Am 31. August 2024 werden fünf Stolpersteine in St. Pauli der Öffentlichkeit übergeben. Sie liegen vor der Thadenstraße 83. Die Familie von Wilhelm Lutz und Else Rosenbach sowie deren Kinder, Rudolf, Johann und Josef wohnten hier von 1939 bis 1943. Am 11. März 1943 wurde sie ins KZ-Auschwitz deportiert und später dort ermordet.
Als Sinti*zze wurden ihre Familien von den Nazis verfolgt und ermordet. Die gesamte Familien von Wilhelm Lutz wurde Opfer des NS-Systems, sei es das sie ermordet wurden oder seine Geschwister und deren Kinder zwangssterilsiert wurden. Ich war über dieses Thema erst durch Laura Rosenberg gestolpert, die eine Nichte von Wilhelm war. Sie ging in die Schule Schanzenstraße und wohnte in der Vereinsstraße. Ihr Onkel, Wilhelm und Tante, Anna, wurden in KZs ermordet. Ihr Bruder, Willi Johann Rosenberg, wurde in Hadamar ermordet. So wie es im März 2023 eine Kundgebung auf dem Gelände ihrer ehemaligen Schule gab, war ein Motiv, auch an ihre verstorbene Familie in Form von Stolpersteinen zu erinnern. Es werden noch zwei Aktivitäten zu Laura Rosenberg im November 2024 und zuu Wille Rosenberg im April 2025 von mir mitgetragen werden. Hier der Aufruf zur Kundgebung am 31. August 2024 in der Thadenstraße:
Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, wir möchten Sie zu einer Kundgebung am Sonnabend, 31. August 2024, 11 Uhr Ecke Thadenstraße/Bernstorffstraße einladen. An diesem Tag sollen der Öffentlichkeit fünf Stolpersteine für die Familie Rosenbach/Lutz übergeben werden.
Stolpersteine erinnern an die Opfer des NS-Systems zwischen 1933 und- 1945. Allein in Hamburg sind es bislang über 7.000 Stück, es werden immer mehr. In Ihrer Nähe liegen sie z.B. Beim Grünen Jäger, Otzenstraße, Neuer Pferdemarkt, Wohlwillstraße, Bernstorffstraße, Lerchenstraße, Wohlersallee, Bleicherstraße, Gilbertstraße oder am Paulsenplatz. Sie verdeutlichen das Ausmaß der politischen Verfolgung und des mörderischen Rassenwahns des NS-Systems. Die Stolpersteine für die fünfköpfige Familie Rosenbach/Lutz sind ein Beitrag, um daran zu erinnern, dass ihnen und allen Sinti und Roma schlimmstes Unrecht angetan wurde, und dass sie bis heute fehlen.
Über die Familie Rosenbach/Lutz: Else Rosenbach lebte seit Mai 1939 mit ihren Kindern Rudolf, Josef, Johannes und dem Vater der Kinder, Wilhelm Lutz, in der Großen Gärtnerstraße 83 (heute: Thadenstraße 79, südöstliche Ecke Bernstorffstraße). Am 11. März 1943 wurde die Familie von der Kriminalpolizei abgeholt und über den Hannoverschen Bahnhof (heute Hafencity, hinter dem SPIEGEL-Gebäude) nach Auschwitz deportiert. Alle fünf wurden Opfer des Porajmos, also des Holocausts, an den europäischen Roma und Sinti. Else Rosenbach wurde am 14. Januar 1913 im Dorf Boke, Nähe Paderborn, geboren. Ihr Geburtshaus gibt es bis heute. Sie wurde am 23. März 1944 im KZ in Auschwitz ermordet. Wilhelm Lutz war am 20. August 1908 in Schönebeck Nähe Magdeburg zur Welt gekommen, er und hatte seit den 1920er Jahren bei seiner Familie in der Vereinsstraße 18 gelebt und war Elektriker auf der Werft Blohm & Voss. Er wurde am 12. April 1943 ermordet. Der älteste Sohn Rudolf starb fünf Tage vor seiner Mutter, er wurde neun Jahre alt. Josef kam am selben Tag wie seine Mutter, am 23. März 1944 ums Leben, er wurde vier Jahre alt. Der Todestag des 1935 geborenen Johann ist nicht bekannt.
Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge fielen über eine Million Roma und Sinti dem Nazi-Rassenwahn zum Opfer. Sie waren nach der Nazi-Ideologie nicht von „reinem deutschen Blut“ und sollten ebenso wie alle jüdischen Menschen in Europa vollständig vernichtet werden.
Warum wir öffentlich einladen: Hass und Hetze, Antiziganismus und Antisemitismus sind weiterhin in dieser Gesellschaft präsent. Wir stehen für eine offene, tolerante und allen gerechte Gesellschaft. Wir würden uns freuen, wenn Sie am 31. August Zeit finden.