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Holger Artus

Zum Wechsel in der Chefredaktion der MOPO

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Mit dem Gesellschafterwechsel in der MOPO Ende 1999 von Gruner+Jahr zu Frank Otto/Hans Barlach wurde auch das Führungspersonal ausgetauscht. Der (G+J)Geschäftsführer, Dr. Bernd Buchholz, bliebt bis zum festgelegten Tag. Genauso vollzog es sich mit der Chefredakteurin, Marion Horn. Bereits am Tag des Wechsels hatten wir eine Redaktionsversammlung mit ihr, wo wir die Lage für die Redaktion eingeschätzt haben. Es war klar, dass Josef Depenbrock ihr folgen wird. Da bereits zum 2. November 1999 Wieland Sandmann als Redaktionsdirektor im Einsatz war, war klar, wo die Reise redaktionell hingehen sollte: zurück zum billigen Boulevard. Aus der Perspektive heraus ergab sich unsere Positionierung. Den „Sandmann-Antritt“ hatten wir bereits sehr massiv kritisiert.

Marion Horn wird zum 31.12.1999 ausscheiden. Der bereits avisierte Wechsel in der Chefredaktion der Hamburger Morgenpost wurde der Redaktion letzte Woche mitgeteilt. Ab 1. März 1999 wird Josef Depenbrock die Chefredaktion übernehmen. In der Übergangszeit wird Wieland Sandmann die Redaktion leiten. Auf der Informationsveranstaltung des Arbeitgebers wurde Marion Horn mit langanhaltendem Applaus verabschiedet. Wir wünschen Frau Horn für Ihre persönliche und berufliche Zukunft alles Gute.

Auch der neue Chefredakteur Josef Depenbrock wird vor den gleichen Aufgaben stehen wie seine Vorgängerin. Die wirtschaftliche Genesung der MOPO kann nur eine gemeinsame Aufgabe sein. Dies hängt entscheidend von der Motivation und Bereitschaft der Beschäftigten in Verlag und Redaktion ab.

G+J hat den dreizehn Jahren viel Geld in die MOPO gesteckt, ohne den gewünschten Erfolg zu erzielen. Allein der ständige Chefredakteurs-Wechsel zeigte die wenig sensible Handwerkelei an der traditionsreichen Hamburger Zeitung: Einem Jürgen Juckel (1986) folgte nach Peter Kirschstein (1986) ein Wolfgang Clement (1986). Die erfolgreichste Zeit hat die Zeitung unter der Leitung von Ernst Fischer (1988) erlebt. In seine Fussstapfen trat erst Wolf Heckmann (1992), später zusammen mit Manfred von Thien (1994). Kurzfristig wurde der Ober-Chefredakteur der G+J-Kaufzeitungen, Willi Schmitt (1994) eingekauft, dem schnell Manfred von Thien (1994) folgte. Einen großen Bruch in der Redaktion sowie zwischen Zeitung und Leserschaft bedeutete die Benennung von Dr. Mathias Döpfner zum Chefredakteur (1996). Im September 1998 wurde Marion Horn Chefredakteurin. Im Unterschied zu ihrem Vorgänger gelang es ihr, in der angeschlagenen Redaktion ein Zusammenspiel zu realisieren. Jetzt kommt es zu einem erneuten Bruch.

Die Media-Analyse 1999 und die Marktforschung von OPUS, aber auch alle vorangegangenen Marktforschungen signalisieren einen inhaltlichen Akzeptanzverlust bei den Stammlesern der MOPO. Wir interpretieren die OPUS Erhebung so, dass die MOPO-Leser mit ihrer MOPO unzufrieden sind. Die Media-Analyse 1999 signalisiert, dass wir insbesondere in Hamburg Auflage verlieren. Hier insbesondere Leserinnen. Das Profil der Zeitung muss zusammen mit der Redaktion erneuert werden.

Wir haben die Sorge, dass das, was diese Redaktion personell und ideell mit ausmacht, sich gegenwärtig neu ausrichtet. Wichtige Kolleginnen und Kollegen haben uns verlassen und der Aderlass hält weiter an. Ein personalpolitisches Konzept, das sich nicht gegen diesen Trend stemmt, wird nicht nur zu innerern Reibungsverlusten führen. Wir haben auch die Sorge, dass die redaktionelle Qualität der Zeitung in Mitleidenschaft gezogen wird. Es bedarf deswegen inhaltlicher, personeller und finanzieller Investitionen in die Zeitung. Und wir bleiben bei unserer Meinung, dass die Bildung der G+J-Redaktionsgemeinschaft eine schwere Fehlentscheidung für die Entwicklung der MOPO war. Es gibt andere Wege, die vielleicht länger dauern – aber Akzeptanz sowohl im Inneren wie auch die am Lesermarkt mit sich bringen. Die zu lösenden Aufgaben werden nicht geringer!

Jetzt ist es an der Zeit, sich zusammensetzen, Fehler der Vergangenheit zu vermeiden und auf die Kompetenz der Redaktion zu setzen. Ein Hamburg mit einer „schlechten“ MOPO ist unerträglich. Zu einem Hamburg ohne MOPO darf es nicht kommen.

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