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Holger Artus

Betr.: Johnsallee 54

Aus Anlass des Besuchs der Familie von Ella Michel aus Argentinien in Hamburg war eine meiner Absichten, dass es zu Begegnungen mit heutigen Nachbarn an den Standorten des damaligen Standorts des Israelitischen Krankenhauses in der NS-Zeit kommen sollte. In den Häusern der Johnsallee 54 und um die Schäferkampsallee 29 habe ich zwei Nachbarschaftsinfos verteilt. Leider kam es nicht zum Besuchstermin, da auf Grund von Verzögerungen beim Flug von Buenos Aires mach Hamburg es zu Verspätungen kam. Hier das Info zur Johnsallee 54.

Von September 1939 bis Juli 1942 war das Haus in der Johnsallee 54 Teil des Israelitischen Krankenhauses. 1942 hatte sich deren Zahl an Patienten so verringert, dass das Gebäude in der 54 nicht mehr benötigt wurde, sondern nur noch das Krankenhaus in der Johnsallee 68, der zweiten Station des Besuchs, für die Behandlung, Pflege und Unterbringung des Personals. Am 18. Dezember 1942 wurde die jüdische Gemeinde gezwungen, die Johnsallee 54 an die Stadt Hamburg zu verkaufen.

Was wollen wir hier erzählen?

Die jüdische Gemeinde hatte das damalige Gebäude 1928 von der Stadt erworben. Vor ihrem Haus liegt heute ein Stolperstein für Elisabeth Westfeld (geb. 1898), die von hier am 25. Oktober 1941 nach Lodz/ Litzmannstadt verschleppt wurde und in der Nähe, in Chelmno, vergast wurde. Ich habe in Vorbereitung des Besuchs weitere Mieter:innen aus der Johnsallee 54 gefunden, über die kurz etwas erzählt werden soll. So über Inge Lobenstein (gebr. 1923). Sie war die Tochter des Hausverwalters John Lobenstein, der mit seiner Familie seit 1932 in der Johnsallee 54 wohnte. Inge wurde am 8. November 1941 nach Minsk deportiert und ermordet. 

Über Ella Michel müssen wir der Familie nichts erzählen. Etwas sagen wollen wir ihr über andere Krankenschwestern, mit denen sie zusammen gelernt oder gearbeitet hatte. So über Ellen Glück, Martha Dessen oder Gerda Stillschweig. In der 54 wohnte auch der Arzt des Israelitischen Krankenhaus in der Johnsallee 68, Dr. Borgzinner. 

Wir werden sehen, ob wir alles erzählt bekommen. Nach dem Aufenthalt vor der 54  wollen wir zur Johnsallee 68 gehen. Hier liegt ein Stolperstein, der an Ella Michel erinnert. Ob Ella Michel, Ellen Glück, Gerda Stillschweig, Martha Dessen oder Dr. Borgzinner – sie alle zogen zusammen als Beschäftigte des Israelitischen Krankenhauses im September 1942 aus der Johnsallee  in die Schäferkampsallee 29.

Am nächsten Tag werden wir zur letzten Lebensstation von Ella Michel in Hamburg gehen, der Schäferkampsallee 29. Danach wird es zum historischen Standort des Israelitischen Krankenhauses in St. Pauli, in der heutigen Simon-von Utrecht-Straße gehen, wo es einst erbaut wurde. 1939 musste die jüdische Gemeinde auf Druck der Nazis den Standort aufgegeben. Es kam zum Umzug in die Johnsallee 54/68. 

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