
Zu den am 16./17. März 1945 aus Groningen ins KZ Neuengamme verschleppten 108 Niederländern gehörten auch sechs weitere Arbeitskollegen von Johannes Geubels. Sie arbeiteten mit ihm in der Druckerei N.V. Erren B. v. d. Kamp in der St. Jansstraat 1–3 in Groningen. „Hier“, so erklärte sein Kollege Matheus Koolmann 1949, „wurde eine Menge illegaler Drucksachen hergestellt. Das führte dazu, dass Jacob de Jong und ich am 16. Februar 1945 vom SD verhaftet wurden.“
Am 26. Februar 1945 kam es in der Druckerei zu einer weiteren Verhaftungswelle, bei der sieben Personen festgenommen wurden. Zwei von ihnen wurden später vom SD wieder freigelassen.

Verhaftet am 16. Februar 1945:
- Jacob de Jong, 28. März 1904
- Matheus Koolmann, 2. April 1901
Verhaftet am 26. Februar 1945:
- Albertus Winter, 19. März 1890
- Jan Buurmann, 11. März 1911
- Meint Heemstra, 2. Juni 1916
- Hermanus Rozeboom, 30. Mai 1915
- Johannes Geubels, 11. März 1911
Widerstandsgruppe „Group de Groot“

Die Arbeitskollegen gehörten vermutlich zur niederländischen Widerstandsgruppe Group de Groot aus Groningen, die von Gerrit Boekhoven gegründet wurde. Bereits kurz nach der deutschen Besatzung entschloss er sich zum unbewaffneten Widerstand. Daraus entstand eine kleine Gruppe sozialistischer Jugendlicher, die bereit war, illegale Druckaufträge zu übernehmen und Menschen im Untergrund zu helfen.
Für seine konspirative Tätigkeit wählte Boekhoven das Pseudonym Henk de Groot. Gemeinsam mit etwa dreißig weiteren Widerstandskämpfern gründete er die Group de Groot. Ab 1942 spielte die Gruppe eine zentrale Rolle bei der Verteilung illegaler Personalausweise und Lebensmittelkarten.

Anfang Januar 1945 wurden mehrere Mitglieder der Gruppe verhaftet und im berüchtigten Scholtenhuis in Groningen gefoltert. Die gesamte Gruppe wurde zerschlagen. Im März 1945 wurden die beiden führenden Mitglieder Dinie Aikema und Gerrit Boekhoven erschossen. Nur wenige Angehörige der Group de Groot überlebten die NS-Zeit. Insgesamt wird den Deutschen im Scholtenhuis die Verantwortung für den Tod von mindestens 473 politisch Verfolgten zugeschrieben.
Ankunft im KZ Neuengamme / Verlegung ins Außenlager Spaldingstraße
Nach ihrer Ankunft im KZ Neuengamme berichtete Matheus Koolmann: „Wir hatten gelegentlich Kontakt zueinander … fünf Tage lang waren wir gemeinsam im Block 10.“ Danach mussten er und Jacob de Jong eine violette Armbinde mit der Aufschrift Torsperre tragen. „Alle Personen mit dieser Armbinde wurden sofort von den anderen getrennt“, erinnerte er sich. Die Armbinde bedeutete, dass sie nicht außerhalb des Lagers eingesetzt werden durften – meist ein Todesurteil. „Die übrigen fünf erhielten gestreifte Häftlingskleidung mit Nummern. Bereits am nächsten Tag – vermutlich am 22. März 1945 – wurden Albertus Winter, Jan Buurmann, Meint Heemstra, Hermanus Rozeboom und Johannes Geubels ins KZ-Außenlager Spaldingstraße (Hamburg) verlegt. „
Was wurde aus den sieben niederländischen Häftlingen?
Am 19. April 1945 begann die SS mit der Räumung des KZ Neuengamme. Ziel war es, Spuren der Verbrechen zu verwischen: Akten wurden verbrannt, Baracken gereinigt, Prügelbock und Galgen entfernt. Die letzten Häftlinge und SS-Angehörigen verließen das Lager am 2. Mai 1945.

- Matheus Koolmann wurde mit anderen Häftlingen ins Kriegsgefangenen-Stammlager Sandbostel bei Bremervörde gebracht. Er überlebte und konnte Ende Mai 1945 das Hilfskrankenhaus in Rotenburg/Wümme Richtung Heimat verlassen. Er starb am 23. Oktober 1969 in Groningen.
- Jacob de Jong gehörte zu den 4.200 Häftlingen des sogenannten „Skandinavierblocks“, die am 20. April 1945 mit den Weißen Bussen des Roten Kreuzes nach Schweden evakuiert wurden. Er starb am 9. Mai 1945 in Trelleborg, kurz nach seiner Ankunft.
Vom Außenlager Spaldingstraße wurden die Häftlinge am 12. oder 13. April und 17. April 1945 nach Sandbostel gebracht. Bekannt ist, dass am 17. April rund 300 Menschen aus dem Krankenrevier im 7. Stock deportiert wurden.
- Jan Buurmann überlebte in Sandbostel und kehrte nach Hause zurück. Er starb am 25. Mai 1946.
- Albertus Winter starb am 26. April 1945, wenige Tage vor der Befreiung Sandbostels am 29. April.
- Hermanus Rozeboom starb am 29. Mai 1945 in Sandbostel.
- Meint Heemstra und Johannes Geubels starben vermutlich Ende Mai 1945; ein genaues Todesdatum ließ sich nicht feststellen.
Laut Matheus Koolmann waren Geubels, Heemstra und Rozeboom schwer krank: „Geubels hatte Durchfall, war sehr schwach und völlig erschöpft … Buurmann habe ihn noch im Krankenhaus in Rotenburg gesehen.
Über Geert van der Zwaag

Zu den Beschäftigten der Druckerei B.v.d. Kamp, die Opfer der Nazis wurden, gehört auch Geert Meint van der Zwaag. Nach 1945 stand seine Namen der Erinnerungstafel des Unternehmens in der Druckerei. Zur zeit ist wenig über ihn bekannt. Er wurde Groningen am 28. Dezember 1917 geboren. Seine Eltern waren Rinskje van Bruggen und Meint van der Zwaag. Das Paar hatte vermutlich zwei Kinder. Jan van der Zwaag starb im Alter von 48 Jahren 1964.

Aus den vorliegenden Unterlagen war er Arbeiter und wurde dienstverpflichtet, in Deutschland zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt lebte der im der Abel Tasmannstraat 10b in Groningen. Am 18. September 1942 wurde er im DAF-Lager in der Schierholzstraße in Hannover-Buchholz registiert. Einige Tage später, am 28. September 1942 wurde er als unbekannt bezeichnet. Am 27. Oktober 1942 wurde er als flüchtig gesucht. Am 8. Februar 1943 stirbt er angeblich an einer Lungenentzündung im KZ Sachsenhausen.