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Holger Artus

Über den NS-Zwangsarbeiter, Jaroslaw Zaba aus Prag

Für einen Rundgang auf der Elbinsel Kaltehofe zur NS-Zwangsarbeit bei den Hamburger Wasserwerke hatte der Historiker, David Templin, noch den Namen von Jaroslaw Zaba genannt. Die Recherche-Lage ist schwer, aber einiges habe ich aufgeschrieben.

Jaroslaw Zaba gehörte zu den tschechischen Zwangsarbeiter, die in der NS-Zeit u.a. bei den Hamburger Wasserwerke eingesetzt wurden. Vom 5. bis 9. Oktober 2004 war er im Rahmen des damaligen Senatsprogramm auf Einladung der Stadt zu Besuch in Hamburg. Von 2001 bis 2013 waren über 400 Personen aus der Ukraine, aus Polen, Weißrussland, Russland, Tschechien und Lettland in Hamburg, in der Stadt, in die sie in den Jahren des Zweiten Weltkrieges zur Zwangsarbeit verschleppt worden waren. Eine halbe Million Menschen hatte in den Jahren 1939 bis 1945 in Hamburg Zwangsarbeit leisten müssen­, Frauen, Männer und Kinder. Ein Fragebogen, den er 2004 ausgefüllt hatte, ist der Bezugspunkt für seine Arbeit bei den HWW, aber auch bei anderen Unternehmen.

Quelle: Archiv KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Jaroslaw Zaba wurde am 11. Mai 1924 in Prag geboren. Bekannt ist, dass er von August 1943 bis Februar 1944 auf Befehl des Wehrmachtsreferat Prag mit anderen Tschechen in Hamburg war. Aus seinen Notizen und der anderen Zwangsarbeiter aus Prag ergibt sich, dass sie vor allem für Trümmerarbeiten eingesetzt wurden. Mit dem Bombardements der Alliierten im Juli 1943 hatte sich die Lage in Hamburg grundlegend verändert. Etwa 900.000 Menschen waren in Panik geflohen. Beamte, Betriebsleitungen, Angehörige von Dienststellen der Partei und Hilfsorganisationen hatten ihre Arbeits- und Aufgabenbereiche aufgegeben.

Zur Instandssetzung der Versorgungsbetriebe in Hamburgs wurden u.a. 1.000 Menschen der technischen Nothilfe nach Hamburg abkommandiert. Der Technische Notdienst (TN) wirkte im  Katastrophenschutz und dem zivilen Luftschutz. Er war die Vorgängerorganisation des Technischen Hilfswerks (THW) in Deutschland.

Im Sommer 1943 wurden auch KZ-Häftlingen eingesetzt. So war in der Badeanstalt der HWW in der Süderstraße/Ecke Heidenkampsweg zweiteilig ein Arbeitskommando untergebracht, um Trümmerarbeiten auszuführen. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme schreibt über deren Einsatz: „Nach den alliierten Bombenangriffen im Sommer 1943 auf Hamburg wurde der Hauptstandort der II. SS-Baubrigade am 7. August von Bremen nach Hamburg verlegt. Seit Herbst 1942 wurden KZ-Häftlinge nach Bombenangriffen der Alliierten auf west- und nordwestdeutsche Städte zu Aufräumarbeiten, zum Bergen von Leichen und Beseitigen von Bomben in SS-Baubrigaden eingesetzt… In Hammerbrook wurden die Männer provisorisch in einem Bunker in der Süderstraße 301 untergebracht, später in der Volksschule im Brackdamm 14/16. Die bis zu 930 Häftlinge mussten in den schwer zerstörten Stadtteilen Hammerbrook, Hamm-Süd und Rothenburgsort Aufräumarbeiten im Auftrag der Stadt und des Polizeipräsidenten verrichten. Ein großer Teil von ihnen wurde bei der Bergung von Leichen eingesetzt.“

Neben dem Prager Jaroslaw Zaba sind weitere Namen bekannt, die über die „Technischen Nothilfe“ nach Hamburg geschickt worden: Karel Jicha, Juri Kaliba, Miroslav Matousek, Ladislav Novotny, Juri Prochazka und Karel Svec. Aus Recherchen hat sich ergeben, dass sie zusammen in einem Zwangsarbeitslager lebten. „Dann waren wir in einer Schule untergebracht. Die Schule stand als einzige zwischen lauter Trümmern, Hamburg-Hamm, Osterebrookstraße“, heute die Grundschule Osterbrook. 

Als Arbeitstätigkeiten gab Zaba Trümmerarbeiten und andere Tätigkeiten an. Zu den Unternehmen, für die sie arbeiten mussten, schreibt er: „Weiter arbeitete ich … wechselnd bei den Wasserwerk, dem Gaswerk und auch in einem Kraftwerk.“ Es ist zu vermuten, dass auch neben Jaroslaw auch andere tschechische Zwangsarbeiter bei den Hamburger Wasserwerken und den anderen Unternehmen arbeiten mussten. Sie wurde nicht von den HWW beschäftigt..

Es bedarf noch weiterer Recherchen zu diesem Zwangsarbeiter-Einsatz bei den damaligen Hamburger Wasserwerken (HWW), den Hamburger Gaswerken (HGW)  und den Hamburger Elektrizitätswerken (HEW). Mit Blick auf die beiden letzten Unternehmen ist es bisher ein Problem, da sich bisher einer Zusammenarbeit eher versperren (man sagt: „Wir wünschen ihnen Erfolg“, um dann keinen Aufklärungsbeitrag zu leisten). Mit den Stichworten aus dem Fragebogen Jaroslaw Zaba gibt es aber Ansatzpunkte, wo die Recherche nicht auf die bisherige Haltung der Unternehmen angewiesen ist. Die Zusammenarbeit mit Hamburg Wasser hat nicht nur spannende neue Dokumente zu Tage gefördert. Sie ist auch motivierend, Geschichte im Heute anzubieten.

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