aus der Verlagsgruppe Milchstraße TV TODAY dort produzieren. Diese Arbeitsplätze sollen auch den Beschäftigten von TV TODAY in der Griegstraße angeboten werden.
Betriebsrat der MOPO ist solidarisch
Der Betriebsrat der Hamburger Morgenpost hat großes Verständnis für die Enttäuschung der Beschäftigten über das Ende der Redaktion, für die gewerkschaftlichen Forderungen und die jetzigen Aktivitäten. Vor dem Hintergrund, dass Burda gegenüber dem Betriebsrat ein Abfindungsangebot von 0,4 Gehältern pro Beschäftigungsjahr gemacht hat, positioniert sich das Unternehmen am untersten Ende von Abfindungsangeboten. Nach der Ankündigung, die Redaktion von TV TODAY komplett abzubauen, ist dies ein provokatives Verhalten eines
Konzerns, der im letzten Jahr 1,5 Mrd. Umsatz gemacht hat.
Wir waren froh über unsere neuen Nachbarn in der Griegstraße. Es ist eine unternehmerische Entscheidung von Burda gewesen, allen Beschäftigten von TV TODAY zu kündigen. Es ist das
Recht von Gewerkschaften, ihrerseits für ihre Forderungen engagiert einzutreten.