Wir wussten damals nicht, dass G+J vor hatte, die MOPO zu verkaufen. Die damalige Bildung der Redaktionsgemeinschaft mit dem Berliner KURIER und dem Kunden Kölner EXPRESS war eine Idee, die unter Dr. Döpfner extrem gestiegen Personalkosten der Redaktion (sechsköpfige Chefredaktion) und auf Grund der Marketing-Aktionen für seine Idee, sehr angespannte Lage der MOPO zu sanieren. Der Verlust war sechsstellig! Vermutlich war die damalige „Rege“ die letzte Initiative von G+J „für die MOPO.“ Wir haben uns im Vorfeld einer großen „Geburtstagsparty“ deutlich positioniert.
Die Geschäftsleitung hat heute den Betriebsrat darüber informiert, daß die Hamburger MORGENPOST ihre Ressorts POLITIK und NACHRICHTEN verlieren soll. Die Inhalte sollen ab Januar 2000 von einer „Redaktionsgemeinschaft„ in Berlin erstellt werden, die auch dem Berliner KURIER und dem Kölner EXPRESS zuliefert. Der EXPRESS beteiligt sich nur finanziell an der „Redaktionsgemeinschaft“.
Dies bedeutet im 50. Jahr der MORGENPOST das Ende einer Vollredaktion und einen Verlust von publizistischer Vielfalt in Hamburg – ein historischer Einschnitt in die Pressegeschichte. Und es sind Arbeitsplätze in Gefahr. Die Kolleginnen und Kollegen der betroffenen Ressorts stehen vor der Alternative „Berlin„ oder Umsetzung in Hamburg bzw. Kündigung. Von der redaktionellen Neuorientierung sind nach ersten Informationen betroffen:
- im Ressort Politik fünf Stellen
- im Ressort Nachrichten fünf Stellen
- im Redaktionssekretariat eine Stelle
- außerdem zwei Volontärsstellen
Diese Beschäftigten sollen nach Auskunft des Geschäftsführers in Hamburg verschwinden, unter dem Strich sollen sechs Planstellen eingespart werden. Betriebsbedingte Kündigungen wurden nicht ausgeschlossen. In der neuen „Redaktionsgemeinschaft„ sollen 15 Stellen geschaffen, die aus Hamburg und Berlin besetzt werden sollen. Das besondere: Allein in Berlin betrifft die neue Struktur nach Angaben des dortigen Betriebsrat 17 Beschäftigte!
Der Betriebsrat bedauert, daß der Verlag keine Lösung in Hamburg durchgesetzt hat. Wir haben die Sorge, daß die Leser-Blatt-Bindung der MOPO unter dieser Entscheidung leiden wird. Der Betriebsrat ist empört darüber, daß die verlegerischen Fehlentscheidungen der Döpfner-Ära nun der Belegschaft aufgelastet werden – die Neukonzeptionierung erfolgte in der Chefetage und ohne Einbeziehung der meisten Mitarbeiter. Die MOPO darf nicht zum „Stiefkind„ des Verlages Gruner + Jahr werden. Der Betriebsrat wird sich mit den Fakten und der Geschäftsführung auseinandersetzen. Die Belegschaft wird kämpferische und kreative Beiträge zum Erhalt der Vollredaktion leisten. Hamburg braucht die ganze MORGENPOST!