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Holger Artus

Information über Absage der Kundgebung am 12. März 2023 in der Bornstraße

Nach meiner Einschätzung war es mit meiner Erkrankung nicht mehr möglich, die geplante Kundgebung am 12. März 2023 vor der Bornstraße 22 zur Erinnerung an der Deportation vom 10. März 1943 durchzuführen. Darüber habe ich die Nachbarschaft in dem Haus informiert.

Ursprünglich sollte  zum 80. Jahrestag der Deportation von 51 jüdischen Menschen vom 10. März 1943 nach Theresienstadt eine kleine Kundgebung in der Bornstraße am Sonntag, den 15. März 2023 um 15 Uhr stattfinden. Leider muss ich diese Aktivität absagen, da eine schwere Erkrankung die Bewerbungsphase komplett durcheinandergeworfen hat. Es gab keine Chance, eine alternative Planung zu starten. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir zu den meisten Deportierten an ausgesuchten Wohnorten vor dem Zwangseinzug in die so genannten Judenhäuser die heutigen Mieter:innen über die damals verschleppten Personen informiert. Ich bin auch nach Rostock gefahren, da eine von ihnen, Paula Bayer, zu dem März-Deportierten gehörte. Es wurden viele Wochen in Archiven und Geschichts- werkstätten  in verschiedenen Städten Unterlagen gesichtet, um etwas zu erzählen, soweit es noch nicht öffentlich bekannt war. 

Wir haben Angehörige und Verwandte getroffen bzw. mit ihnen gesprochen/telefoniert.  So Ella Michel, die am 10. März im Israelitischen Krankenhaus in der Schäferkampsallee 29 arbeitete und lebte. Sie überlebte und zog nach Brasilien, wo sie bis vor wenigen Jahren lebte. Ihr Enkel hat 2007 ein Buch über einen Besuch von ihr in Deutschland geschrieben, eine sehr spannende Erzählung und ein Rückblick von ihr auf das Geschehen um den 10. März 1943, aber vor allem das Leben danach. Oder Elsa Struchholz, die um die Jahrtausend-Wende in Brasilien geboren wurde und nach Deutschland kam, wo sie adoptiert wurde. Sie lebte damals in Wedel. Die Recherche förderte neues über ihre letzten Monate in Hamburg zu Tage. Auch sie überlebte. Zwei Frauen, die am 10. März 1943 verschleppt wurden, lebten nicht in Judenhäuser, bevor sie deportiert wurden. Frieda Seifert wohnte in der Griesstraße 71 beim Bahnhof Hasselbrook oder Alice Latte im Neuen Steinweg 78 in der Hamburger Neustadt. Es wurde ein Info z.B. zu Röschen Ascher verteilt, die in der Werderstraße lebte, die es heute nicht mehr gibt. Hier findet man heute einen Teil der Grindelhochhäuser. Über Mathilde Rothgießer wurde etwas in der heutigen Bornstraße 33 verteilt (damals 34), zu Walter Drehmel in der Rutschbahn 25a; Margot, Marion und Jankiel Urszstajn in der Grindelallee 21.  Zu Betty Seligmann in der Isestraße 39, zu Julius Speyer im Grindelberg 77. In Uhlenhorst, Altona-Altstadt oder am Großneumarkt gab es diese Erinnerung an einzelne Deportierte. 

Alle diese Texte finde sie unter https://bornstrasse22.wordpress.com. Genau nach dieser eher “externen” Verteilung sollte die Bewerbung der Aktivität im Grindelviertel beginnen, die aber, wie oben beschrieben, gestoppt werden musste. 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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